DAS haben Fleischesser WIRKLICH gegen Veganismus

Fast eine Million Menschen leben in Deutschland inzwischen vegan. Der Umstieg zur veganen Lebensweise ist für viele Menschen ein Statement für mehr Gesundheit, Nachhaltigkeit und Fairness. Und es werden immer mehr Veganer. Die Argumente sind einleuchtend – und die Folgen der Fleischproduktion für Umwelt und Tiere nur schwer zu übersehen.
Der wichtigste Grund, Fleisch zu essen, ist so einfach wie tragisch: Menschen essen aus Angewohnheit Fleisch. Mit all den Folgen für ihre Gesundheit, Umwelt und Tiere.
Als "Gewohnheitstiere" neigen wir Menschen dazu, erlernte Verhaltensweise pseudo-rational zu begründen. Die meisten Menschen in Deutschland bekamen bereits als Kleinkind Fleisch – und glauben (oder reden sich ein), dass es sich um eine bewusste, sorgfältig überlegte Entscheidung handeln würde, weiterhin Fleisch zu essen.
Psychologische Feldversuche zeigen: Die Antwort auf die Frage nach dem Fleisch steht meist von vornherein fest. Eine Auseinandersetzung findet gar nicht erst statt. Deswegen sind erhitzte Debatten über den Fleischverzehr so unproduktiv.

Wäre Veganismus die Lebensweise mit der größten Verbreitung, sähe es natürlich anders aus. Dann müsste man sich erst an das Tiere töten und Fleischessen gewöhnen – sofern es dafür überhaupt einen Grund geben würde.
Suche nach Gegenargumenten ist keine Entscheidung
Klar: Jeder Fleischesser entscheidet, was er sich morgens aufs Brötchen legt. Doch das, was Fleischesser als "Entscheidung" bezeichnen, würden Psychologen wohl eher als post-hoc reasoning bezeichnen. In der Regel tun Menschen also das, was sie schon immer getan haben. Und sie suchen Gründe, die dieses Verhalten vor sich selbst und im sozialen Umfeld legitimieren.
Beispiele:
- es ist normal, Fleisch zu essen (daher esse ich weiter Fleisch)
- Menschen benötigen Fleisch (und anderslautende Informationen ignoriere ich)
- Fleischalternativen sind albern (eine vertiefende Beschäftigung damit vermeide ich)
- Ich lasse die Tiere ja nicht töten und für Fehler anderer Menschen kann ich nichts (und ich schaue weg, wenn Undercover-Videos kommen oder ziehe diese in Zweifel)
- …
Ich als Autor erinnere mich an eigene Ausflüchte. Es ist vollkommen normal. Und natürlich haben sich die wenigsten Veganer unverzüglich für ihre Ernährungsumstellung entschieden.
- Fleischalternativen helfen beim Umstieg, da man so ohne Umgewöhnung vegan essen kann
- Man bezahlt dafür, sich die Hände nicht selbst schmutzig machen zu müssen und nimmt eine grauenvolle Behandlung von Tieren in Kauf, die man aus gutem Grund und als Mitglied einer humanitären Gesellschaft nie praktizieren würde.
- Menschen haben sich immer weiterentwickelt und im Zuge der Anpassung an die Anforderungen der Zeit alte Verhaltensweisen aufgegeben und neue erlernt.
Wer nur nach Gegenargumenten sucht, verliert die echten, offensichtlichen Gründe aus dem Blick. Die Qualen der Tiere in der Massenproduktion. Die Auswirkungen der Tierhaltung auf das Klima sind brisanter als die des gesamten Verkehrssektors weltweit. Und eben auch die Auswirkungen auf die eigene Gesundheit und Lebensqualität, angefangen bei Übergewicht, Herz-Kreislauf-Erkrankungen bis zu Krebs.

Klischees und Vorurteile stützen die eigenen Gewohnheiten
Weil sich Veganer oft täglich mit den "Gegenargumenten" von Fleischessern konfrontiert sehen, die sie sich selbst bereits beantwortet haben (daher leben sie ja vegan), führt die Diskussion mit Veganern manchmal zu Missverständnissen und Konfrontationen.

