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Bio-Lebensmittel: Wie gut sind sie wirklich?

Wie gut sind biologische Lebensmittel eigentlich wirklich?
Wie gut sind biologische Lebensmittel eigentlich wirklich? Bild: sementsova321 / Adobe Stock / K/vegpool

Sind Bio-Lebensmittel eigentlich wirklich besser als konventionell erzeugte Produkte? Kann man als Kunde im Biomarkt sicher sein, dass die Produkte wirklich kontrolliert wurden? Und schützt Bio tatsächlich das Klima und die Umwelt?

In der Tat ranken sich viele Mythen und Vorurteile um Bio-Lebensmittel. Mit dieser Übersicht bringen wir Licht ins Dunkel.

#1: Kann man das Bio-Siegel ernst nehmen?

Ja. Bio-Landwirte, biologische Verarbeiter und auch Bio-Händler werden mindestens einmal im Jahr von einer Bio-Kontrollstelle kontrolliert. Zusätzlich gibt es strenge Dokumentationspflichten für die Rückverfolgbarkeit. Echte Lieferketten! Der Begriff "Bio" ist in der EU für Lebensmittel gesetzlich geschützt. Deshalb dürfen Lebensmittel nur als "Bio" vermarktet werden, wenn sie zertifiziert sind.

#2: Ist Bio nicht esoterisches Geschwurbel?

Kuhmist in Kuhhörnern, planetare Konstellationen und Homöopathie: Tatsächlich gibt es in Teilen der Bio-Bewegung einen erkennbaren Hang zur Esoterik. Aber: Auch esoterisch-spirituell orientierte Betriebe müssen mindestens die gesetzlichen Anforderungen erfüllen, um ihre Produkte als "Bio" vermarkten zu dürfen.

#3: Sind Bio-Produkte wirklich schadstoffärmer?

Wenn ein Bio-Bauer Äpfel anbaut und der Nachbar Pestizide spritzt, dann ist es schwer vorstellbar, dass die Äpfel nichts davon abbekommen. Und tatsächlich sind auch in Bio-Lebensmitteln häufig zumindest Spuren von Pestiziden nachweisbar. Der Bio-Anbau findet schließlich nicht unter einer Glasglocke statt. Bio kann nicht gesünder sein als unsere Umwelt.

Und doch sind Bio-Lebensmittel deutlich seltener und weniger intensiv mit Pestiziden belastet als konventionelle Produkte. Das belegt unter anderem das Öko-Monitoring des Landes Baden-Württemberg Jahr für Jahr durch gezielte Messungen. [1] Die Belastung konventionell erzeugter Lebensmittel mit Pestiziden ist mitunter sogar vielhundertfach höher als bei Bio-Erzeugnissen.

Wie überall gibt es auch hier Ausnahmen. Im Jahr 2022 waren laut Ökomonitoring 98 % aller Bio-Lebensmittel wirklich "Bio". [2]

Auch Bio-Bauern nutzen schwere Maschinen. Bild: Image'in / Adobe Stock

#4: Aber Bio-Landwirte düngen auch mit Tierprodukten!

Das ist wahr. Tatsächlich werden auch im Bio-Bereich tierische Dünger eingesetzt, darunter Mist (auch aus Massentierhaltung) und sogar Knochenmehl usw. Solche Düngemittel können sogar aus konventionellen Betrieben stammen.

Bio-vegan wirtschaftende Landwirte verzichten bewusst ganz auf tierische Dünger und setzen stattdessen auf Gründüngung, Komposte und pflanzliche Jauchen. Das funktioniert. Siehe auch: Bio-vegane Höfe in Deutschland.

#5: Bio-Produkte sind aber überteuert!

Bio-Lebensmittel werden oft teurer verkauft als konventionelle Produkte. Dies liegt einerseits am höheren Arbeitsaufwand von Bio-Landwirten (sie verzichten auf chemisch-synthetische Düngemittel) und andererseits am geringeren Ertrag.

Ein wichtiger Grund für hohe Bio-Preise ist jedoch auch die politische Bevorzugung konventionell arbeitender Landwirte, die für Umweltschäden nicht haften müssen. Allein die Kosten der industriellen Tierhaltung verursachen in Deutschland etwa 22 Milliarden Euro Schäden im Jahr, für die die Allgemeinheit aufkommen muss. Wir bezahlen über unsere Steuern also indirekt mit, dass konventionelle Lebensmittel billig erscheinen. Und "Bio" teuer. Würde man diese Aspekte berücksichtigen, stünden Bio-Lebensmittel besser da.

