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Vegan nach dem Pareto-Prinzip: so gut es im Alltag geht!

Vegan werden – mit dem Pareto-Prinzip wird's besonders leicht. Bild: olezzo / Adobe Stock

In diesem Artikel stellen wir das Pareto-Prinzip vor und erläutern, warum es sich bei einer veganen Lebensweise besonders gut anwenden lässt.

Durch das Pareto-Prinzip wird die vegane Ernährung alltagstauglicher und nahbarer. Vegan nach dem Pareto-Prinzip bedeutet: So gut es im Alltag geht, ohne übertriebenen Aufwand.

Das Pareto-Prinzip hilft dabei, Überforderung zu vermeiden und stattdessen langfristige Routinen zu entwickeln. Es hilft dabei, den Fokus klar zu setzen – und Hebelkräfte zu nutzen.

Was ist das Pareto-Prinzip?

Beim Pareto-Prinzip handelt es sich um die Beobachtung des italienischen Ökonomen Vilfredo Pareto, dass sich 80 % der Ergebnisse eines Projektes oft bereits mit 20 % Aufwand erfüllen lassen. Dagegen benötigt man für die restlichen 20 % mitunter 80 % des Aufwandes.

Das Pareto-Prinzip lässt sich in vielen Alltags-Situationen beobachten:

  • 20 % der Produkte eines Unternehmens liefern in der Regel etwa 80 % des Umsatzes.
  • Ein Künstler malt 80 % eines Bildes in 20 % der Zeit – und benötigt für die Details 80 % der Zeit.
  • Auf einer Reise entfallen 80 % der Strecke auf den Schnellzug, der dafür nur 20 % der gesamten Reisezeit benötigt.

Dass das Pareto-Prinzip in der Wirtschaft eine wichtige Rolle spielt, liegt auf der Hand. Denn wer den Kern eines Projektes genau definieren kann, kann bei den restlichen Aufgaben viel Aufwand einsparen.

Auch wir orientieren uns in der Vegpool-Redaktion am Pareto-Prinzip, um mit unseren vorhandenen Mitteln besonders viele Menschen erreichen zu können.

Doch natürlich könnt ihr das Pareto-Prinzip auch im veganen Alltag gut anwenden!

Leidenschaftlich vegan, aber ohne Perfektionismus. Bild: vaaseenaa / Adobe Stock

Das Pareto-Prinzip in der veganen Ernährung

Die meisten Veganer entscheiden sich aus einem von vier Gründen für die vegane Ernährung. Eine besonders wichtige Rolle spielen dabei der Schutz von Umwelt und Klima sowie die Vermeidung unnötiger Tierquälerei.

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Den wenigsten Veganern geht es um Perfektionismus. Sie wollen einen Beitrag zum Schutz der Umwelt und der Tiere leisten. So gut es eben geht. Sie müssen nicht die Welt retten. Sie beginnen dort, wo sie mit geringem Aufwand Einfluss nehmen können.

Sie wissen: unsere Ernährung hat einen besonderen Einfluss. Mit einer Ernährungs-Umstellung können wir besonders viel Gutes tun.

Mit dem Pareto-Prinzip wird der Vegan-Umstieg dabei zum Kinderspiel.

Bild: K/Vegpool

Hier könnt ihr euch das Diagramm als PDF herunterladen.

Einem Klischee zufolge müssen Veganer ständig Zutatenlisten wälzen, Produktanfragen stellen und im Internet recherchieren. Eine nervenaufreibende Arbeit, die einen schnell zur Verzweiflung bringt.

Wie gesagt: Es ist ein Klischee. Tatsache ist, dass man bereits mit einem kleinen Schritt die allermeisten Tierprodukte aus dem Speiseplan streichen oder ersetzen kann.

Und diesen Schritt nennen wir in unserem Diagramm Stufe 1.

Die Stufen der veganen Lebensweise

In der ersten Stufe des Vegan-Umstiegs streicht man offensichtliche Tierprodukte vom Speiseplan. Also Fleisch, Milch, Eier, Gelatine und so weiter. Wer sich ein wenig mit Ernährung auskennt, wird hier in den ersten Tagen schon mit wenig Aufwand (~20 %) sehr viel Effekt erzielen (80 %). Denn die meisten Tierprodukte konsumieren wir über die Ernährung.

Parallel kann man, wenn man mag, mit Stufe 2 beginnen.

In Stufe 2 werden die offensichtlichen Tierprodukte aus dem Alltag gestrichen, über die Ernährung hinaus. Statt Lederschuhe werden zum Beispiel Schuhe aus veganen Materialien gekauft (wobei alte Schuhe aufgebraucht werden können).

Mit diesen beiden Stufen hat man bereits über 90 % Effekt erzielt (mehr als im Pareto-Prinzip). Es liegt auf der Hand, dass man zu Beginn öfter Zutatenlisten liest, doch der Aufwand ist eigentlich keiner. Nach wenigen Malen weiß man schließlich, welche Produkte vegan sind.

