Palmöl: wie schädlich ist es für Umwelt und Tiere? Was kann man tun?
Palmöl steht in der Kritik. Doch wie umweltschädlich ist der Anbau der Ölpalmen wirklich? Und ist Kokosöl wirklich eine gute Alternative? Hier findet ihr Antworten!
Bei Palmöl ist Vorsicht angesagt. Trotz der Versprechen von Herstellern und Industrie hat sich in den tropischen Anbaugebieten wenig verbessert. Mit wachsender Nachfrage steigt der Druck auf die Ökosysteme. Der wichtigste Tipp vorab: Tropische Fette möglichst durch regionale Pflanzenöle ersetzen! Das gilt neben Palmöl auch für Kokosöl!
Warum steht Palmöl in der Kritik? Und was kann man tun? Das erfahrt ihr in diesem Artikel!
- Themen im Artikel [Inhaltsverzeichnis]
- → Warum Palmöl eigentlich ein Super-Fett ist
- → Wie umwelt- und klimaschädlich ist Palmöl wirklich?
- → Ist Kokosöl eine gute Alternative zu Palmöl?
- → Das Palmöl-Dilemma: Warum es keine einfachen Lösungen gibt
- → Welche Lösungen gibt es für das Palmöl-Problem?
- → Palmöl-Dilemma: Das können Verbraucher tun!
Grundsätzlich ist die Ölpalme eine ertragreiche Nutzpflanze. Sie bildet sehr fetthaltige Palmfrüchte, deren Öl sich vielseitig nutzen lässt. Gleichzeitig stellt die Pflanze keine hohen Ansprüche und lässt sich gut anbauen und verarbeiten.
Probleme ergeben sich vorwiegend daraus, dass der Anbau in tropischen Gebieten erfolgt – und die Nachfrage nach Palmöl immer weiter steigt.
Warum Palmöl eigentlich ein Super-Fett ist
Der wichtigste Vorteil von Palmöl liegt im Ertrag der Ölpalmen. Sie sind gewissermaßen kleine Ölquellen. Mehr pflanzliches Öl kann man pro Hektar kaum erzeugen!
Dadurch ist Palmöl einfach richtig billig. In vielen Rezepturen ersetzt Palmöl andere Zutaten, die viel teurer wären. In Europa gibt es kein regional erzeugtes Öl mit diesen Eigenschaften!
Palmöl ist bei Raumtemperatur außerdem relativ fest. Grund dafür ist der hohe Anteil an gesättigten Fettsäuren. Das macht es zu einer interessanten Zutat für Streichfette, Eiscremes und Co.
Palmöl wird außerdem in Kosmetik, Waschmitteln, Seifen und auch als Treibstoff genutzt.
Elaeis Guineensis (Palm) Oil, Hydrogenated Palm Glycerides, Sodium Palm Kernelate, Sodium Palmate, Palm Kernel Acid, Cetyl Palmitate.
Wie umwelt- und klimaschädlich ist Palmöl wirklich?
Tropische und subtropische Gebiete sind für ihren Artenreichtum bekannt. Mehr als die Hälfte aller Tier- und Pflanzenarten leben dort. Und das, obwohl tropische Regenwälder nur etwa 7 Prozent der Erdoberfläche bedecken.
Das meiste Palmöl wird in Indonesien und Malaysia produziert, also in den asiatischen Gebieten der Tropen und Subtropen. [1]
Landwirtschaft bedeutet, der Natur etwas abzuringen. Sie ist immer mit einem gewissen Eingriff in die Ökosysteme verbunden. Trotzdem macht es einen großen Unterschied, wie und wo und in welcher Menge Produkte erzeugt werden.
In tropischen Regionen kann Landwirtschaft besonders weitreichende Folgen haben. Intensive Formen der Landwirtschaft zerstörten ganze Ökosysteme. Was sich über Jahrtausende entwickelt hat, wird so im wahrsten Sinne des Wortes plattgemacht.
Doch was ist ein Hektar Regenwald wirklich wert? Was sind die Kosten fürs Klima? Was bedeutet es für Tiere (z. B. Orang-Utans oder Tiger), in fremde Reviere fliehen müssen?
Niemand kennt die Kosten. Niemand muss für Schäden aufkommen. Und so ist Palmöl eines der billigsten Fette überhaupt. Und vielleicht eines mit den teuersten Folgen für die Erde.