#6: Auch in Bio-Tierhaltungen leiden Tiere!

Das ist wahr. Untersuchungen haben gezeigt, dass es Bio-Tieren manchmal sogar schlechter geht als Tieren in konventionellen Betrieben. Gründe dafür sehen Experten u. a. bei der zurückhaltenden Gabe von Medikamenten im Krankheitsfall. Die Bio-Richtlinien schreiben Tierhaltern zwar strengere Auflagen in Bezug auf Fläche und Futtermittel vor, allerdings gibt es auch in Bio-Betrieben keinerlei "Tierwohl-Garantie".

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In Bio-Betrieben werden zudem dieselben Qualzüchtungen eingesetzt wie im konventionellen Bereich. Tierprodukte dürfen selbst dann ein Bio-Siegel tragen, wenn die Tiere stark leiden mussten. Auch Bio-Milch enthält wahrscheinlich Spuren von Eiter, wegen der Euterentzündungen. Deshalb empfehlen wir auf Vegpool auch dann keine Tierprodukte, wenn sie aus "Bio-Tierhaltung" kommen.

Studie: Schweiz bevorzugt Tierhaltung offenbar deutlich! (Diese Kuh kann dafür allerdings nichts).
Bio-Tierhaltung sieht oft hübscher aus. Bild: pixabay.com (bearb.)

#7: Ist Bio wirklich klimafreundlicher?

Wenn es um pflanzliche Bio-Lebensmittel geht, dann eindeutig ja. Bio-Landwirte verzichten komplett auf chemisch-synthetische sowie mineralische Düngemittel. Sie verwenden auch keine künstlichen Pestizide. Chemisch-synthetische Düngemittel sind wahre "Klimakiller". Sie basieren nicht nur auf fossilen Rohstoffen (meist Erdgas / Erdöl), sondern setzen auch klimaschädliches Lachgas frei.

Bei der Bio-Tierproduktion ist die Lage schwieriger zu beurteilen. Bio-Rinder leben z. B. in der Regel länger, fressen in der Zeit aber auch mehr Futtermittel (auch Getreide aus Ackerbau) und stoßen klimaschädliche Methangase aus. So gesehen könnten Bio-Tierprodukte mitunter sogar klimaschädlicher sein als konventionell erzeugte.

#8: Regionale Produkte sind umweltfreundlicher als Bio-Lebensmittel.

Leider nur selten. Wenn konventionelle Produkte zwar regional, aber mit chemisch-synthetischen Düngern angebaut werden, kann ihr Umwelt-Fußabdruck trotzdem größer sein als der von importierten Bio-Lebensmitteln. Allerdings kann der Anbau in südlichen Ländern seinerseits ökologische Nachteile haben, wie einen hohen Wasserverbrauch in sensiblen Gebieten. Deshalb gilt: Am besten bio und regional einkaufen!

#9: Auch Bio-Bauern setzen Hybrid-Saatgut ein.

Das ist wahr. Viele Landwirte setzen Saatgut aus konventioneller Züchtung ein ("Hybridzüchtungen"), die sich nicht zur weiteren Aussaat nutzen lassen. Allerdings achten manche Bio-Anbauverbände verstärkt auf eigene Züchtungen – mitunter auf "samenfeste" Sorten, die man auch als Verbraucher weiter vermehren könnte, wenn man möchte.

#10: Bevor es Bio gab, waren die Lebensmittel aber auch nicht schädlich.

Die ersten Bio-Bewegungen sind Anfang des 20. Jahrhunderts entstanden, als Reaktion auf die zunehmende Industrialisierung in der Landwirtschaft. Vorher bauten viele Familien zumindest einen Teil der benötigten Lebensmittel selbst an. Mit viel Handarbeit und entsprechend großer Wertschätzung für Lebensmittel.

Mit der zunehmenden Industrialisierung, dem wachsenden Einsatz von Pestiziden, chemisch-synthetischen Düngemitteln und verändertem Saatgut, sowie der wachsenden Distanz zwischen Erzeugern und Verbrauchern wuchs auch das Bedürfnis nach Lebensmitteln, die bestimmten Qualitätskontrollen unterliegen. Die "Demeter"-Bewegung war dabei Vorreiter, schon lange, bevor es ein EU-Biosiegel gab.

Die ersten Bio-Pioniere wollten einfach bessere, gesündere Lebensmittel. Bild: vaaseenaa / Adobe Stock

#11: Mit dem SUV zum Biomarkt – das ergibt keinen Sinn!

