Kuhmilch so klimaschädlich wie brennendes Benzin – wirklich?
Diese Zahlen klingen irrwitzig: Kuhmilch soll so klimaschädlich sein wie Benzin! Genauer gesagt: Ein Liter Kuhmilch soll das Klima so stark mit Klimagasen belasten wie die Verbrennung von einem Liter Kraftstoff von der Tankstelle!
Doch entspricht das der Wahrheit? Wie kommen die Zahlen, auf die sich der Vergleich bezieht, überhaupt zustande? Lässt sich der Klimaeffekt von Kuhmilch wirklich mit Benzin vergleichen?
Der Verdacht, dass die Verbrennung von Benzin so klimaschädlich sei wie die Entstehung von einem Liter Kuhmilch, klingt in der Tat verrückt!
Wahrscheinlich liegt das daran, dass man bei brennendem Benzin an Rauch und Qualm denkt, während Kuhmilch weiß und harmlos aussieht. Die Molkereien werben schließlich am liebsten mit grünen Wiesen in einer intakten Umwelt!
Doch die schädlichsten Klimagase sind unsichtbar. Wir sehen weder Kohlendioxid noch Methan oder Lachgas. Und in der Tat: Der Verdacht, dass Kuhmilch so klimaschädlich ist, wie ein Liter brennendes Benzin, wird durch seriöse Zahlen gestützt!
Fassen wir zunächst kurz die Hintergründe zusammen!
Warum Milch ein "Klimakiller" ist
Dass Milchprodukte regelrechte "Klimakiller" sind, hat sich inzwischen herumgesprochen. Die wesentlichen Gründe dafür sind:
- Der Anbau der benötigten Futtermittel für die Kühe. Durch die Ausbringung chemisch-synthetischer Düngemittel entsteht extrem klimaschädliches Lachgas. Lachgas ist etwa 265x so klimaschädlich wie Kohlendioxid. [1] Mehr erfahrt ihr hier. Auch die Rodung von (Ur-)Waldgebieten für die Gewinnung von Ackerland zerstört sogenannte CO₂-Senken (die CO₂ aus der Luft aufnehmen) und ist daher extrem klimaschädlich. Rinder wandeln übrigens den Großteil des Futters zu Gülle um. → Daher bangt die Tierindustrie um ihre Zukunft.
- Die Tierhaltung an sich, insbesondere die Haltung von Wiederkäuern. Denn Rinder erzeugen große Mengen an Methangas, das ungehindert in die Atmosphäre entweichen kann. Methan ist etwa 28x so klimaschädlich wie Kohlendioxid (CO₂). [1]
Milch und Benzin im Vergleich
Die Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) schätzt die Klimawirkung von einem Kilo Milch im globalen Durchschnitt mit etwa 2,4 Kilo kg CO₂-(Äquivalenzen). [2][3] Den Link zur Veröffentlichung findet ihr unten im Quellenverzeichnis! Die Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen hat die Aufgabe, den Hunger auf der Welt zu bekämpfen und die Ernährungssicherheit zu verbessern.
Bei der Verbrennung von einem Liter Benzin werden etwa 2,37 Kilo Kohlendioxid freigesetzt. Also etwas weniger als für einen Liter Kuhmilch. [4]
Diesen Zahlen zufolge ist die Herstellung von einem Liter Kuhmilch etwas klimaschädlicher als die Verbrennung von einem Liter Benzin.
Bei diesen Zahlen stützen wir uns auf Veröffentlichungen der FAO und des Helmholtz-Instituts. Die Quellen könnt ihr unten in der Quellenangabe nachvollziehen und selbst prüfen.
Bei Diesel unterscheiden sich die Zahlen nur leicht. Diesel setzt bei der Verbrennung pro Liter etwa 2,6 Kilo Kohlendioxid frei, also etwas mehr als Kuhmilch.
Bei Analysen zu solch komplexen Themen kann es natürliche Schwankungen geben. Die FAO gibt die mögliche Fehlerquote mit 26 % an. Gründe können sein, dass nicht alle Länder ihre Tierbestände standardisiert erfassen oder sich Haltungssysteme und genutzte Tierrassen unterscheiden. Teilweise müssen sich die Experten daher auf Hochrechnungen stützen.
Fazit: Die Zahlen sind erschreckend!
Es stimmt also: Die Erzeugung von einem Liter Kuhmilch ist etwa so klimaschädlich wie die Verbrennung von einem Liter Benzin! Möglicherweise etwas schädlicher.
Und anhand dieser Zahlen wird deutlich, warum konzentrierte Tierprodukte wie Käse, Quark oder Joghurt den Klimawandel besonders kräftig vorantreiben. Denn hinter einem Kilo Hartkäse verbergen sich mitunter 15 Liter Milch. In einem Kilo Butter sind es bis zu 20 Liter!
Sowohl Fleisch- als auch Milchprodukte zu vermeiden, ist essenziell für den Klimaschutz – und daher für den Schutz der menschlichen Lebensgrundlagen.
Was ihr tun könnt
Jeder hat seine eigenen Werte, daher verzichten wir auf moralische Appelle. Wenn ihr einen Beitrag zum Schutz der Lebensgrundlagen leisten möchtet – und das Rückgrat habt, um den den Schritt zu einer pflanzliche(re)n Ernährung zu wagen -, dann findet ihr auf Vegpool alle Informationen, die ihr braucht.
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Update 28.7.2024: Quellen aktualisiert und kleine Überarbeitungen.
Quellen
Veröffentlichung:
Autor: Kilian Dreißig