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Kritik "Butterblender": Hier liegt der "Besseresser" (ZDF) falsch!

In "Butterblender" probiert Sebastian Lege verschiedene vegane Butter-Alternativen aus.
In "Butterblender" probiert Sebastian Lege verschiedene vegane Butter-Alternativen aus. Bild: Screenshot / ZDF

Auf dem Youtube-Kanal "Besseresser" vom ZDF beschäftigen sich die Moderatoren mit Nahrungsmitteln und decken Geheimisse und Tricks der Lebensmittelindustrie auf. So auch im Video "Butterblender" vom 14.12.2023.

In "Butterblender" vergleicht der Moderator und gelernte Koch, Sebastian Lege, tierische Butter mit Margarine. Ein unterhaltsames Video, in dem die Zuschauer mehr darüber erfahren, warum Butter so schlecht für unser Klima ist.

Fast doppelt so klimaschädlich wie Rindfleisch - und das ist schon ein übler Kandidat!

Außerdem erfährt man, dass auch Margarine nicht immer vegan ist. Wissenswert!

Trotzdem gibt es Gründe für (etwas) Kritik!

Hier zunächst das Video vom ZDF-Youtubekanal "Besseresser":

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Im Grunde ist "Besseresser" ein informatives Format, das uns Verbrauchern besser darin macht, gesunde von ungesunden Lebensmitteln zu unterscheiden. Der Duktus: Die Industrie macht uns etwas vor und wir kommen ihr auf die Schliche.

Allerdings setzt "Besseresser" dabei immer wieder auf unnötige Effekthascherei - mitunter sogar auf Kosten der Tatsachen (siehe unten).

Auch in "Butterblender" rücken die guten Gründe, lieber Margarine als Butter zu essen, dadurch etwas in den Hintergrund.

Butter müsse laut Leitlinien mindestens 82% Fett enthalten, sagt z. B. die Sprecherin im Hintergrund. Margarine müsse dies "imitieren". Dies sei eine "Herkulesaufgabe für die Industrie".

Inwiefern es eine "Herkulesaufgabe" sei, pflanzliche Fette für Margarine zu nutzen, verschweigt das Video. Und auch als Lege am Schluss vegane Butter produziert, sieht das nicht besonders aufwendig aus.

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Einige vegane Butter-Alternativen sind außerdem absichtlich weniger fetthaltig als Butter - weil Verbraucher eben weniger Fett essen wollen. Und das aus guten Gründen!

Die Dreiviertelmargarine "Bio Vegan Block" von Landkrone hat Moderator Lege offenbar am besten geschmeckt, und das, obwohl sie ganz ohne zugesetzte Aromen auskommt und zudem nur 60% Fett enthält. Kommentar: "Ach, schau mal einer an!"

Und dann doch wieder so ein dramaturgischer Trick!

"Was für eine Marketingstrategie", sagt Lege. "Margarine in Butterform pressen, in Papier einwickeln und einen Euro mehr für nehmen!" Scheint, als müsse dieses Vorurteil der teuren Vegan-Alternativen auch noch bedient werden!

Denn nur Sekunden später - getrennt durch eine Werbeunterbrechung - zeigt das Video, dass vegane Butter tatsächlich meistens billiger ist als herkömmliche Butter - und zwar deutlich. Fragt man sich, was der vorherige Satz dann sollte.

Als Sebastian Lege vegane Butter nachbauen möchte, wird in den Zutaten gehärtetes Kokosfett gezeigt. Dies kommt in veganen Butter-Alternativen aber nach unserer Erfahrung so gut wie nie zum Einsatz.

Wenn Kokosfett verwendet wird, dann in ungehärteter Form. (Gehärtete Fette gelten als besonders ungesund, wegen der Transfettsäuren).

Das Ergebnis scheint Moderator Sebastian Lege aber geschmeckt zu haben. Und doch: Obwohl nur eine kleine Menge Aroma in seiner Rezeptur vorkommt, bezeichnet er sein Ergebnis als "Kombination aus Aroma und ganz ganz verschiedenen anderen Fetten". Und auch das wieder mit diesem detektivischen Naserümpfen, als handele es sich dabei um Wagenschmiere.

In den meisten Fällen dürfte pflanzliche Margarine wenigstens besser als tierische Butter sein. Insbesondere, wenn es sich um kurzkettige Öle wie z. B. Rapsöl oder Olivenöl handelt. Manche Margarinen enthalten sogar Leinöl, für mehr gesunde Omega-3-Fettsäuren.

Am Ende gibt Dr. med. Stefan Kabisch von der Berliner Charité ein Statement ab, dass ein hoher Anteil gesättigter Fettsäuren langfristige zu Erkrankungen beitragen kann. Er sähe daher keinen großen gesundheitlichen Unterschied zwischen einer veganen Butter und einer tierische Butter.

Nicht erwähnt wird darin, dass sich die Fett-Zusammensetzung gerade wegen des Anteils kurzkettiger Fettsäuren (wie z. B. Rapsöl) durchaus von Butter unterscheiden kann. Das macht entsprechende Sorten zwar nicht "gesund", aber doch immerhin weniger ungesund als Butter.

Am Ende liefert "Butterblender" zwar interessante Hintergründe, büßt durch die Effekthascherei aber auch Glaubwürdigkeit ein.

Der Zweck von veganer Butter ist es, ein gewohntes Produkt zu ersetzen. Das macht den Ernährungs-Umstieg zu einer pflanzliche(re)n Ernährung einfacher, da man nicht sofort alle Routinen umstellen muss. Vegane Butter bedient daher ein legitimes Interesse - und ist keineswegs bloß Industrie-Trickserei.

Und auch wenn vegane Butter nicht gesund ist, so ist sie doch oft immerhin weniger ungesund als Butter - und zudem besser für Klima und Tiere. Der Tierschutz-Aspekt wurde in "Butterblender" allerdings nicht einmal erwähnt.

Veröffentlichung:

Autor: Kilian Dreißig

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Diskussion im Forum:
Margarine vs. Butter beim "Besseresser"
Letzter Beitrag: 23. Mär. von Nekomancer.

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