Wer aus ökologischen Gründen Bio-Lebensmittel einkauft, leistet damit bereits einen wichtigen Beitrag. Anekdotische Klischees über betuchte Bio-Kunden im SUV sind Whataboutismen. Menschen aus allen sozialen Schichten kaufen Bio-Lebensmittel ein. Manche leben möglichst weitgehend nachhaltig, andere achten nur in bestimmten Bereichen darauf.

#12: Schmecken Bio-Produkte genauso gut?

Das ist sicherlich Geschmackssache und hängt wohl auch von Saison und Charge ab. Sonnengereifte Tomaten vom Bauern in der Nähe schmecken sicherlich auch im Bio-Bereich aromatischer als grün importierte Tomaten direkt aus dem Kühlhaus.

Individuelle Erfahrungen sind hier allerdings sehr unterschiedlich. Manche schwören auf den leckeren Geschmack saftiger Bio-Lebensmittel wie Äpfel, Gurken, Beeren oder Melonen, während andere keinen Unterschied wahrnehmen.

Bei verarbeiteten Lebensmitteln wird auf die Zugabe künstlicher Aromen verzichtet. Natürliche Aromen sind jedoch zulässig, sofern sie aus dem namensgebenden Rohstoff gewonnen werden (auch deshalb gibt es so wenige bio-vegane Käsealternativen). Der Verzicht auf künstliche Aromen hat einen natürlicheren Geschmack zur Folge, der nicht immer mit aromatisierten Industrieprodukten vergleichbar ist. Das kann als Vorteil oder Nachteil interpretiert werden. Am Ende ist es Geschmackssache.

#13: Bio-Lebensmittel sind oft stark verpackt.

Kommt darauf an. Im Bio-Fachhandel (also bei Alnatura, Denns oder Bio Company) werden Obst und Gemüsesorten in der Regel lose angeboten. Wer eigene Jutebeutel oder Obstnetze mitbringt, kann also ganz auf unnötigen Müll verzichten und genau nach Bedarf einkaufen.

In den Obst- und Gemüseabteilungen von Supermärkten werden Bio-Lebensmittel dagegen oft verpackt angeboten, damit sie an der Kasse unterscheidbar bleiben. Das trifft allerdings auch auf konventionelle Ware zu.

Verpacktes Obst und Gemüse hat zwei entscheidende Nachteile: Erstens werden unnötig Ressourcen für die Verpackung verbraucht und zusätzlich trägt das Angebot von vorverpackten Gebinden zur Lebensmittelverschwendung bei. Sie erschweren es, sich gezielt mit Lebensmitteln einzudecken. Ist in einem Gebinde auch nur eine Frucht beschädigt, wird oft die ganze Verpackung entsorgt. Wer genau nach Bedarf einkaufen möchte, findet im Bio-Fachhandel die größte Auswahl und Flexibilität. Insider-Tipp: Die Preise sind hier oft sogar günstiger als im Biomarkt.

Bio-Lebensmittel haben viele Vorteile für Umwelt und Artenvielfalt. Bild: rh2010 / Adobe Stock

#14: Die Bio-Bewegung lehnt Gentechnik (zu) pauschal ab.

Manchmal scheint die pauschale Ablehnung der Gentechnik übertrieben, zumal auch die herkömmliche Mutationszüchtung mittels Bestrahlung und Chemie genetische Veränderungen verursacht (allerdings nach Zufallsprinzip). Auch im Bio-Bereich werden solche Züchtungen längst eingesetzt.

In (kleinen) Teilen der Bio-Bewegung wird deshalb diskutiert, ob sich Bio-Bewegung und Gentech-Experten möglicherweise sogar annähern und ihre Kenntnisse bündeln könnten. Aktuell sind Bio und gezielte Gentechnik jedoch nicht miteinander vereinbar.


Zusammenfassend kann man sagen: Bio-Landwirtschaft hat tatsächlich einige echte Vorteile gegenüber einer konventionellen Landwirtschaft mit chemisch-synthetischen Düngemitteln. Es gibt aber auch Bereiche, bei denen Bio nicht unbedingt besser abschneidet.

Kleine Überarbeitungen und Ergänzungen am 3.4.2024.

Veröffentlichung:

Autor: Kilian Dreißig

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Das war meine Idee bei der Gründung von Vegpool im November 2011.

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Diskussion im Forum:
Bio-Landwirtschaft: Vor- und Nachteile!
Letzter Beitrag: 18.07.2023 von Libio.

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