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So leidvoll ist das Leben einer "Milchkuh" (Qualzüchtungen!)

Kuhmilch stammt von Rindern aus Qualzucht.
Moderne Milchkühe sind auf so hohe Milchproduktion gezüchtet, dass man von "Qualzuchten" spricht. Bild: pixabay.com (Kombi) (bearb.)

Wenn man sich friedlich grasende Kühe auf einer Weide anschaut, dann denkt man normalerweise nicht daran, dass es sich um Tiere aus Qualzucht handelt, die schon nach wenigen Jahren getötet werden, am Ende ihrer Kräfte.

Doch wenn ihr den Artikel bis zum Ende durchgelesen habt, werdet ihr Rinder (und Kuhmilch) mit anderen Augen sehen!

Milchkühe, die normalerweise in konventionellen und biologischen Milchbetrieben eingesetzt werden, wurden über Jahre hinweg auf hohe Milchproduktion gezüchtet.

Das wurde dermaßen "perfektioniert", dass manch eine Milchkuh permanent kurz vor dem Verhungern ist – weil sie kaum die Energie aufnehmen kann, die ihr Körper in die Produktion der Milch investiert (Ketose).

Eine moderne Milchkuh bildet ungefähr 20 Mal so viel Milch wie ein Auerochse ("Ur"), der Vorgänger der heutigen Rinderzüchtungen!

Während eine Ur-Kuh nach der Geburt ihres Kalbes im Schnitt etwa 1,3 Liter Milch am Tag bildete, [1] produzieren moderne Hochleistungszüchtungen wie "Holstein" oder "Fleckvieh" das 20-fache! [2]

Eine einzige Kuh könnte also fast zwei Dutzend Kälbchen versorgen. Wäre da nicht die Molkerei.

Längst haben sich große Unternehmen darauf spezialisiert, Rinder perfekt auf die wirtschaftlichen Bedürfnisse der Industrie zu "optimieren". Sie müssen viel Leistung bringen, aber wenig Geld kosten.

Wie üblich haben wir die zentralen Aussagen im Artikel mit Quellen belegt, damit ihr sie selbst überprüfen könnt. Aus Gründen der Lesbarkeit verzichten wir darauf, den Begriff "Milchkuh" und vergleichbare Bezeichnungen jedes Mal in Anführungszeichen zu setzen.

Kuhmilch hat in der Natur die Funktion, ein Kalb zu ernähren. Und da ein Kalb rasant wächst, aber ein relativ kleines Gehirn hat, hat die Kuhmilch eine ganz andere Zusammensetzung als z. B. menschliche Muttermilch.

Menschen benötigen also keine Kuhmilch. Es ist ein reines Genussmittel.

Die absurd hohen Milchmengen moderner Zuchtrassen haben Folgen. Dazu gehören eine kurze Lebenserwartung sowie starke und lang anhaltende Schmerzen.

Die Agrar-Expertin Scarlett Treml (PETA) nannte uns einige typische Folgen, unter denen insbesondere Tiere der Rasse "Holstein" leiden. Ungefähr die Hälfte aller Milchkühe in Deutschland gehören dieser schwarz-weiß-gefleckten Rasse an.

Eine Milchkuh in der Milchproduktion
Eine "Holstein"-Kuh auf der Weide. Wichtig: Die meisten Kühe in Deutschland stehen im Stall. Das Bild ist daher nicht repräsentativ für die Milchindustrie. Bild: pixabay.com

