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Definition: Was bedeutet Veganismus genau?

Vegan werden – heute leicht wie nie
Vegan werden – heute leicht wie nie Bild: Fotolia.com

Wie ist eigentlich die Definition von Veganismus? Wie wird Veganismus definiert?
Viele Menschen halten Veganismus für eine gesunde Ernährungsweise. Andere sehen darin eher einen politischen Protest gegen Tierquälerei. Andererseits werden Veganer auch gerne bei den Umweltschützern eingeordnet.

Offensichtlich gibt es innerhalb und außerhalb der "veganen Szene" viele verschiedene Definitionen für diese Lebensweise. Und gerade deshalb stellt sich die berechtigte Frage: Wo finden sich Überschneidungen der unterschiedlichen Definition? Was ist die Kern-Definition?

Verschiedene Vegan-Definitionen

Als vegan gelten gemeinhin Produkte, die ohne tierische Inhaltsstoffe erzeugt wurden. Über diesen Kern hinaus wird Veganismus dagegen recht individuell definiert und interpretiert.

  • Gesundheits-Veganer legen den Fokus auf frische Zutaten, Vielfalt und Abwechslung in der Ernährung. Stark verarbeitete Convenience-Produkte würden sie nicht als "vegan" ansehen.
  • Ethisch motivierte Veganer haben eher wirtschaftliche Zusammenhänge im Blick und meiden manchmal auch pflanzliche Produkte von Konzernen, die auch im Bereich der Tierhaltung tätig sind.
  • Ökologische Veganer schauen dagegen eher auf den Ressourcen-Verbrauch. Obst, das mit dem Flugzeug aus fernen Ländern importiert wird, passt für sie einfach nicht zu einer veganen Ernährung. Bestimmte Lebensmittelkonzerne stehen für sie wegen umweltschädlicher Produktionsweisen ebenfalls auf der schwarzen Liste.

"Vegan" ist dabei streng genommen aber eben doch nur die Nutzung von Produkten ohne Tierprodukte. Veganismus ist daher auch nicht per se umweltfreundlich, tierlieb oder gesund.

Die individuelle Definition ändert sich gewöhnlich im Laufe der Zeit. Es ist auch nicht überraschend, dass manch ein ethisch motivierter Veganer im Laufe der Zeit gesundheitliche Kenntnisse dazu gewinnt und für sich nutzt. Und manch ein Gesundheits-Veganer hat schon begonnen, Müll zu reduzieren und sich für den Tierschutz zu engagieren.

Veganismus: Reaktion statt Selbstzweck

Eines wird schnell klar: Die meisten Veganer reagieren auf Umstände wie z. B. den Umgang mit Tieren in unserer Gesellschaft, dem Raubbau an der Natur oder mit den Risiken, die eine ballaststoffarme Ernährung mit Tierprodukten mit sich bringt. Für Veganer steht der "Vegan"-Begriff daher auch für eine möglichst nachhaltige, faire und gesunde Lebensweise.

Das allerdings ist zu vage für Lebensmittelhersteller, die ihrerseits damit werben möchten, "vegan" zu produzieren. Aus dem Grund haben sich viele Institutionen bereits damit beschäftigt, Vegan-Definitionen aufzustellen und die Aspekte einer veganen Ernährung grob in Worte zu fassen.

Anstelle einer gesetzlichen Vegan-Definition hat die Verbraucherschutzministerkonferenz 2016 in Deutschland eine rechtsverbindliche Definition aufgestellt, die den Ernährungs-Teil der veganen Lebensweise beinhaltet [1]. Produktionsschritte wie die Entwesung sind hier jedoch nicht enthalten.

Viele ethisch orientierte Veganer bevorzugen dagegen die Vegan-Definition der Vegan Society, die den Begriff Veganismus ursprünglich geprägt hat und in erster Linie ethisch orientiert ist [2]. Sie vergibt ein eigenes Vegan-Siegel ("Veganblume").

