Mehr als 20.000 Euro im Jahr: Dieser Mann arbeitet, um zu spenden!
Die meisten von uns spenden ab und zu ein paar Euro an eine Organisation, die uns am Herzen liegt. Wenn wir spenden, fühlen wir uns einer guten Sache verbunden und als Teil einer Bewegung.
Im statistischen Durchschnitt spendet jeder Deutsche im Jahr 2022 etwas mehr als 234 Euro. Während viele Menschen gar nicht spenden, spenden einzelne umso mehr. [1]
Manche spenden sogar einige zehntausend Euro im Jahr. Menschen wie Felix Werdermann.
Werdermann, Mathematiker, Politikwissenschaftler, früherer Journalist und heutiger Unternehmensberater hat eine öffentliche Selbstverpflichtung unterzeichnet, mindestens ein Zehntel seines Einkommens an besonders effektive Organisationen zu spenden.
Felix Werdermann bezeichnet sich selbst als Effektiver Altruist.
Auch wenn der Effektive Altruismus für manche auf den ersten Blick etwas kalkuliert und kühl erscheint, steckt doch viel menschliche Wärme dahinter.
Der Grundgedanke: Es gibt viele Methoden, um Leid auf der Welt zu vermindern. Einige davon sind sehr effektiv und können mit wenig Geld viel Leid vermeiden. Andere sind kostspielig und bewirken dabei vergleichsweise wenig.
Zudem sind manche Hilfsprojekte bereits sehr gut finanziert, während andere kaum wahrgenommen werden.
Ein Grundproblem: Organisationen orientieren sich meist daran, dem Spender zu gefallen. Das kann dazu führen, dass die Öffentlichkeitsarbeit großartig ist, aber zum eigentlichen Ziel nur wenig beiträgt.
Wie effektiv eine Spende aber tatsächlich ist, lässt sich daher ohne fundierte Analyse kaum nachvollziehen.
Und so gibt es einige Beispiele, in denen gut gemeinte Spenden Misswirtschaft begünstigten, oder am Ende sogar das Gegenteil des eigentlichen Ziels bewirkt haben.
Ein Beispiel waren die als "PlayPumps" bekannt gewordenen Kinderkarussells, die in Afrika Grundwasser aus dem Boden fördern sollten. Kinderlachen inklusive.
Doch was gut gemeint war, entpuppte sich am Ende als kostspieliger Fehlschlag.
Die Pump-Karussels waren schwergängig und machten keinen Spaß. Sie erforderten mehr Kraft als die traditionellen Hebelpumpen. Das Projekt hat am Ende offenbar den Alltag sogar erschwert.
Beispiele wie diese zeigen: Emotionalität ist wichtig, weil sie Menschen dazu motiviert, zu spenden. Und doch können wir mehr bewirken, wenn wir nicht nur mit Herz, sondern auch mit Hirn spenden.
Und große Summen.
Aus dem Grund suchen sich einige Anhänger des "Effektiven Altruismus" gezielt einen hochbezahlten Job. Sie möchten möglichst viel Geld verdienen - um möglichst viel davon spenden zu können.
Diese Strategie nennt sich "Earning to give" ("verdienen um zu geben"). Auch Felix verfolgt diese Strategie.
Als Unternehmensberater dürfte er - laut Kununu.com - 6-stellig verdienen - viel mehr als in seinem früheren Job als Journalist beim "Freitag". Über sein konkretes Gehalt darf er öffentlich nicht sprechen.
Von dem Geld spendet er alles, was er nicht für ein einigermaßen komfortables Leben und für die Altersvorsorge braucht.
Ab und zu im Restaurant vegan essen ist zwar drin, doch Luxus ist für ihn kein großer Anreiz. Sein Ziel ist es, Gutes zu bewirken. Und das klappt für ihn am besten als Consultant in der Unternehmensberatung.
Auch nach Abzug aller Spenden gehöre er noch zu den reichsten 1-2% auf dem Planeten, sagt Werdermann. Dieses Privileg wolle er für diejenigen einsetzen, die weniger Glück hatten.
2022 hat Werdermann nach eigenen Angaben mehr als 28.000 Euro gespendet!
15.000 Euro gingen an ICAN, gegen Atomwaffen. 5.000 Euro gingen an das Good Food Institute, das sich für die Entwicklung veganer Alternativprodukte einsetzt. 6.500 Euro flossen an die chinesische Vegan-Organisation xiabouVEGAN, und mehr als 1.000 Euro an ProVeg.
Bei der Auswahl im Tierschutzbereich orientiert sich Felix an den Empfehlungen der Organisation "Animal Charity Evaluators", die die Effektivität von Tierschutzorganisationen weltweit ermittelt, und Empfehlungen ausspricht.
Nach Möglichkeit nutzt Felix weitere Möglichkeiten wie zum Beispiel DoubleUpDrive, bei der Spenden an besonders effektive Organisationen von anderen Vielverdienern (wie z. B. Pokerspielern) verdoppelt werden.
Bei Spenden über effektiv-spenden.org kann er seine Spenden auch dann von der Steuer absetzen, wenn die Projekte ihren Sitz im Ausland haben.
Neu auf Vegpool:
Im Gespräch erzählte mir Felix, dass er im vergangenen Jahr sogar mehr gespendet hat, als er steuerlich absetzen kann. Aus dem Grund sucht er nach weiteren Möglichkeiten, Gutes zu tun und überlegt, eventuell eine Stiftung zu gründen.
Effektives Spenden ist nicht für jeden. Auch Felix ist nicht der Meinung, dass wir alle möglichst viel spenden sollten. Es muss zu einem passen. Auch Aktivismus und Journalismus seien wichtige Schritte, um Leid auf der Welt zu verringern.
Das Wichtigste ist vielleicht, Bauchgefühl und Köpfchen zu verbinden - und sich dann zu professionalisieren. Egal ob als Unternehmensberater, Vortrags-Organisator oder Recherche: Es gibt viele Wege, Gutes zu tun. >
Manche davon sind effektiver als andere.
Update: Im Jahr 2023 hat Felix Werdermann nach eigenen Angaben 25.000 Euro gespendet. Darüber hat er auf Linkedin einen Artikel veröffentlicht
Veröffentlichung:
Autor: Kilian Dreißig