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Fragen und Antworten rund um vegane Ernährung bei Kindern

Vegane Kinder leben oft viel gesünder. Bild: © Oksana Kuzmina - Fotolia.com

Unzählige Kinder werden in Deutschland fehlernährt. Ihnen fehlt es an Vitaminen und Ballaststoffen. Sie stopfen sich voll mit Lebensmitteln, die diesen Namen kaum verdient haben. Die Rede ist natürlich von den Kindern, die "ganz normal" mit vielen Süßigkeiten, Snacks und Tierprodukten ernährt werden.

Diese Fälle von tatsächlicher Fehlernährung sind so verbreitet, dass sich kaum jemand dafür interessiert. Übergewicht wird sogar bei Kindern längst als "normal" angesehen.

Empörung über vegane Kinderernährung

Umso schneller empören sich Menschen über die Idee, Kinder vegan zu ernähren. "Vegane Ernährung von Kindern" klingt für sie nach Bevormundung, nach Helikopter-Eltern und nach Mangelernährung. Bei "veganer Kinderernährung" denken Menschen an bosartige Eltern, die ihre halb verhungerten Kinder nur mit rohen Karotten ernähren.

Dass verantwortungsvolle Eltern so etwas niemals tun würden, liegt eigentlich auf der Hand. Und dass vegane Eltern aufgrund der vielen Vorurteile extrem sensibel und höchst verantwortungsbewusst handeln, geht in der Schein-Diskussion schnell unter. Ja, es gibt auch Fälle, in denen vegane Eltern versagten. Tragische, vermeidbare Fälle!

Bild: Fotolia.com

Es fehlen zwar belastbare Zahlen, doch ist schon heute offenkundig, dass viel mehr nicht-vegane Kinder unter den Folgen von Fehlernährung leiden, als vegane Kinder. Schon deshalb, weil Veganer statistisch ein deutlich höheres Ernährungswissen haben. Bildungs-Maßnahmen sollten daher immer gegen Fehlernährung an sich gerichtet sein, unabhängig davon, ob ein Kind nun "omnivor" oder "vegan" fehlernährt wird. Alles Andere entbehrt jeder wissenschaftlichen Grundlage.

Menschen haben Angst vor veganer Kinderernährung, weil ihnen die Phantasie durchgeht. Weil sie sich schlicht nicht vorstellen können, dass es neben Fleisch, Eiern und Milch auch noch andere Lebensmittel gibt, die ein Kind gut und ohne Mangel ernähren können.

Die Diskussion über vegane Kinderernährung erfolgt hierzulande einfach nicht faktenbasiert. Aus dem Grund haben wir hier einige typische Fragen und Antworten rund um vegane Kinderernährung gesammelt.

Schreiben vegane Eltern ihren Kindern die Ernährung vor?

Eltern geben ihren Kindern die Ernährung immer vor. Bereits in den ersten Lebensjahren werden die geschmacklichen Vorlieben der Kinder geprägt. Ein Kind, das mit viel Zucker und Fett ernährt wird, wird daher gewissermaßen zum Übergewicht "erzogen" - und im späteren Alter größte Schwierigkeiten haben, sich gesund zu ernähren.

In den ersten Lebensjahren ist eine gesunde Ernährung daher besonders wichtig für das Kind.

Ist vegane Ernährung nicht total einseitig?

Die wichtigste Ursache für eine Mangelernährung in Deutschland ist der Mangel an Phantasie. Denn in Deutschland stehen uns mehr als 300 Grundzutaten zur Verfügung, mit denen wir jeden Tag ein anderes Gericht zubereiten könnten - und unser Leben lang keines wiederholen müssten.

Vegane Ernährung basiert auf Gemüse, Getreide, Hülsenfrüchten (Linsen, Bohnen, Erbsen, ...), Kartoffeln, Nüssen, Pilzen, Kräutern und natürlich Obst. Oder anders gesagt: Während Veganer zwar Fleisch, Kuhmilch und Eier weglassen, verwenden sie oft doppelt oder dreifach so viele verschiedene Zutaten wie der Normalbürger in Deutschland.

Führt vegane Kinderernährung nicht zu einem Mangel?

Es gibt leider Fälle, in denen vegane Eltern aus Unwissen, Verwahrlosung oder Ideologie ihre Kinder fehlernährt haben. Es sind vermeidbare und tragische Fälle. Doch leider wird in dieser Diskussion übersehen, dass kaum ein Mensch in Deutschland die offiziellen Ernährungsempfehlungen beachtet.