So leiden hochgezüchtete (Holstein-)Milchkühe in der Milchindustrie

  • Mastitis: Schmerzhafte Euterentzündungen gehören zu den häufigsten Krankheiten in Milchbetrieben. Mastitis wird einerseits durch den züchterisch bedingt hohen Milchfluss, aber auch durch die mechanische Belastung der Zitzen beim Melken gefördert. Auch mangelnde Hygiene im Stall kann Mastitis begünstigen. Sie ist auch übertragbar. Euterentzündungen sind der Grund, warum jeder Liter Kuhmilch nachweisbare Mengen Eiter enthält. Mastitis gehört zu den wichtigsten Todesursachen in der Milchindustrie. Oder genauer: Viele Tiere landen im Schlachthof, weil eine fundamentale Behandlung der Mastitis (inkl. der Ursachen) sich für Milchbauern nicht immer lohnt. Sie werden "gemerzt". (So spricht die Milchindustrie, wenn ihr nicht hinhört.)
  • Ketose: Die Kühe haben aufgrund ihrer Züchtung einen enorm hohen Energiebedarf. Gelingt es ihnen nicht, genug Energie aus dem (Kraft-)Futter aufzunehmen, fallen sie in Ketose, eine schwere Stoffwechselerkrankung. Sie zehren dadurch eigene Fett-Reserven auf, die ihnen über die Milch verloren gehen. Deswegen haben Holstein-Rinder in der Milchproduktion keine hohe Lebenserwartung. Bei schlechtem "Stallmanagement" (so nennen Milchbauern es, wenn sie ihre Tiere "managen") verhungern sie bei vollen Mägen. Und das ist auch der Grund, warum die bekannten schwarz-weißen "Holstein"-Rinder so ausgezehrt aussehen. (Dieser Foto-Vergleich zeigt körperliche Folgen der Milchindustrie für Kühe.)
  • Pansenerkrankungen (Acidose / Alkalose): Als Wiederkäuer fressen Rinder von Natur aus Gras. Gras allein deckt jedoch nicht den enormen Energiebedarf moderner Hochleistungsrinder. Deshalb füttern Milchbauern ~70 % des Energiebedarfs als Kraftfutter zu (Soja, Mais usw.). Übrigens, auch in Bio-Ställen – und sogar in "Weidemilch"-Betrieben. Die unnatürliche Futter-Zusammensetzung fördert Erkrankungen der Mägen und kann dadurch die Kuh schwächen und ihre "Milchleistung" reduzieren (Schlachthof!).

Zusätzlich zu diesen züchterisch bedingten und damit kaum vermeidbaren Erkrankungen kommen häufig noch weitere Folgeerkrankungen dazu.

Weitere Folgen der Qualzucht

  • Labmagenverschiebung: Holstein-Rinder sind "großrahmig" gezüchtet, haben also ein "gebärfreudiges Becken". Eine häufige und für die Kuh schmerzhafte Folge ist, dass sich der "Labmagen" der Kuh verschiebt, kurz nachdem das Kalb geboren wurde. Labmagenverschiebung ist ein häufiger Grund für "Abgänge" – also Schlachtungen.
  • Erkrankungen des "Fundaments" / Lähmungen: Milchbauern bezeichnen die Beine und Klauen der Rinder als "Fundament". Erkrankungen des Fundaments gehören ebenfalls zu den häufigsten Gründen, warum Milchkühe beim Schlachter landen. Grund: das hohe Gewicht und die unausgewogene Gewichtsverteilung durch das große Euter. Agrar-Untersuchungen haben ergeben, dass in manchen Betrieben mehr als jede vierte Kuh an Erkrankungen des Fundaments leidet (u. a. Lähmungen). [3] Das wiederum kann zu verringertem Milchfluss führen. Der "Abgang" droht (Schlachthof!).
  • Knochenbrüche / Bänderrisse: Milchkühe müssen jedes Jahr ein Kalb zur Welt bringen, damit der Milchfluss nicht versiegt. Keine Kuhmilch ohne Kalb. Nach der Geburt schüttet der Körper der Kuh erst die nötigen Hormone für die Milchbildung aus. Geburten schon im jungen Alter können zu Knochenbrüchen und Bänderrissen führen. In Undercover-Ermittlungen wurde wiederholt nachgewiesen, dass häufig auch kranke Rinder (verbotenerweise) in Schlachthöfen getötet und verarbeitet wurden.

Die meisten Hochleistungs-Milchkühe erreichen nur einen Bruchteil ihrer natürlichen Lebenserwartung. Natürliche Altersschwäche gibt es in der Milchindustrie nicht.

Moderne Milchindustrie ist für Tiere fast genauso tödlich wie die Fleischindustrie. Bild: pixabay.com

Nicht zuletzt deshalb fordern Tierschützer, Milchprodukte zu meiden – und Qualzuchten zu verbieten. PETA hatte im März 2023 sogar Anzeige gegen sechs Rinderzuchtbetriebe erstattet, die sich auf die Qualzucht-Rasse "Holstein-Friesian" spezialisiert haben.

Milchindustrie ist für die Tiere ebenso tödlich wie die Fleischproduktion. Die Milchindustrie ist die Fleischindustrie. Hier findest du die wichtigsten Tipps zum Vegan-Umstieg!