Auch die European Vegan Union (EVU) vergibt ein Vegan-Label ("V-Label") mit eigener Vegan-Definition.

Klare Definition - entspannte Umsetzung

Die wenigsten Veganer entsprechen dem Klischee des perfektionistischen Erbsenzählers. Es geht schließlich nicht darum, ein "Vegan"-Label zu erfüllen. Vielmehr möchten sie unnötiges Leid und unnötige Ressourcen-Verschwendung vermeiden und ihre Gesundheit erhalten.

Frei nach dem Pareto-Prinzip, nach dem mit 20% Energie bereits 80% Wirkung zu erzielen ist. So gut es geht vegan, aber ohne Perfektionismus.

Zur Übersicht möchten wir die einzelnen Motivationen einzelner Vegan-Strömungen kurz vorstellen.

Vegan-Definition der ethischen Veganer

Umfragen zufolge ist für die meisten Veganer in Deutschland ein fairer Umgang mit Tieren ausschlaggebend für ihre Ernährungs-Entscheidung. Sie definieren Veganismus als Lebensweise ohne Tierquälerei und Tierausbeutung. Da schließt meist auch Hilfsstoffe wie z. B. Gelatine ein, die bei Fruchtsäften häufig zur Klärung verwendet wird. Bei Honig (der als Tierprodukt definitionsgemäß nicht vegan ist) scheiden sich allerdings manchmal die Geister.

Vegan-Definition der Gesundheits-Veganer

Laut Umfragen ist der Erhalt der eigenen Gesundheit der zweithäufigste Grund, vegan zu leben. Gesundheitsorientierte Veganer achten auf eine überwiegend vollwertige, pflanzliche Ernährung, um Risiken für Zivilisationserkrankungen zu verringern und die Lebensqualität zu steigern. Viele sind bereit, ab und zu "Ausnahmen" zu machen, z. B. bei sozialen Anlässen wie Geburtstagsfeiern.

Vegan-Definition der ökologischen Veganer

Ökologisch motivierte Veganer lehnen Tierprodukte ab, weil der Anbau von Futtermitteln einen sehr hohen Verbrauch an Ressourcen aufweist. Von ca. 10 Kilo Futtermitteln wandeln Tiere etwa 8,5 Kilo in Gülle um! Manche machen "Ausnahmen" bei bestimmten Tierprodukten z. B. Honig oder auch bei "geretteten" Lebensmitteln, die von Supermärkten aussortiert werden und im Müll landen würden.

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Definition spielt im Alltag kaum eine Rolle

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Veganismus für die meisten Veganer eine Lebensphilosophie ist, die immer wieder hinterfragt und angepasst wird. Mit strikten Ernährungs-Vorschriften oder weltfremder Dogmatik können sie nicht viel anfangen. Das zeigt sich auch darin, dass manch ein Veganer durchaus "Ausnahmen" macht, zumindest bei bestimmten Produkten oder zu bestimmten Anlässen.

Dazu kommt, dass die meisten Veganer mit einer Haupt-Motivation beginnen und im Laufe der Zeit (und im Austausch mit anderen Veganern) weitere Aspekte übernehmen. Aus einem ursprünglichen Gesundheits-Veganer ist mitunter schon ein Tierfreund geworden. Und manch ein Tierrechtler hat entdeckt, wie gesund sich seine Ernährung gestalten lässt.

Strikte Vegan-Definitionen haben daher allenfalls eine Funktion, einen groben Überblick zu geben. Die vegane Lebensphilosophie mit ihren individuellen Ausprägungen kann keine Vegan-Definition ausreichend in Worte fassen. Vegan-Einsteiger sollten sich daher auch nicht von Vegan-Definitionen aufhalten sondern da beginnen, wo sie es für richtig halten.

Lies dazu auch: Vegan werden - ein guter Einstieg!

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Autor: Redaktion

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