Übergewicht ist ein deutliches Symptom einer Fehlernährung und sollte unbedingt als Warnsignal verstanden werden. Es ist nicht etwa nur Zeichen für einen "guten Appetit". Ein gesunder Mensch bekommt von einer gesunden Ernährung kein Übergewicht.

Die großen Ernährungs- und Gesundheits-Organisationen empfehlen zum Beispiel einen hohen Anteil an Gemüse und Ballaststoffen in der Ernährung. Sie empfehlen 5 Portionen Obst und Gemüse am Tag. Hülsenfrüchte und Nüsse, die ebenfalls zu den offiziellen Ernährungs-Empfehlungen gehören, spielen in vielen Haushalten überhaupt keine Rolle. Die WHO zählt einen Mangel an Obst und Gemüse sogar zu den wichtigsten Krebsrisiken.

Folgen vegane Eltern einer Ideologie?

Auch wenn vegane Ernährung viele Vorteile hat, die weit über die Gesundheit hinaus gehen (z. B. Tierschutz und Umweltschutz), sollten sich vegane Eltern - wie alle verantwortungsvollen Eltern - an wissenschaftlichen Fakten orientieren und ihre Kinder vielfältig, gesund und bunt ernähren. Das Interesse am Wohlergehen des Kindes sollte über dem Einsatz für Tierschutz und Natur stehen.

Um ideologische Fehlentscheidungen zu vermeiden, sollten sich vegane Eltern über eine gesunde Ernährung bewusst informieren und sich regelmäßig beraten lassen (z. B. von Ernährungsberatern mit entsprechender Fachrichtung). Ihr Kind sollte zudem an allen Vorsorgeuntersuchungen teilnehmen.

Große, internationale Ernährungs-Organisationen haben längst erkannt, dass auch eine vegane Kinderernährung ohne Gefahr und zum Vorteil für das Kind möglich ist. Gerade deshalb sollten vegane Eltern den Gang zum Arzt nicht scheuen, etwa aus Sorge vor Vorurteilen. Hilfreich ist es, sich über entsprechende Fachliteratur selbst gut in die Thema einzulesen und auf diese Weise die richtigen Fragen stellen zu können. Denn leider fehlt auch bei Kinderärzten oft das Ernährungswissen.

Sind vegane Eltern verantwortungslos?

Vegane Eltern handeln oft sehr bewusst und selbstkritisch. Die Vorurteile in der Gesellschaft setzen auch sie unter Druck und so kommt es, dass vegane Kinder oft nicht nur besser ernährt sind, sondern auch allgemein besser betreut werden. Auch wenn jeder Fall von veganer Fehlernährung bei Kindern tragisch ist, werden solche Fälle nur sehr selten bekannt. Allein in Deutschland dürften schätzungsweise 150.000 Kinder mit einer gesunden, veganen Ernährung groß und stark werden.

Die seltenen, tatsächlichen Fälle von veganer Fehlernährung bei Kindern haben oft den Grund, dass dem Kind die Muttermilch verweigert wurde. Es gab allerdings leider auch schon reißerische Medienberichte über ein "veganes Kind", das in die Notaufnahme eingeliefert werden musste. Grund dafür war aber nicht die Ernährung, sondern ein angeborener Herzfehler.

Dürfen vegane Kinder Muttermilch erhalten?

Muttermilch ist das wichtigste Nahrungsmittel in den ersten Jahren eines Kindes. Auch vegane Kinder sollten unbedingt gestillt werden. Die Diskussion darüber, ob Muttermilch eigentlich "vegan" ist, kann man kaum ernsthaft führen. Natürlich ist Muttermilch vegan. Und sie ist wichtig für das Wohlergehen des Kindes.

Die tragischen (aber umso aufsehenerregenderen) Fälle, bei denen ein veganes Kind mangelernährt wurde, gehen häufig darauf zurück, dass dem Kind aus ideologischen Gründen die Muttermilch verweigert wurde. Doch Pflanzendrinks sind für Säuglinge und Kleinkinder nicht als Ersatz für Muttermilch geeignet. Auch Kuhmilch ist übrigens kein adäquater Ersatz für Muttermilch.

Erst wenn das Kind entwöhnt ist (mit ca. 2-3 Jahren, wenn es keine Muttermilch mehr braucht), können auch Pflanzendrinks verwendet werden. Diese sind eine gesunde Alternative zu Kuhmilch, aber kein Ersatz für die Muttermilch in den ersten Lebensjahren.

Sind vegane Kinder kleiner / wachsen sie langsamer?

