Was essen Veganer eigentlich statt Käse?
Käse gehört zu den Tierprodukten, die in Deutschland am häufigsten verzehrt werden. Für Menschen, die das erste Mal von einer veganen Ernährung hören, stellt sich daher schnell die Frage: Was können Veganer denn statt Käse essen? Sollen sie ihre Käsestulle künftig gar ohne Belag essen?
Welche guten Alternativen gibt es, um Käse zu ersetzen? Und: Muss man auf irgendwas verzichten, wenn man den Käse durch eine Alternative ersetzt?
Die gute Nachricht zuerst: Auch Menschen, die keinen Käse verzehren, müssen auf nichts verzichten.
Natürlich gehört eine Umgewöhnung dazu, um neue Routinen zu entwickeln. Und das lohnt sich, denn Käse schmeckt zwar vielen Menschen gut - und doch gibt es gute Gründe, Käse möglichst ganz durch pflanzliche Alternativen zu ersetzen.
Käse-Ersatz: Schmeckt gut, ist aber kein Käse.
Für Vegan-Einsteiger, die zwar den Geschmack des gewohnten Käsebrotes mögen, nicht aber dessen Nachteile, bieten sich handelsübliche vegane Käse-Alternativen an. Diese findet man in Supermärkten, Biomärkten und Reformhäusern.
Sorten von Marken wie "Simply V", "Violife" oder "Bedda" haben schon manch einen "echten Käse-Fan" den Gaumen geschmeichelt - und zwar ohne dass dafür ein Kälbchen sterben musste.
Für manche Menschen ist es aber ein komischer Gedenke, sich ein Produkt aufs Brot zu legen, das wie Käse aussieht und schmeckt, aber kein Käse ist. Man kann es auch anders herum sehen:
Wenn's schmeckt und Vorteile gegenüber tierischem Käse hat, spricht doch nichts dagegen, ihn pflanzlich zu ersetzen. Ein Elektro-Auto ist ja auch nicht bloß ein Ersatz für einen Diesel. Es ist eher ein Nachfolger.
Siehe auch: Warum (manche) Veganer Ersatzprodukte essen.
Einige Menschen lehnen Ersatzprodukte allerdings prinzipiell ab. Sie halten lieber Ausschau nach Lebensmitteln, die Käse zwar den Platz streitig machen, aber ohne diesen nachzuahmen. Ein berechtigte Einstellung, auch für die Gesundheit. Denn auch tierischer Käse ist ja kein Gesundheitsprodukt, sondern ein Genussmittel.
Viele Menschen sind regelrecht erstaunt, wenn sie sich das erste Mal mit einer pflanzenbasierten Ernährung beschäftigen und die wahre Vielfalt und Möglichkeit entdecken. Manchmal ist es, als hätte man jahrelang bloß ein Gericht von der Speisekarte verzehrt - und würde plötzlich entdecken, dass da noch ganz andere Leckereien warten.
Eine pflanzliche(re) Ernährung ist wie eine neue Esskultur!
Neben traditionellen, pflanzlichen Aufschnitten aus Seitan, Tempeh und Räuchertofu spielen vegane Brotaufstriche die wichtigste Rolle bei den Lebensmitteln, die Käse mehr als nur Paroli bieten können.
Pflanzliche Aufstriche in Hülle und Fülle.
Es gibt inzwischen Brotaufstriche in allen Farben und Varianten, die sich prima auf der Mittags-Stulle machen. Von Auberginen-Creme bis Zucchini-Pastete. So lässt sich ein Brot mit allen Farben des Regenbogens belegen und bestreichen. Und: Viele Aufstriche lassen sich sogar ganz leicht selbst herstellen.
In den Regalen von Supermärkten wie Rewe und Edeka, Biomärkten wie Alnatura, Denn's und Biocompany findet man eine tolle Auswahl an Gemüse-Aufstrichen, solchen auf Basis von Sonnenblumenkernen, Hülsenfrüchten, Hanf-Samen oder Nährhefe.
Manch einer hat sich auf der Suche nach einem alternativen Brotbelag z. B. in Hummus verliebt. Die ursprünglich aus arabischen Ländern stammende Paste aus Kichererbsen wird mittlerweile auch in Deutschland in den unterschiedlichsten Geschmacksrichtungen angeboten. Probieren lohnt sich!