Mit einer neuen Routine bekommt man ein gutes Gefühl für pflanzliche Lebensmittel. Dann wird die vegane Lebensweise ein normaler Teil des Lebens. → Die wichtigsten Tipps zum Vegan-Einstieg.

Wer mag, kann sich anschließend der Stufe 3 nähern. Ja, die Rede ist von nähern. Wer das Pareto-Prinzip kennt, der weiß, dass Perfektionismus viel Energie verschwendet – und dabei nur wenig bewirkt. Denkt an die Hebelkräfte!

In Stufe 3 werden auch unbekanntere (aber deklarierte) Tierprodukte aus dem persönlichen Alltag gestrichen und ersetzt. Darunter z. B. tierische Zusatzstoffe und E-Nummern. Also z. B. E 123 (Echtes Karmin) oder E 441 (Gelatine). Dinge, die sich in wenigen Sekunden im Internet recherchieren lassen. Nutzt dafür unser Inhaltsstoff-Verzeichnis und den Zutatencheck.

Das ist in der Tat etwas mehr Aufwand, betrifft allerdings nur ganz wenige Stoffe in geringen Mengen. Und die meisten Dinge merkt man sich eines Tages einfach. Denn wie oft sucht man schon einen Lippenstift ohne Karmin?

Vegan nach dem Pareto-Prinzip bedeutet: So gut es im Alltag geht, aber ohne übertriebenen Aufwand.

Für vegane Ernährung müssen keine "Milchkälbchen" getötet werden. Bild: makam1969 / Adobe Stock

Übertriebener Perfektionismus? Nein Danke!

Wir empfehlen, Stufe 4 einfach zu ignorieren. Diese besagt, dass man auch versteckte Tierprodukte recherchiert (z. B., ob im Trägerstoff eines Aromas Tierprodukte enthalten sind). Diese Recherche betrifft nur ein Mindestmaß an Produkten (schätzungsweise 0,01 %), benötigt aber ungleich viel Zeit. In den wenigsten Fällen ist der Aufwand wirklich gerechtfertigt, denn bei Stufe 4 steigt das Risiko für persönliche Überforderung – und die Hebelwirkung geht gegen null.

Wer die drei Stufen der veganen Lebensweise erreicht hat, hat bereits 95 % aller Tierprodukte berücksichtigt. Ein wichtiger Schritt für die Umwelt, die Tiere und auch für die Gesundheit.

Der Hintergrund, warum wir unseren Lesern nur zu entspannten 95 % raten, ist folgender:

Vegan nach dem Pareto-Prinzip = ohne übertriebenen Perfektionismus. Bild: Halfpoint / Adobe Stock

Den richtigen Fokus setzen

Eine vegane Lebensweise ist eine gute Lebensgrundlage. Viele Menschen sind nach dem Erfolgserlebnis der Vegan-Umstellung mit Freude ein paar Schritte weitergegangen. Sie treiben mehr Sport und leben aktiver. Nicht wenige bezeichnen den Vegan-Umstieg rückblickend als beste Entscheidung ihres Lebens.

Und doch ist eine vegane Lebensweise immer nur ein Aspekt des Lebens. Auch als Veganer bleibt man ein individueller, einzigartiger Mensch. Man muss nicht perfekt vegan leben, um vegan zu leben.

Definiert euch nicht darüber, wie streng ihr vegan lebt, denn das raubt euch auf Dauer die Lebensfreude. Legt den Fokus lieber darauf, was ihr mit geringem Aufwand bereits erreichen konntet! Nutzt die Hebelkräfte des Pareto-Prinzips!

Lasst euch von Vorurteilen nicht irritieren. Das Klischee, demzufolge Veganer auch Fliegen und Spinnen und Mücken retten müssten (da sie sonst nicht vegan wären), soll euren Fokus abschwächen. Vegane Ernährung hat eine bemerkenswerte Wirkung in den Bereichen, auf die wir Einfluss haben.

Vegan nach dem Pareto-Prinzip, das bedeutet, den Fokus darauf zu legen, was wir bereits mit wenig Aufwand erreichen können. Für die Umwelt, für die Tiere und für unsere Gesundheit.

Selbst mit geringem Aufwand gelingen uns 95 % mehr, als die meisten Menschen je wagen. Und diese 95 % wirken – ein Leben lang. Das Pareto-Prinzip unterstützt einen daher dabei, nachhaltig und dauerhaft vegan zu leben.

Wer entspannt zu 95 % vegan lebt, rettet daher auf Dauer mehr Tiere und trägt stärker zur Erhaltung der natürlichen Ressourcen bei, als Perfektionisten, die nach wenigen Jahren wegen Überforderung resignieren.

Der Artikel wurde am 11.7.2024 überarbeitet.

Veröffentlichung:

Autor: Kilian Dreißig

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Diskussion im Forum:
Vegan nach dem Pareto-Prinzip: Den großen Hebel ansetzen!
Letzter Beitrag: 14. Jul. von Daniele.

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