Das Wachstum von Kindern ist sehr unterschiedlich und uns sind keine belastbaren Studien zu diesem Thema bekannt. Kinder wachsen unterschiedlich schnell und so lange das Wachstum in einem normalen Bereich liegt, besteht kein Grund zur Sorge (und zwar auch dann, wenn sich das Kind im oberen oder unteren "Normbereich" bewegt). Wahrscheinlich spielen die Gene hier die Hauptrolle.

Es gibt allerdings die Theorie, dass Wachstumshormone in der Kuhmilch das Wachstum von Kindern beschleunigen könne. Ob dieses "künstlich beschleunigte" Wachstum gesund ist, ist natürlich fraglich.

Müssen vegane Kinder Vitamine supplementieren?

Experten raten dringend dazu, bei veganer Ernährung Vitamin B12 zu supplementieren. Dies ist über Tabletten, Tropfen oder Sprays ganz einfach möglich. Auch Nutztiere erhalten Vitamin B12 häufig über das Futter, sodass es sich in (bestimmten) Tierprodukten anreichert.

Auch die Gabe von Vitamin D3 (in Kombination mit Vitamin K2) kann in Europa sinnvoll sein, was aber bei allen Ernährungsformen gilt. Unabhängig von diesen Informationen sollten sich vegane Eltern immer von einem Ernährungs-Experten beraten lassen. Um die Versorgung mit Vitamin B12 und Vitamin D sicherzustellen, kann z. B. ein jährlicher Bluttest durchgeführt werden.

Ist vegane Kinderernährung immer gesund?

Eine vegane Ernährung ist nicht zwingend gesund. Wer sich nur von Pommes ernährt, deckt damit keineswegs seinen Bedarf an Nährstoffen. Eine fundierte, vegane Ernährung basiert daher auf Kreativität, auf Vielfalt und Freude an der Zubereitung. Und natürlich auf entsprechendem Grundwissen.

Vegane Eltern sollten sich - wie alle verantwortungsbewussten Eltern - regelmäßig informieren und selbst weiterbilden. Sie sollten sich reichhaltig aus der Fülle von Gemüse, Getreide, Hülsenfrüchten, Nüssen, Kräutern, Saaten und natürlich Obst bedienen und auf Fertigprodukte möglichst verzichten. Vitamin B12 und ggf. Vitamin D (in Kombi mit K2) sollte - in regelmäßiger Absprache mit dem Kinderarzt - supplementiert werden.

Werden vegane Kinder ausgegrenzt?

Bei der Ernährung spielen natürlich auch soziale Faktoren eine wichtige Rolle. Vegane Kinder, die in der Kita immer eine Extra-Speise bekommen, werden dafür zwar oft von den anderen Kindern beneidet, haben es aber manchmal schwerer, sich in die Gruppe zu integrieren. Manche Eltern achten daher nur zu Hause auf die vegane Ernährung. Oder sie bevorzugen eine Kita, die standardmäßig eine vegetarische oder vegane Verpflegung anbietet, wo alle Kinder gleich behandelt werden.

Fleisch: Sollten Kinder selbst entscheiden dürfen?

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Die größten Chancen der veganen Kinderernährung liegen darin, dem Kind spielerisch das Wissen für eine gesunde Ernährung mit auf den Weg zu gehen. Die perfektionistische Einhaltung der veganen Ernährung ist dabei gar nicht so wichtig. Wie immer gilt auch hier: Eine entspannte Einstellung hilft dem Kind, wirklich gesunde Routinen kennen zu lernen und davon bis ins hohe Alter zu profitieren.

Was noch für eine vegane Kinderernährung spricht...

Nur Kinder, die mit natürlichen, frisch zubereiteten Lebensmitteln ernährt werden (vielleicht sogar selbst beim Kochen helfen dürfen), haben die Möglichkeit, die Vielfalt an Obst und Gemüse selbst zu entdecken. Ihr Geschmackssinn wird in den ersten Lebensjahren geprägt. Diese Erfahrung ist wesentlich für eine gesunde Ernährung im späteren Alter. Denn nur wer die Kompetenz hat, frische Lebensmittel schmackhaft zuzubereiten, wird dies auch regelmäßig tun.

Viele Kinder können heute kaum eine Gurke von einer Zucchini unterscheiden. Oder einen Fenchel von einer Rübe. Sie wissen kaum mehr über Ernährung, als wie man den Pizza-Karton öffnet.

Selbstverständlich profitieren auch nicht vegan ernährte Kinder von diesen Erfahrungen im Umgang mit pflanzlichen Lebensmitteln.

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4,6/5 Sterne (22 Bew.)
AUTOR: KILIAN DREIßIG
Vegane Lebensweise vereint Klimaschutz, Tierschutz und Lebensqualität. Gründe genug, mich als Journalist damit zu beschäftigen.

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