Militanter Tierschutz - was ist das genau?

"Militanter Tierschutz" – auf diesen Begriff stoßen wir immer wieder. Doch wann ist Tierschutz "militant"? Das soll der Artikel untersuchen!
Bei der Recherche ist schnell deutlich geworden: Die Bezeichnung als "Militante Tierschützer" ist selten als Lob gemeint.
In Medien werden Menschen als "militante Tierschützer" betitelt, die etwa durchgemoderte Hochsitze von Jägern zu Kleinholz machen, die Kaninchen aus Mastställen befreien.
Mitunter werden sogar alle Menschen pauschal als "militant" dargestellt, die vegan leben. Darunter also auch Senioren, Polizisten, Ärzte und Co, denen man normalerweise nie dieses Adjektiv anhängen würde.
Kurz: "Militante Tierschützer" sind manchmal Menschen, die Aktionen durchführen, die rechtswidrig sind. Manchmal sind es offenbar auch ganz normale Tierfreunde, denen jemand schaden möchte.
Ein Mäster, der Kaninchen auf Drahtgittern mästet, beschimpft seine Kritiker gerne mal als "militant". Einen erkennbaren Unterschied zu ganz normalem Tierschutz – der den Schutz der Tiere im Sinn hat – muss also nicht erkennbar sein.
Die Bezeichnung verfolgt in dem Fall erkennbar den Zweck, Kritiker zu brandmarken. Der Begriff soll Tierschützer als besonders unsympathisch darstellen. Die Bevölkerung soll sich nicht mit ihnen identifizieren.
Oft geht die Diffamierung von Tierschützern auch damit einher, eine eigene Opferrolle zu unterstreichen – und damit Mitgefühl auszulösen.
Der arme Kaninchenzüchter, dessen Rammler von "militanten Tierschützern" aus den Käfigen befreit und auf einen unbekannten Lebenshof gebracht wurden.
Laut Duden bedeutet "militant", dass man mit bewusst kämpferischem Anstrich für eine Überzeugung eintritt. Etwa mit Aktionen, die den Blick der Öffentlichkeit auf einen Tierschutzskandal lenken sollen. Protest eben.
"Militant" bedeutet weder, dass Gewalt gegen Menschen oder Tiere im Spiel wäre, noch, dass die Forderungen per se unberechtigt wären. Es ist ein Adjektiv, das – bei normaler Verwendung – andeutet, dass die Aktivisten ihren Forderungen ordentlich Nachdruck verleihen.
Wie die meisten Adjektive lässt sich "militant" aber auch nutzen, um Gegner zu verunglimpfen.
Zum Beispiel, indem ein Kaninchenmäster Kritiker als "militant" brandmarkt – und damit die eigenen aggressiven Klage-Androhungen in ein besseres Licht rückt.

Geht es nach journalistischen Standards, dann sollte man den Begriff "militant" eher meiden. Jedenfalls in Artikeln, die nicht als Meinungsartikel zu erkennen sind. Journalisten zeigen Zusammenhänge auf, überlassen die Wertung aber ihren Lesern.
Wir haben den Artikel am 4.4.2025 um den Hinweis auf "radikal" erweitert.
Veröffentlichung:
Autor: Kilian Dreißig