Im Jahr 2022 wurden weltweit auf über 30 Millionen Hektar Ölpalmfrüchte angebaut. [2] Und die Nachfrage steigt! [1]
Ist Kokosöl eine gute Alternative zu Palmöl?
Umweltschützer machen uns darauf aufmerksam, welche Folgen der hohe Palmöl-Verbrauch hat. Seit vielen Jahren gibt es Kampagnen, um die Pflanzen- und Tierwelt in den Tropen zu schützen. Und das Klima.
Was für ein gutes Gefühl, wenn wir ein Produkt "ohne Palmöl" entdecken! Doch leider trügt das oft!
Um Palmöl zu ersetzen, verwenden Hersteller meistens Kokosöl. Manchmal wird Sheabutter, Kakaobutter oder ein anderes Fett mit hoher Festigkeit verwendet.
Bloß: Auch diese Fette stammen aus tropischen Gebieten. Sie haben dieselben Nachteile wie Palmöl. Zudem liefern diese Fette auf selber Fläche weniger Ertrag. Sie sind keine guten Alternativen für Palmöl. Sie bieten keine Lösung.
Palmöl durch Kokosöl zu ersetzen, ändert nichts an der grundsätzlichen Problematik. Und dasselbe gilt im Grunde für alle tropischen Fette, von Carnaubawachs über Sheabutter, Kakaobutter bis Babassuöl.
Ölpalme | Kokospalme | |
---|---|---|
tropische Pflanze | ja | ja |
Öl-Ertrag pro Hektar/Jahr | ca. 3,8 Tonnen [3] | ca. 0,7 Tonnen [3] zusätzlich Nebenprodukte |
Diese Daten unterliegen Schwankungen. |
Das Palmöl-Dilemma: Warum es keine einfachen Lösungen gibt
Beim Palmöl steckt die Menschheit in einem Dilemma. Denn einerseits ist Palmöl ein tolles Produkt. Andererseits sorgt die Art und Weise und Menge der Erzeugung für ernste Probleme.
Neu auf Vegpool:
Doch wie man es auch dreht und wendet: Eine einfache Lösung gibt es nicht.
- Palmöl durch andere tropische Fette zu ersetzen, verschiebt das Problem. Kokosöl ist keine bessere Alternative zu Palmöl.
- Palmöl lässt sich in einigen Bereichen durch gehärtetes Fett ersetzen. Sofern Fette nur teilweise gehärtet werden, enthalten sie Transfettsäuren, die man insgesamt besser meiden sollte. Teilweise gehärtete Fette sind daher keine gute Alternative zu Palmöl. Im Bio-Bereich sind gehärtete und teilweise gehärtete Fette nicht zulässig. Vollständig gehärtete Fette enthalten in der Regel keine (oder nur wenige) Transfettsäuren. In der Zutatenliste wird in der Regel angegeben, ob Fette "gehärtet" bzw. "teilweise gehärtet" sind.
- Es ist auch wenig sinnvoll, Palmöl durch tierische Fette wie Butter zu ersetzen. Butter gilt schließlich als echter "Klimakiller". Zudem erhalten Tiere häufig ebenfalls Futter aus tropischen Anbaugebieten, sodass der tropische Flächenverbrauch am Ende weiter steigt.
Es ist ein echtes Dilemma!
Welche Lösungen gibt es für das Palmöl-Problem?
Eigentlich gibt es kein "Palmöl-Problem", sondern vielmehr ein Problem mit Landwirtschaft in tropischen Gebieten. Es ist den Orang-Utans, Zwergelefanten und Mangrovenwäldern am Ende wohl egal, ob sie für Ölpalmen oder für Futtermittel vertrieben und zerstört werden.
Dabei gibt es schonendere Methoden, um Ölpalmen anzubauen. Es gibt Organisationen und Hersteller, die Bio-Standards in der Ölpalmen-Erzeugung etablieren und so für eine nachhaltige(re) Palmölerzeugung sorgen.
Die dafür eintreten, dass wenigstens nicht noch weitere Urwälder zerstört werden.