Wohl nicht ganz ohne Grund haben Aufstriche mit dem Boom der veganen Ernährung in Deutschland einen echten Aufschwung erlebt!
Müssen Veganer verzichten, wenn sie Käse weglassen?
Wer dennoch Sorge vor mangelnder Vielfalt hat, der kann sich einmal die Situation in Deutschland vor Augen führen:
Die Lieblings-Gerichte der Deutschen setzen sich im Wesentlichen aus 10-15 Zutaten zusammen. Insgesamt!
Da wird Fleisch mit Weizen, Käse und Tomaten kombiniert - und heraus kommt Lasagne oder Pizza. Aus fast den selben Grundzutaten lässt sich auch Döner oder Spaghetti Bolognese herstellen.
Vielfalt herrscht vor allem bei den Geschmacks- und Zusatzstoffen. Über Jahrhunderte war die Ernährung in Deutschland nicht so eintönig wie heute!
Dass dennoch so viel Käse verzehrt wird, hat wohl vor allem einen Grund: Er ist stets verfügbar und man wurde von Kindesbeinen daran gewöhnt.
Weniger Käse - mehr Gesundheit.
Mit einem Gehalt von ca. 40% tierischen Fetten und um 3% Salz, gehören die Lieblings-Käsesorten der Deutschen fast durchweg zu den "roten" Lebensmitteln, die man besser ganz meiden sollte. Abgesehen davon ekeln sich manche Menschen auch vor Eiter in Kuhmilch, der letztendlich im Käse landet.
Verzehrst du Milchprodukte?
Eine weiterer Grund für die Marktmacht von Käse dürfte sein, dass die Milcherzeugung in Deutschland durch staatliche Fördergelder sehr intensiv gegenüber anderen Lebensmitteln bevorzugt wird. 4 Beispiele, wie Kuhmilch vom Staat bevorzugt wird.
Nur durch die staatliche Bevorzugung der Molkereien und Käsereien ist es erst möglich, Käse so billig anzubieten, dass vegane Aufstriche dagegen teuer erscheinen.
Würden alle ökologischen Schäden der Tierindustrie eingepreist, müsste Käse wohl eher das 20-fache kosten!
Der "Verzicht" auf Käse hat daher durchaus auch eine politische Komponente. So revolutionär waren Hummus und Co noch nie!
Neu auf Vegpool:
Und noch ein guter Grund, öfter mal einen leckeren, veganen Aufstrich zu kaufen, um dem Käse die Show zu stehlen:
Um ein Tierprodukt wie Milch zu gewinnen, müssen erst einmal die nötigen Futtermittel angebaut werden. "Milchkühe" erhalten bis zu 70% der Futter-Energie aus Soja, Mais und Co. Bildergalerie: So sterben Urwälder für Tierprodukte.
Die Folge: Für den hohen Bedarf an Futtermitteln werden Ökosysteme zerstört um in Monokulturen Futter anzubauen.
Käse wirkt dabei wie ein Hebel: Denn in einem Kilo Käse stecken - je nach Sorte - etwa 10 Liter Milch. Und schon 1 Liter Kuhmilch ungefähr so klimaschädlich wie 1 Liter brennendes Benzin!
Schon klar: Käse schmeckt vielen Menschen gut. Es gibt sogar den Verdacht, dass es an den Casomorphinen liegt. Die könnten im Gehirn wie eine Droge wirken. Googelt mal danach!
Keine Sorge vor Vegan-Klischees!
Wir empfehlen eine entspannte vegane Ernährung nach dem Pareto-Prinzip. So gut es im Alltag geht, aber ohne übertriebenen Aufwand.
Vegan zu werden ist nicht schwer. Es ist vor allem eine Frage der Routinen. Die wichtigsten Tipps zum Vegan-Einstieg.
Wir wollen euch ermutigen, selbst eine gute Entscheidung für Klima, Umwelt, Tiere und eure Gesundheit zu treffen. Unterstützung und Tipps für den Alltag erhaltet ihr im veganen Forum.
Der Artikel wurde am 27.9.2023 überarbeitet.
Veröffentlichung:
Autor: Kilian Dreißig