Vegpool Logo

Vegan-Diskussionen: 3 Dinge, auf die du achten solltest.

Ökostrom - auch für die kommenden Generationen.
Ökostrom - auch für die kommenden Generationen. Bild: Fotolia.com

Die eigene vegane Ernährung ist ein Thema, um das man als Veganer in Diskussionen mit nicht vegan lebenden Mitmenschen kaum herumkommt.

Anders als das Klischee, sind es oft Fleischesser, die einen als Veganerin oder Veganer auf die pflanzliche Ernährung ansprechen.

Eine solche Diskussion könnte dann beispielsweise so ablaufen:

Beispiel: Eine typische Vegan-Diskussion

Gegenüber: Ich habe gehört, du isst vegan. Ich könnte mir das nicht vorstellen. Ich esse zwar auch nur wenig Fleisch, meistens Biofleisch, aber ganz ohne Fleisch ginge nicht. Warum machst du das eigentlich?

Du: Mir geht's um die Tiere. Ich möchte nicht, dass für mich Tiere gequält werden.

Gegenüber: Es gibt doch aber auch diese Veganer, die auch ihre Katzen vegan ernähren. Ich finde, das ist Tierquälerei.

Du: Ich finde das okay, denn normales Katzenfutter enthält ja auch tausend synthetische Zusätze. Solange die Katze 100% gesund und fit bleibt, spricht doch nichts dagegen.

Gegenüber: (in einem sarkatischen Ton, sich bereits abwendend). Aber müssen Veganer nicht auch immer Vitamin B12 Tabletten schlucken? Damit sie keinen Mangel kriegen?

Du: Ja, das wird empfohlen. Weil in der modernen Ernährung wenig B12 vorkommt. Deshalb kriegen Nutztiere ja auch B12 ins Futter.

Gegenüber: Also ich finde, das ist alles sehr dogmatisch und krass. Tschüss!


Kennst du diese Art von Diskussionen? Es ist einer der Klassiker!

Wir erklären dir drei Tipps für zukünftige Vegan-Diskussionen. Damit musst du nicht mehr wie ein plappernder Antwort-Roboter reagieren, der sich danach selbst irgendwie schlecht fühlt. Stattdessen kannst du die typischen, psychologischen Fallen erkennen - und bewusst drauf reagieren.

Ein erhobener Zeigefinger (hier: Statue des Paulus)
Sei kein Moral-Apostel. Gute Argumente genügen. Bild: Allie_Caulfield, flickr.com (bearb.) Bildtitel: 2009-03-22 03-29 Sizilien 088 Palermo, Duomo, Paulus, CC-BY

#1: Nimm der Diskussion die Wertung

Schon im ersten Satz rechtfertigt sich dein Gegenüber für sein Verhalten. Vielleicht glaubt er, dass du ihn für seinen Fleischverzehr abwertest. Vielleicht hat er selbst ein ungutes Gefühl, aber Angst, sich den eigenen inneren Konflikten zu stellen ("Fleisch-Paradoxon"). Hier ein Interview mit dem Psychologen Prof. Dr. Klotter.

Hol dir den Vegan-Radar!
Erfrischende Vegan-Mails, Sonntags aus der Redaktion. Artikel, Inspiration, Rückhalt, Aktionen und mehr.
✓ jederzeit abbestellbar

Nimm der Diskussion daher die moralische Komponente. Überrasche dein Gegenüber, indem du das Klischee vom Vegan-Dogmatiker widerlegst. Mache aus der Ich-Perspektive deutlich, was deine persönlichen Motive waren, vegan zu werden.

Sei kein Moralapostel. Je mehr du dein Gegenüber moralisch bedrängst (oder dieses Gefühl vermittelst), desto weniger können deine guten Argumente wirken. Sage ruhig, dass von dir keine Gefahr ausgeht und du niemanden belehren möchtest. (Selbst wenn du glaubst, diesen Auftrag zu haben).

Sieh es so, als wärst du ein Showstar: Menschen werden dir folgen, wenn du dein Ding machst. Nicht, wenn du sie darum anbettelst.

Stechmücke: Darf man da als Veganer zuschlagen - oder lieber nicht?
Dürfen veganer Mücken töten? In den meisten Diskussionen nicht weiter relevant! Bild: pixabay.com

#2: Relevanz statt Randbereiche

Wenn dein Gegenüber versucht, nur über (absurde oder nicht wirklich relevante) Grauzonen und Grenzbereiche zu diskutieren, dann, weil er über die wesentlichen Kernpunkte nicht sprechen möchte.

