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"Agrarindustrie" - was ist das genau? Wer zählt dazu?

Kann so ein niedliches Foto aus der "Tierindustrie" kommen? Bild: pixabay.com

In einigen Artikeln ist die Rede von "Agrarindustrie". Doch was ist damit gemeint?

Wenn wir an Werbung für Tierprodukte denken, dann sehen wir alte Männer mit Filzhüten, die Gras mit der Sense schneiden. Junge Bauernfamilien in Karohemden und Dirndl. Wir sehen frei laufende Kühe und hölzerne Bottiche für Käse.

Ist das eigentlich schon Agrarindustrie?

Die Agrarindustrie ist durch den Einsatz industrieller Prozesse und Verbände definiert.

  • Einsatz von Melkmaschinen und -robotern, sowie der angeschlossenen Anlagen zur Sammlung und Kühlung der Milch
  • Einsatz industrieller Haltungssysteme inkl. Futter- und Tränk-Automaten, Belüftungstechnik usw.
  • Einsatz industriell erzeugter Futtermittel
  • Einsatz von petrochemischen Düngemitteln, Pestiziden und Co
  • Pharmazeutika (Antibiotika, Hormone, Impfungen …)
  • Einsatz von Gentechnik (z. B. im Tierfutter)
  • Einsatz von Tieren aus Industrie-Züchtereien
  • Einsatz von Zusatzstoffen aus industrieller Herstellung (z. B. Lab beim Käse)
  • Mitgliedschaft in Industrieverbänden wie den Bauernverbänden
  •  …

Zur Agrarindustrie gehören also Tierhalter, Futterhersteller, Hersteller von Düngern, Pharmakonzerne, Saatgut-Züchter, Stallbauer, sowie die angegliederten Branchen von Transport über Verarbeitung und Vermarktung bis zum Marketing.

Industrielle Verfahren sind allerdings nicht pauschal gut oder schlecht.

Wir verwenden den Begriff der "Tierindustrie" oder "Agrarindustrie", weil er verdeutlicht, dass hinter manch einem idyllischen Holzhaus in den Alpen industrielle Prozesse stehen. Dass auch der "Bauernschinken" mit Aufkleber im Holz-Look meist aus dem Industrie-Schlachthof stammt.

Die Agrarindustrie ist gut darin, sich in Idylle zu kleiden – und die Hintergründe zu verbergen, die Verbraucher "falsch verstehen" könnten. Oft hinter Stacheldraht und Infrarotkameras (dies besonders bei der Tierindustrie).

Mit zum industriellen Vorgehen gehören auch die von Verbänden organisierten Shitstorms und Proteste, mit denen es regelmäßig gelingt, strengere Gesetze zum Schutz von Umwelt und Tieren zu verhindern oder öffentliche Stimmung zu machen.

Bei der Beurteilung, ob ein landwirtschaftlicher Betrieb "industriell" ist, reicht das Aussehen des Hofes oder ein Marketing-Siegel nicht aus. Manchmal ist es nötig, sich die Zusammenhänge klarzumachen, um den industriellen Charakter zu erkennen.

Veröffentlichung:

Autor: Kilian Dreißig

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