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Vegan 60+: Mehr Kontrolle im Leben?

Eine kühle Brise am Strand von Puerto de la Cruz Bild: Ingrid

Hallo ihr Lieben,
ich wollte heute ja die Frage beantworten, die mir letzte Woche gestellt wurde: Hast Du Dein Leben besser unter Kontrolle, seitdem Du vegan lebst? (Wer mich noch nicht kennt, der kann hier nachlesen was schon alles passiert ist.)

Also, ich habe da wirklich einige Tage darüber nachgegrübelt.
Kontrolle ist für mich zuerst einmal negativ belegt. Wenn ich an Kontrolle denke, fühle ich keine Selbstbestimmung, sondern Macht, die von außen auf mich ausgeübt wird.

Also, was macht der Mensch von heute? Er googelt und schaut bei Wikipedia nach, was das Wort Kontrolle eigentlich offiziell bedeutet. Das hab ich auch getan.
Was da alles über den Begriff Kontrolle steht, das ist unwahrscheinlich interessant. Es lohnt sich das einmal selbst nachzulesen!

Herrlicher Blick auf den Atlantischen Ozean
Herrlicher Blick auf den Atlantischen Ozean Bild: Ingrid

Ich hatte schon in mancher Lebensphase das Gefühl, keine Kontrolle mehr über mein Leben zu haben und nur noch fremdbestimmt zu sein. Das erste Mal mit Mitte 20, als ich eine Bankbürgschaft einging, die auch voll in die Hosen ging.

Mit Mitte 20 komplett die Kontrolle verloren

Ich bürgte für meinen damaligen Freund der ein Business starten wollte, zusammen mit zwei anderen Freunden. Was ich erst hinterher erfahren habe: Jeder dachte vom anderen, er hat genug Geldreserven.

Alles ging schief.

Eines Tages war mein Freund einfach verschwunden und die Polizei stand vor meiner Türe. Ich habe ihn nie wieder gesehen, nie wieder etwas von ihm gehört, durfte aber Jahre lang die Bürgschaft zurückzahlen. Meine Wohnung weg und Schulden bis über die Ohren. Damals hatte ich einige Zeit das Gefühl, ein Spielball des Lebens zu sein.

Pläne brachten wieder Kontrolle in mein Leben.

Aber das Gefühl war in dem Moment vorbei, in dem ich wieder einen Plan fasste, um aus der Misere herauszukommen. Das hat auch immer geklappt, weil ich dann voller Energie angefangen habe, zu agieren und nicht nur zu reagieren. Das funktioniert immer.

Nur ein Part meines Lebens, den hatte ich eigentlich nie unter voller Kontrolle. Das war (ja, Vergangenheit) mein Essverhalten. Meine Sucht nach Schokolade und mein Gewicht.

Auf Teneriffa herrscht ewiger Frühling. Auch im Herbst blüht viel.
Auf Teneriffa herrscht ewiger Frühling. Auch im Herbst blüht viel. Bild: Ingrid

So Mitte 20 hatte ich mich von damals stolzen 78 kg auf 52 kg herunter gehungert. Ich habe in Erinnerung, dass ich damals nur von Quarkbrot und Suppe gelebt habe. Das Gewicht habe ich auch zwei Jahre lang gehalten und dann ging es wieder steil bergauf. Eine Diät jagte die andere, es kam der typische Jojoeffekt und ich wuchs weiter, leider nur in die Breite.

Jetzt, seit ungefähr einem halben Jahr, habe ich das Gefühl, ich kann besser über meinen Körper bestimmen, hab einfach die Kontrolle übernommen. :)

Mehr Kontrolle durch vegane Ernährung.

Die erste vegane Lebenszeit konnte ich ja recht einfach überstehen, Dank meines veganen Gastes, der für mich mitgekocht hat. Dann half mir sein Onlinekurs und Vegpool weiter, einfach weil ich mir da ganz schnell Informationen besorgen konnte, und Antwort auf jede meiner Fragen bekam.