Das Phänomen ist ganz oft in Talk-Shows zu beobachten, wenn der Moderator eine ganze Palette eigener Vorurteile mit in die Diskussion bringt. Ob bewusst oder unbewusst, ist vielleicht gar nicht so wichtig.

Wenn du jedoch nur noch über "extreme" Einstellungen diskutierst (die wahrscheinlich auch unter Veganern umstritten sind), wirst du deine guten Argumente rund um die Kernthemen gar nicht erst zur Sprache bringen können und schnell als "radikaler Spinner" gelten.

Du wirst dich danach irgendwie missverstanden und ausgenutzt fühlen. Auch im Rabulismus (der "Kunst", sein Gegenüber in Diskussionen auch ohne Argumente zu übertrumpfen) wird dieser "Trick" genutzt.

Daher lasse dich niemals auf Randdiskussionen ein, bevor du ausführlich deine ursprünglichen Beweggründe erläutern konntest. Sage Dinge wie: "Ich habe dazu keine feste Meinung" oder "Diese Themen sind auch unter Veganern umstritten" und komme wieder aufs ursprüngliche Thema zurück: Deine Motive, vegan zu leben.

Surfen ist ein entspannendes Hobby
Entspannt vegan - nach dem Pareto-Prinzip. Bild: Fotolia.com

#3 Denke an das Pareto-Prinzip.

Die meisten Menschen werden vegan, weil sie die Tierquälerei in der Tierproduktion nicht ertragen können. Dieses Motiv können die meisten Menschen nachvollziehen. Denn diese Werte teilt unsere Gesellschaft zumindest grundsätzlich (auch wenn sie ihnen in der Praxis leider nicht immer folgt, wie du als Veganer wohl am besten weißt).

Manche Veganer gehen aber noch einige Schritte weiter. Sie beginnen, auf Gelatine in Saft und auf Milchzucker als Aroma-Trägerstoff zu achten und beschäftigen sich vielleicht auch mit der Frage, ob es mehr Tierquälerei ist, Katzen ohne Fleisch zu ernähren - oder Tiere für Katzenfutter zu töten.

Wenn du deine Zuhörer jedoch mit all deinen Experten-Wissen überflutest, wird nichts davon hängenbleiben. Daher verzichte darauf, mit Wissen und Details zu prahlen - und nenne die Argumente, die die meisten Menschen nachvollziehen können. Nenne die Themen, die auch dich früher überzeugt haben.

Wir empfehlen eine vegane Lebensweise nach dem Pareto-Prinzip. Das bedeutet: Im Alltag auf Produkte ohne Tierprodukte achten, sofern dies mit akzeptablem Aufwand möglich ist. Perfektionismus ist dabei überflüssig - und Perfektionismus ist einer der wichtigsten Gründe, warum Veganer scheitern.

Wenn du dieses Prinzip deutlich machst, und aufzeigst, dass es nicht um Perfektion, sondern um machbare Veränderungen geht, werden deine Beweggründe gut verständlich sein.

Welche weiteren Ideen fallen dir ein? Beteilige dich an unserer Diskussion im Vegan-Forum.

Update: Dieser Artikel wurde am 9.5.2022 überarbeitet und ergänzt.

Veröffentlichung:

Autor: Kilian Dreißig

Wenn ein einziger Veganer 1.200 Tiere rettet - lasst uns umso mehr Menschen für diese Lebensweise begeistern!
Das war meine Idee bei der Gründung von Vegpool im November 2011.

Doch die Zeiten sind hart. Uns brechen die Einnahmen weg. Paywalls wollen wir vermeiden, denn sie schließen Einsteiger aus.

Helft mit, diese Idee langfristig fortzuführen! Schon mit 3 Euro im Monat.

→ Jetzt unterstützen oder einmalig per Paypal überweisen.

Wie hat dir der Artikel gefallen?
4,7/5 Sterne (73 Bew.)
Diskussion im Forum:
Vegan-Diskussionen: 3 Tipps, um zu überzeugen
Letzter Beitrag: 26.02.2023 von wfpb.

Dazu passende Artikel:

Vegane Sachbücher: Das sind unsere 9 Empfehlungen

Was ist eigentlich "Bullshit-Bingo"?

Diese 15 ökologischen Argumente für Veganismus solltest Du kennen

Faktencheck: Enthält Kuhmilch wirklich Eiter?

Vegane Ernährung: Diese 16 Vorteile solltet ihr kennen!

Leitfaden für öffentliche Diskussionen über vegane Ernährung