Auf Lebenshöfen haben gerettete Hochleistungs-Milchkühe ein Alter über 20 Jahre hinaus erreicht. In der Milchindustrie liegt die Lebenserwartung einer Holstein-Kuh dagegen bei durchschnittlich 4,6 Jahren. [4]

Nicht vergessen: Eine Milchkuh muss erst einmal die Geschlechtsreife erlangen und ein Kalb zur Welt bringen, bevor sie Milch gibt bildet. Demzufolge überleben die Rinder kaum mehr als 3 "aktive" Jahre als "Milchkuh".

Warum Hochleistungszüchtungen?

Dass moderne Milchkühe so viel Leistung erbringen müssen, liegt wohl auch daran, dass Milch über viele Jahrzehnte hinweg wie ein Grundnahrungsmittel angepriesen wurde (auch mit der werblichen Unterstützung von Prominenten wie Sky du Mont und Sarah Connor).

Die Aktivitäten der damaligen "Centrale Marketing-Gesellschaft der deutschen Agrarwirtschaft mbH" (CMA) wurden über fast 40 Jahre hinweg auch aus Steuergeldern gefördert. Erst 2009 wurde die CMA aufgelöst. Sie verstieß gegen EU-Recht.

Die Milchproduktion wird bis heute gegenüber pflanzlichen Alternativen bevorzugt und den marktwirtschaftlichen Regeln enthoben. Es beginnt bei der geringeren Besteuerung und endet noch lange nicht bei lockeren Pfandregelungen für Milchgetränke … 4 krasse Beispiele, wie der Staat Milch bevorzugt.

Auch in Bio-Betrieben werden Tiere aus Qualzucht (aus-)genutzt. Bild: pixabay.com (bearb.)

Kühe "geben" keine Milch – Milchbauern müssen sie erst hormonell stimulieren!

Übrigens: Es ist ein verbreitetes Missverständnis, dass Kühe "Milch geben" würden. Tatsächlich ist es für Milchbauern gar nicht so leicht, an die Milch einer noch jungen Kuh zu gelangen. Ein Euter ist kein Wasserhahn, den man nur aufdrehen müsste.

Im Gegenteil: Die Milch von Kühen ist von Natur aus ziemlich gut vor "Milchräubern" geschützt!

Wenn das Kalb bei der Mutterkuh saugt, wird das Hormon Oxytocin im Gehirn der Kuh ausgeschüttet. Erst dadurch wird der Milchfluss in Gang gesetzt.

Ohne Kalb müssen Bauern am Euter der Kuh manipulieren, bis die Milch fließt. Manche spritzen auch künstliches Oxytocin oder verwenden Melkmaschinen mit integrierter "Stimulationsphase". Mehr über das sogenannten "Anrüsten" in der Milchindustrie.

Schon gewusst?
"Hochleistungsrinder" sind auf Kraftfutter angewiesen. Ohne die hohen Energiemengen würden sie verhungern. Deshalb steht die moderne Milchindustrie in Nahrungs-Konkurrenz zum Menschen. Und das, wo Rinder den größten Teil des Futters zu Gülle umwandeln. Wegen der unvermeidbaren "Veredelungsverluste" hat die Milchindustrie in ihrer heutigen Form keine Zukunft.

Die Werbe-Aussage, dass Kühe Gras zu Milch umwandeln würden, ist daher irreführend und täuscht Verbraucher. Hier beleuchten wir das Thema genauer!

Quellen

  1. Website http://www.kuh-projekt.de/Kuehe/milch.html
  2. Agrar-Magazin https://www.rind-schwein.de/brs-rind/population-2.html
  3. Agrar-Magazin https://www.elite-magazin.de/news/nachrichten/das-fundament-tragt-die-produktion-13337.html
  4. Agrar-Magazin https://www.agrarheute.com/tier/rind/faktencheck-turbokuehe-milchleistung-versus-lebensdauer-536323

Veröffentlichung:

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Qualzucht Milchkuh: So leiden Kühe in der Milchindustrie!
Letzter Beitrag: 23.06.2023, von Libio.

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AUTOR: KILIAN DREIßIG
Vegane Lebensweise vereint Klimaschutz, Tierschutz und Lebensqualität. Gründe genug, mich als Journalist damit zu beschäftigen.

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