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"Initative Fleisch": Krebserregendes Produkt mit Kinderlächeln

Fleischlos essen ist wie Zähneputzen - gut für die Gesundheit. Das passt der Fleischindustrie so gar nicht! Bild: marrakeshh / Adobe Stock

Immer mehr Verbraucher reduzieren Tierprodukte oder meiden sie ganz. Und das aus guten Gründen. Fleisch ist krebserregend – davor warnt die Weltgesundheitsorganisation seit 10 Jahren!

In Deutschland steht es jedem frei, zu essen, was er möchte. Die Entscheidung, pflanzlich zu essen, um gesund zu bleiben, ist so folgerichtig wie Zähneputzen.

Doch Initiativen der Tierindustrie greifen wissenschaftliche Forschung und sachliche Debatten an. Mit üppig finanzierten Werbekampagnen beeinflussen sie die öffentliche Meinung.

So auch jüngst die "Initiative Fleisch". Ein Kommentar.


Weil immer mehr junge Menschen unter 50 Jahren an Darmkrebs erkranken, sprechen Ärzte von einer Darmkrebs-Epidemie. Die vielen Fälle sind so alarmierend, die Schicksale so tragisch, dass Handeln angesagt ist.

Darmkrebs ist bei Männern in Deutschland die zweithäufigste Krebserkrankung. Bei Frauen liegt Darmkrebs an 3. Stelle (sie essen statistisch weniger Fleisch). [1]

Pflanzliche Alternativen zu Fleisch haben in den vergangenen Jahren viele neue Fans gefunden. Sie bieten gewohnten Geschmack, ohne die Nachteile für die Gesundheit.

Tiere fressen viel Futter, doch das meiste kommt als Gülle hinten wieder raus. Moderne Verfahren erlauben es indes, Fleischalternativen direkt aus Pflanzen herzustellen. Das verbraucht weniger Ressourcen und schont Umwelt und Klima.

Junge und ältere Menschen greifen zu pflanzlichen Alternativen. Sie richten sich dabei besonders an Flexitarier.

Viele Veganer sagen rückblickend, dass ihr Umstieg viel einfacher war als gedacht. Es fühlt sich für sie so sehr nach Zwang und Verzicht an, wie sich nach dem Klogang die Hände zu waschen. Also gar nicht. Eher erfrischend.

Die emotionale Strategie der Fleisch-Branche

Die deutsche Tierindustrie ist ein nicht ganz unschuldiger Verlierer in dieser Geschichte. Spätestens seit den 1970-er Jahren hat sie begonnen, die deutsche Bevölkerung einer regelrechten Gehirnwäsche zu unterziehen.

Ein zentraler Akteur war die "Centrale Marketing-Gesellschaft der deutschen Agrarwirtschaft" (CMA), die von 1970 bis 2009 tätig war. Bezuschusst aus Steuergeldern.

Die heutigen Strategien der Tierindustrie erinnern mich an die der Tabakindustrie in den 1950er Jahren. Mitunter wirken sie wie abgekupfert.

  • 1954 kündigte die Tabakindustrie an, Gesundheitsbedenken ernstzunehmen. Das damalige "Frank Statement" ähnelt dem Versprechen der "Initiative Fleisch", sich auf faktenbasierte Argumente einzulassen, während der Fokus erkennbar (und explizit) auf "Emotionen" liegt. [2][3]
  • Ab 1960 finanzierte die Tabakindustrie Kampagnen, um Zweifel an der Krebsgefahr durch Tabakrauch zu säen. Das ähnelt der Taktik der Fleischindustrie, die Warnungen der Weltgesundheitsorganisation in Zweifel zieht.

Statt die Gefahren für Gesundheit und Ernährungssicherheit anzuerkennen und rechtzeitig Alternativen zu entwickeln, setzen Kampagnen der Tierindustrie bevorzugt auf Irreführung, Täuschung und emotionale Angriffe gegen sachliche Kritik.

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So haben auch die Werbe-Strategen hinter der "Initiative Fleisch" erkannt, dass sie mit Fakten schlecht punkten können. [3]

Die Argumentation ist genauso sympathisch, als würde man ein Kind mit einer Packung Marlboro abbilden! (Was wohl nur deshalb nicht gemacht wird, weil es verboten ist).

Hinter der Initiative Fleisch GmbH stehen Unternehmen der Fleischindustrie, der Deutsche Bauernverband, der Deutsche Agrarverlag und andere Lobby-Verbände. [4] Die Interessenlage ist klar.

Es gibt keine neuen Erkenntnisse zu Fleisch. Die "Initiative Fleisch" ist ein Angriff auf Wissenschaft und respektvolle Sachbebatte. Initiiert von einer Industrie, die wir aus Steuergeldern jahrzehntelang aufgepäppelt haben, die alle Warnungen ignoriert hat und die nun den Absprung verpasst.

Was fehlt, ist, dieser Industrie den öffentlichen Geldhahn abzudrehen und sie für Umweltschäden zur Haftung zu ziehen. Für die 22 Milliarden Euro an Umweltschäden pro Jahr.

Auch Vegetarier und Veganer sollten uns nicht dazu zwingen lassen, Fleisch durch Steuergelder zu fördern und gegenüber nachhaltigen Produkten zu bevorzugen. Und das ist übrigens ein tatsächlicher Zwang.


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Veröffentlichung:

Autor: Kilian Dreißig

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Diskussion im Forum:
initiative fleisch: iss was dir schmeckt 🤔
Letzter Beitrag: 10. Apr. von Salma.

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