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Effektiver Altruismus: Sinnvolle Strategie oder eiskaltes Kalkül?

Was hat es mit dem Effektiven Altruismus eigentlich auf sich? Bild: pixabay.com

Immer mehr Menschen möchten gerne etwas Gutes auf der Welt bewirken und fragen sich, wie sie das am besten umsetzen können. Geld oder Ehrenamt? Oder beides?

Was hilft möglichst vielen Menschen und Tieren, glücklicher zu sein und weniger Leid zu erfahren?

Mit diesen Fragen beschäftigen sich auch Wissenschaftler unserer Zeit. Sie fragen sich, wie man als Einzelperson mit begrenzten Mitteln das Bestmögliche auf der Welt erreichen kann.

Und diese Erkenntnis ist ihnen schnell klar geworden: Mit kluger Strategie lassen sich 100 Euro mitunter zehntausendmal wirksamer einsetzen, als bei einer Entscheidung aus dem Bauch heraus.

Der Begriff "Altruismus" bedeutet "Selbstlosigkeit". Es geht also darum, mit möglichst geringem Aufwand möglichst viel zu erreichen. Also effektiv selbstlos zu handeln. Beim Effektiven Altruismus geht es nicht darum, konkrete Strategien zu nennen, sondern viel mehr darum, Wege zu suchen, die effektiv sind. "Effektiver Altruismus ist die Suche nach den besten Wegen, anderen zu helfen", schreibt z. B. der Verein Effektiver Altruismus Deutschland e. V..

Doch so logisch das klingt, so eiskalt kann der Effektive Altruismus auf den zweiten Blick erscheinen.

Denn natürlich stellen sich schnell auch Fragen wie diese:

  • Soll ich 1.000 Euro lieber in die Genesung eines Straßenhundes investieren, der im Urlaub mein Herz gewonnen hat - oder lieber in vegane Öffentlichkeitsarbeit, die möglicherweise dazu beiträgt, dass 10 Menschen aufhören, Tierprodukte aus Quälerei zu essen und damit jeweils über 500 Tiere weniger essen? (Berechnungen zufolge isst ein Fleischesser im Laufe des Lebens sogar mehr als 1.000 Tiere!).
  • Ist es sinnvoller, wenn ich beruflich Karriere mache und 100.000 Euro im Jahr verdiene, von denen ich die Hälfte an effektive Hilfsprojekte spende - wenn ich stattdessen aus Zeitgründen auf mein Ehrenamt im Tierheim verzichten muss, das mich glücklich macht?
  • Muss ich auf das Gefühl von Verbindung, Nähe und direkter Liebe zu den geretteten Tieren verzichten, wenn ich mich der Idee des Effektiven Altruismus öffne und danach handle? Geht dabei nicht das Schöne, Herzliche des Tierschutzes verloren?

Die meisten Menschen werden die Grundidee des Effektiven Altruismus nachvollziehen können - aber schnell merken, dass sich auch Widerstände regen.

Bleibt dabei nicht das auf der Strecke, was uns so motiviert, im Tierschutz aktiv zu sein? Dieses Gefühl, etwas Wichtiges zu leisten? Die unmittelbar erlebte Emotion?

Muss im Zweifel der Hund mit dem gebrochenen Bein sterben, damit 5.000 andere Tiere nicht in der Massentierhaltung heranwachsen müssen?

Aber auch anders herum: Ist es nicht egoistisch, nur den Tieren zu helfen, deren Liebe man unmittelbar empfindet? Sind andere, anonyme Tiere mit gebrochenen Beinen nicht ebenso rettenswert?

Handeln wir nicht nur nach Bauchgefühl, wenn wir auf Strategien verzichten? Lassen wir dann nicht sogar Tiere sterben, denen wir hätten helfen können?

Man sieht, das Thema löst ziemlich widersprüchliche Reaktionen aus. Schließlich wirft die Idee des Effektiven Altruismus ziemlich viele Denk-Routinen über den Haufen! Vor allem die, dass sich Spenden direkt emotional "lohnen" muss. Und auch die Vorstellung, dass unsere Intuition immer richtig läge...

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Doch es gibt auch Kritik an der Umsetzung des Effektiven Altruismus. Denn wegen der Komplexität der Probleme auf der Welt ist es gar nicht so einfach, konkrete Ursachen und Lösungen zu benennen.

Oft beschränken sich die Empfehlungen daher auf Einzelprojekte, deren Erfolge sich zahlenmäßig messen lassen. Effektive Öffentlichkeitsarbeit beispielsweise kann aber nur schwer messen, sodass Aufklärungsprojekte gar nicht erst berücksichtigt werden können. Obwohl sie (möglicherweise) höchst effektiv sind.

Dass eine Organisation nicht empfohlen wird, muss daher nicht unbedingt bedeuten, dass sie ineffizient sei.

Und nicht zuletzt ist es wichtig, dass wir uns auch als Menschen treu bleiben. Anderen zu helfen bedeutet schließlich nicht, sich selbst aufzugeben. Und wir sind nun mal emotionale Wesen, die sich mit den Ergebnissen logischer Analysen oft erst einmal anfreunden müssen. Nicht zuletzt liegen wir mit unserer Intuition zwar oft falsch, aber keineswegs immer.

Auch deshalb haben sich viele Unterstützer des Effektiven Altruismus für eine zweigleisige Strategie entschieden. Sie spenden effektiv und emotional. Beides. Das eine aus guten, strategischen Gründen. Das andere direkt fürs Herz.

Veröffentlichung:

Autor: Kilian Dreißig

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Diskussion im Forum:
Effektiver Altruismus: Gute Idee oder eiskaltes Kalkül?
Letzter Beitrag: 26. Feb. von Sunjo.

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