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Strategien der Tierindustrie: Die Marshmallow-Taktik (#1)

Werbekampagnen der Tierindustrie setzen auf Gefühlsbotschaften - und hetzen gegen wissenschaftliche Erkenntnisse. Bild: igor kisselev / Adobe Stock

In den 1970er Jahren führten Wissenschaftler ein fieses Experiment mit kleinen Kindern durch: Sie gaben ihnen Marshmallows – weichen, süßen Schaumzucker.

Die Kinder standen vor einer kniffligen Entscheidung: Sofort den Marshmallow essen oder 15 Minuten warten und dafür einen zweiten bekommen.

Während dieser Wartezeit saßen die Kinder allein in einem leeren Raum. Sie konnten den Marshmallow sehen, hatten sonst aber keine ablenkenden Reize – eine echte Geduldsprobe.

Die Forscher wollten herausfinden, wie gut Kinder ihre Impulse kontrollieren können und ob das ihren späteren Erfolg im Leben beeinflusst. Psychologen nennen das Impulskontrolle.

Das Ergebnis: Kinder, die warten konnten, waren später oft erfolgreicher – und das lag nicht an ihrer Intelligenz. Ihr "Trick": Sie konnten sich besser von der Versuchung ablenken.

Menschen mit guter Impulskontrolle denken oft mehr über ihr Handeln nach. Sie können ihre Entscheidungen besser steuern und müssen nicht sofort jedem Reiz nachgeben.

Das ist gut für alle, die schlechte Angewohnheiten loswerden wollen. Die nicht immer sofort ihrem inneren Schweinehund nachgeben wollen. Mehr Sport, weniger Süßigkeiten, mehr Gesundheit.

Aber das ist schlecht für die, die von diesen Angewohnheiten profitieren – etwa die Tierindustrie.

Vertrau deinem inneren Schweinehund! Sofort!

Wenn uns Kampagnen der Tierindustrie mit Slogans wie "Iss, was dir schmeckt" ansprechen, greifen sie genau diese Impulskontrolle an – die Fähigkeit, die uns langfristig erfolgreicher macht.

Sie stellen den Verzicht auf Tierprodukte als "Verbot" oder "Dogma" dar – während sie unsere schlechten Gewohnheiten als "Befreiung" feiern. Oft kombiniert mit Bildern von Gemeinschaft und Spaß.

Bei ihren Marketing-Kampagnen greifen Werbestrategen der Tierindustrie auf ähnliche Taktiken zurück wie die Tabakindustrie in den 1960er Jahren. → Unser Vergleich der Strategien.

Wenn wir an Darmkrebs oder Stoma ("Kackbeutel") denken, verbinden wir das nicht mit "Freiheit". Viele Darmkrebs-Patienten haben panische Angst vor dem nächsten Stuhlgang.

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Auch die Weltgesundheitsorganisation warnt seit 2015 vor den Krebsrisiken von rotem und verarbeitetem Fleisch. In Deutschland erkranken immer mehr Menschen unter 50 Jahren.

Aber: wir Menschen reagieren stärker auf Gefühle als auf Fakten. Sorgfältige Analysen zu Krankheitsrisiken erreichen uns weniger als ein solides Bauchgefühl. Die WHO warnt vor Fleisch? "Ich lasse mir nichts verbieten!"

Die Werbestrategen der Tierindustrie wissen das – und setzen gezielt auf emotionale Botschaften.

Das Marshmallow-Experiment zeigt, dass sich die Fähigkeit zur Impulskontrolle unterscheidet. Das Wissen schützt uns aber nicht automatisch vor Manipulation. Doch auch wenn wir keine besonders ausgeprägte Impulskontrolle haben, können wir auf Alarmzeichen achten – und uns besser vor den Werbestrategien der Tierindustrie schützen.

Veröffentlichung:

Autor: Kilian Dreißig

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Diskussion im Forum:
Marketing-Taktik der Tierindustrie: Marshmallow-Experiment
Letzter Beitrag: vor 28 Min von Sunjo.

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