Als Veganer ständig frieren? Tipps von Chefarzt Prof. Andreas Michalsen
Gutes Essen wärmt bekanntlich Körper und Seele. Das gilt für jede Art der Ernährung. Und doch kommt es vor, dass sich Vegan-Umsteiger ständig kalt fühlen. Dass sie das Gefühl haben, viel häufiger zu frieren als ihr Umfeld.
Schnell kommen Befürchtungen auf, dass das häufige Frieren an einer Mangelernährung liegen könnte. Verstärkt wird diese Sorge oft noch aus dem sozialen Umfeld. "Das muss an deiner Ernährung liegen".
Doch liegt das Gefühl, ständig zu frösteln, wirklich an der veganen Ernährung? Muss man sich Sorgen machen, wenn man als Veganer ständig friert? Und wie sollte man darauf reagieren?
Dazu haben wir Prof. Dr. Andreas Michalsen befragt. Er ist Chefarzt der Abteilung Naturheilkunde im Immanuel Krankenhaus Berlin und bekannter Bestseller-Autor (u. a. "Mit Ernährung heilen", "Heilen mit der Kraft der Natur").
Es sei wissenschaftlich nicht belegt, dass Veganer häufiger frieren, so der Chefarzt. Allerdings: Veganer seien oft schlanker als Nicht-Veganer. Fett im Körper hätte zwar viele ungünstige Eigenschaften, da es Entzündungen und Herzinfarkte fördere. Gleichzeitig sei aber eine gute Eigenschaft bekannt: Fett isoliert.
Übergewichtigen Menschen sei daher in der Regel nicht so kalt.
"Es ist vielleicht manchmal unangenehm, aber ich würde deshalb nicht in Unruhe geraten", so Prof. Michalsen. Im Zweifel lieber einen dicken Pulli mehr anziehen, als auf die gesundheitlichen Vorteile einer veganen Ernährung zu verzichten. "Wir wissen einfach, dass schlanke Menschen in der Regel viel gesünder sind".
Die individuelle Körperwärmeempfindung ist unterschiedlich, erläutert der Gesundheitsexperte im Interview. Es kann sich zwischen Menschen sehr stark unterscheiden, auch kulturell.
Ein Teil der Thermoregulation sei genetisch bedingt. Ein weiterer Aspekt sei aber, dass man sich eine gewisse Eigenwärmebildung antrainieren könne. Das sogenannte "Braune Fett" könne durch verschiedene Aktivitäten gefördert werden.
"Durch Eisbaden, kalt duschen, Barfußlaufen, Herunterdrehen der Raumtemperatur, Kneippgänge und Saunaanwendungen kann man die Entstehung des körpereigenen braunen Fettes fördern". Die Ernährungsform selbst spiele dabei nicht so eine große Rolle, so Prof. Andreas Michalsen im Vegpool-Interview.
Dass einem durch den Verzehr von Fleisch oder anderen Tierprodukten wärmer wird, würde er nicht bestätigen, so Prof. Michalsen.
"Die Wärmebildung hängt auch von sekundären Pflanzenstoffen ab. Je mehr pikante, scharfe Gewürze wir zu uns nehmen, und auch Bitterstoffe, desto mehr wird die Wärmebildung im Körper angeregt".
Es dürfe daher ruhig etwas Knoblauch, Ingwer, Zwiebeln oder auch mal ein Chili sein. Und: In den kalten Jahreszeiten dick einpacken und ausreichend Bewegung treiben, um den Kreislauf in Schwung zu bringen!
Interview-Serie mit Prof. Andreas Michalsen
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Veröffentlichung:
Autor: Kilian Dreißig