Fleischesser reagieren auf vermeintliche Angriffe, werten Veganer pauschal ab und grenzen sich ab. So entstehen Konflikte, die bis in den engsten Freundeskreis reichen können. Auch das erleichtert es Fleischessern, Veganismus pauschal abzulehnen und sich auf den (argumentativ nicht allzu überzeugenden) Status Quo zu berufen. Darauf, dass es eben "normal" und "unradikal" sei, Fleisch zu essen.
Wer Veganismus als Ideologie einer homogenen Szene versteht, kann die Lebensweise leichter in Misskredit ziehen – und so die triftigen Gründe verdrängen. Denn wer möchte schon "komisch" sein?
Das Lästern über Veganer – gerne auch in deren Anwesenheit – stärkt dieses Gefühl, "normal" zu sein, ohne dass hierzu kritische Selbstreflexion oder Argumente erforderlich wären.
Veganismus ist eine vielfältige Lebensweise
Veganismus ist eine vielfältige Lebenseinstellung. Es gibt radikale, politisch orientierte Veganer aller Strömungen. Es gibt liberale Veganer, konservative Veganer, reiche und arme Veganer. Es gibt Veganer, die ihre Lebensweise anderen Leuten aufdrängen und solche, die sich komplett abschotten oder ihre Ernährungsweise gar wie ein Geheimnis hüten.
Manche Veganer leben vegan, weil es ein Zeichen für Selbstbewusstsein und vielleicht tatsächlich manchmal Selbstüberhöhung ist. Manche Veganer lieben Tiere, andere wollen lieber ihrer Gesundheit oder der Umwelt etwas Gutes tun, wiederum leben andere gar nicht konsequent vegan, sondern nur zu Hause oder bis auf ein paar Ausnahmen.

Es gibt natürlich Tendenzen (zum Beispiel sind Veganer in der Regel höher gebildet und neigen zu weniger sozialen Vorurteilen), doch Verallgemeinerungen fördern bloß Klischees. Und Klischees dienen auch wieder darum, Argumente zu vermeiden. Auch deshalb sind Veganer-Klischees so verbreitet.
Daraus entsteht manchmal auch Unmut bei den Veganern. Denn während sich manch ein Fleischesser im Gefühl sozialer "Normalität" fühlt, hat manch ein Veganer das Gefühl, dass Teile der Realität schlicht ausgeblendet werden. Als lebten Fleischesser in einer Art Parallelwelt, in der physikalische Zusammenhänge einfach nicht existent sind.
Wie ernährst du dich?
Es gibt Hinweise, dass die Welt keine Scheibe ist
Trotz der derzeitigen medialen Präsenz der veganen Lebensweise ignorieren weiterhin die meisten Menschen in Deutschland die guten, triftigen Gründe für eine vegane Lebensweise. Fleischesser ignorieren nicht nur das Leid der Tiere und die längst bekannten Auswirkungen auf Urwälder, Gewässer und Böden. Sie verdrängen auch das inzwischen gut belegte (auch von der WHO bestätigte) Darmkrebs-Risiko, das mit dem Verzehr von Fleischprodukten erhöht wird (und die vielen weiteren gesundheitlichen Nachteile des Fleischverzehrs).
Neu auf Vegpool:
Der Fleischverzehr aus Normalität dient schlicht dazu, in der Gesellschaft nicht aufzufallen. Aus reiner Angewohnheit.
Ist das die Risiken wert?
Wenn mehr Fleischesser erkennen würden, dass Veganismus allein eine Lebensentscheidung aus guten, rational verständlichen Gründen ist... Dass Veganer manchmal so "komisch" wirken, weil man das am Ende auch fürs eigene Weltbild benötigt... Dass man sich letztendlich mit dem Fleischverzehr selbst schadet und niemandem Rechenschaft schuldig ist, außer sich selbst...
Dann wäre eine gute Grundlage geschaffen, sich einmal wirklich und nachhaltig mit den Hintergründen der veganen Lebensweise zu beschäftigen.
Der Artikel wurde am 31.1.2025 überarbeitet.
Veröffentlichung:
Autor: Kilian Dreißig