Pioniere wie der Bio-Hersteller Rapunzel zeigen mit ihren "Hand in Hand"-Projekten, dass es möglich ist, Palmöl verantwortungsvoll in Bio-Qualität zu erzeugen und dabei auch auf die sozialen Bedürfnisse der Bevölkerung vor Ort zu achten. [4]
Auch Menschenrechts- und Umweltorganisationen setzen sich auf verschiedenen Ebenen dafür ein, höhere Standards für die Erzeugung von Palmöl zu schaffen.
Wie bei den Tierprodukten geht es auch bei Palmöl primär darum: Reduzieren, so gut es geht!
Palmöl-Dilemma: Das können Verbraucher tun!
Palmöl ist grundsätzlich ein gutes, vielseitiges Produkt, das sich in manchen Produkten schwer ersetzen lässt.
Doch gerade, wenn wir es besonders gut machen wollen, schleicht sich schnell Perfektionismus ein, der uns am Ende die Motivation raubt.
Doch wenn wir aufgeben, dann handeln wir wieder so, wie zuvor – nur ohne Hoffnung. Wir resignieren.
Aus dem Grund empfehlen Experten nicht tropische Fette wie Palmöl zwanghaft zu vermeiden. Sie empfehlen stattdessen, sie zu reduzieren und sparsam zu konsumieren. So gut es im Alltag funktioniert, aber ohne übertriebenen Perfektionismus.
Das Wichtigste ist: Wir brauchen kein Palmöl in der Ernährung. Es ist kein besonders gesundes Fett. Das gilt für die meisten tropischen Fette. In der Ernährung sollten wir pflanzliche Fette wie Rapsöl oder Olivenöl den Vorzug geben (jedoch nicht Sonnenblumenöl).
Die wichtigsten Tipps, um bei Palmöl zu handeln:
- In manchen Produkten lässt sich Palmöl bislang nicht ganz vermeiden. Dazu gehört Margarine. Achtet hier nach Möglichkeit auf Bio-Qualität und vertrauenswürdige Hinweise, dass das Palmöl unter höheren sozialen Standards erzeugt wurde (z. B. "Hand in Hand"-Projekt von Rapunzel oder andere unabhängig kontrollierte Fair-Trade-Projekte). Schokocremes ohne tropische Fette findet ihr mittlerweile im Handel. → 2021 haben wir mehrere vegane Schokocremes ohne Palm- und Kokosöl getestet!
- Kennzeichnungen wie "RSPO" (Roundtable on Sustainable Palm Oil), "Rainforest Alliance" oder "UTZ" weisen auf etwas höhere Standards hin, sind aber umstritten und sollten nicht als Freifahrkarte angesehen werden.
- Meidet Produkte, in denen unnötigerweise Palmöl oder andere tropische Fette eingesetzt werden. Das gilt etwa für Kekse und Kuchen, aber auch für Aufstriche wie z. B. Erdnussbutter.
- Wenn ihr wollt, schreibt eine Mail (Briefe wirken besonders gut!) an Hersteller und bittet um Rezepturen ohne tropische Fette. Nutzt auch soziale Medien, um dem Thema Reichweite zu verleihen.
- Routinen erleichtern das Leben. Mit einer Routine müsst ihr nicht mehr jedes Mal erneut alles durchdenken – ihr handelt einfach aus Gewohnheit.
- Wählt bei politischen Wahlen mit Kopf, statt nur nach Bauchgefühl. Beteiligt euch in der Lokalpolitik, um einen echten Eindruck über politisches Handeln zu erhalten. Nicht alles liegt an Faulheit oder Korruption. Manchmal sind Zusammenhänge tatsächlich komplex.
Klar scheint: Das Palmöl-Dilemma lässt sich nur gemeinsam mit Verbrauchern und Politik lösen. Ein starkes Lieferkettengesetz könnte etwa dazu beitragen. Auch wenn Wirtschaftsverbände dagegen kämpfen, verspricht es doch die Chance, das Verursacherprinzip wieder zu etablieren. Damit die Zerstörung der Tropen nicht mehr folgenlos bleibt. Damit es sich auch wirtschaftlich endlich lohnt, die Umwelt zu schützen.
Der Artikel wurde am 6.8.2024 vollständig neu verfasst. Update am 29.10.2024: Vollständig gehärtete Fette enthalten in der Regel deutlich weniger (oder gar keine) Transfettsäuren, im Gegensatz zu teilweise gehärteten Fetten. Das haben wir korrigiert.
Quellen
Veröffentlichung:
Autor: Kilian Dreißig