Klar machte es mich unsicher, wenn ich von allen Seiten Warnungen ins Ohr geflüstert bekam. Und es wurde ja nicht nur mit mir sondern auch auch über mich gesprochen.
Eine Warnung von einer 84 jährigen Frau fand ich besonders niedlich. Sie nahm einen Kollegen zur Seite und meinte: „Sie müssen der Ingrid unbedingt sagen, dass ihr Gehirn schrumpft wenn sie kein Fleisch mehr isst.“
Ist doch nett wenn sich andere Sorgen um mein Gehirn machen :)

Jetzt inzwischen habe ich wirklich eine erstaunliche Kehrtwendung in meiner Ernährung festgestellt. Mein unkontrollierbarer Heißhunger auf Süßes ist verschwunden. Ein Leben lang hat mich diese Sucht begleitet.

Wenn ich „Stress“ hatte (ein Wort das ich eigentlich nicht mag), also überfordert war, wenn ich Kummer hatte, Langeweile oder einfach nur keine Lust etwas Bestimmtes zu tun, habe ich zur Schokolade gegriffen wie ein Alkoholiker zur Flasche. Brauch ich nicht mehr!

Mhh, selbst gemachte Pizza!
Mhh, selbst gemachte Pizza! Bild: Ingrid

Schokolade: Ja, aber aus Genuss.

Stress, Kummer, keine Lust - das gibt es noch immer hie und da. Aber Schokolade nicht mehr aus Reaktion, sondern nur mal als Genuss zwischendurch. Auch wenn ich lange nichts essen konnte und mir wirklich der Magen knurrt, kann ich jetzt warten, bis ich mir was „Vernünftiges“ kochen kann.

Am Anfang der veganen Zeit hatte ich immer noch meine „Notfallkekse“ in der Tasche. Die Zeit ist auch vorbei. Nur an den „Notfallapfel“ hab ich mich noch nicht gewöhnt. Das wäre ja eine super Alternative. In meiner Kindheit gab es aber nur wenig Obst zu essen, und ich habe nie so richtig gelernt es zu mögen, so am Stück eben. Nicht meins! :)

Also: Die Antwort auf die Frage, ob ich das Gefühl habe, kontrollierter zu leben, ist ein lautes, klares Ja!

Ich habe mehr Kontrolle über mein Leben seitdem ich vegan lebe. Und wenn ich mich so beobachte... ich finde es witzig... habe ich durchaus Appetit, aber eben nicht das Gefühl, nur eine Sucht befriedigen zu müssen. Ich genieße das Essen wieder!

Ich genieße es wieder, zu essen.

Es gab zwei, drei Momente in letzter Zeit, da stand ich vorm Regal mit den Nutellagläsern... aber, ich hab nie wieder eins in die Hand genommen. Und das letzte Nutella das ich mir gemacht hatte, aus Haselnüssen, Datteln, Kokosöl und Kakao, das hab ich im Kühlschrank vergessen... Ich fiel aus allen Wolken als ich das gemerkt habe. Sowas wäre mir früher nicht passiert!

Ja, das war es eigentlich was ich euch heute so erzählen wollte.

Ein Gecko an der Wand in meiner Wohnung.
Ein Gecko an der Wand in meiner Wohnung. Bild: Ingrid

Bei mir sind wieder zwei Fleischfresser eingezogen... ich hab mich richtig gefreut. Hinter zwei Bildern an der Wand leben wieder Geckos. Ich liebe diese Tiere mit ihren kleinen Saugfüßen. Sie leben überall auf Teneriffa. Einen hab ich mit dem Fotoapparat erwischt.

So, beim nächsten Mal erzähle mal, wie es inzwischen in meiner Küche zugeht! Hier gehts weiter!
Sonnige Grüße, bis Sonntag
Ingrid

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Autor/in: Ingrid Richter

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