Bauern-Protest: 12 Wut-Ideen für weitere Agrar-Demos! (Felßner-Rücktritt)

Nach einem Plakat-Protest vor einem Betriebsgebäude des Agrar-Funktionärs Günther Felßner drehen Teile der Agrar-Lobby frei. Bauernverbände, Schlachter, Mäster und Co. wollen am Wochenende "gegen Gewalt" demonstrieren.
Ein beschriebenes Bettlaken ist nun nicht unbedingt Gewalt. Doch auf das Offensichtliche einzugehen würde bedeuten, einer Inszenierung aus Hypochondrie und Tatsachenverfälschung den Anstrich einer Sachdebatte zu verleihen.
Stattdessen habe ich mir 12 weitere Ideen ausgedacht, für weitere Agrar-Proteste. Wer Satire entdeckt, darf sie aufpusten und in den Himmel steigen lassen.
#1 „Zu wenig Subventionen – mehr davon!“
Und zwar zackig! Schließlich ist das eine Demokratie. Und wenn das Volk nun keinen Agrar-Lobbyisten im Zentrum der Macht wollte, dann bezahlt auch dafür! Sonst kommen wir mit Traktoren und legen die Hauptstadt lahm. Für den demokratischen Dialog!
#2 „Stallbrände sind kriminell – außer die Ursache liegt bei uns“
Zig Ställe brennen jedes Jahr ab, weil wir es geschafft haben, simpelste Brandschutzvorschriften zu verhindern. Aber wenn ein beschriebenes Bettlaken vor einem Stall weht, ist das eindeutig... ähm... Brandstiftung. Und dagegen muss man sich wehren!
#3 „Gefängnisstrafe für beschriebene Bettlaken!“
Wer Bettlaken beschreibt, muss dafür 25 Jahre Haft bekommen. Oder alternativ 2 Tage Anbindehaltung. Das tut den Aktivisten schließlich gut, denn so haben sie keine Rangkämpfe und werden nicht am Futterplatz gestört. Außerdem würden sonst alle Tierhalter, und mit ihnen jegliche Volkswirtschaft, untergehen! Daher: Bettlaken-Beschreibungs-Verbot, aber zackig!
#4 „Fotos von frei laufenden Rindern auf Milchprodukte aus Stallhaltung zu drucken.“
Grund? Weil! Kommt uns nicht mit Kraftfutter, ihr Städter. Wir sind die Experten! Und außerdem: Grünlandveredelung!
#5 „Staatliches Lutscher-Budget für Agrar-Lobbyisten.“
Damit sie nicht ganz so arg hyperventilieren müssen, wenn ein selbst gemaltes Bettlaken auf ihrem Hof flattert... Bei einer Million im Jahr fängt’s an. Pro Lutscher (Pfirsich mit Blattgold)!
#6 „Wenn die Allgemeinheit 22 Mrd. Kosten der Tierindustrie trägt, sollen die Bauern künftig auch etwas davon abhaben!“
Für jeden Euro Umweltschäden, den wir verursachen, müssen wir industrielle Tierhalter künftig aus Steuergeldern ebenfalls einen Euro erhalten. So ist’s nur gerecht!

#7 „Pestizide nicht reduzieren, sondern verstärken.“
Weil: Erstens sind wir die Fachleute. Zweitens: Pestizide braucht man und wenn es Hungersnöte gibt, dann gehen wir halt in den Supermarkt! Und drittens: Keiner von den Städtern kann uns spontan die chemische Strukturformel von Pestiziden auswendig erklären. Also haben die auch keinen Grund, dagegen zu demonstrieren.
#8 „Deutschland unterpflügen!“
Warum? Wissen wir auch nicht. Müsst ihr die Verbände fragen, die das neue Werbe-Siegel "Gutes aus deutscher Landwirtschaft" entwickelt haben. Weil: Da sieht man ja, dass wir unser Land unterpflügen. Also muss das gemacht werden. Isso!

#9 „Fleischpflicht. Wegen der Wahlfreiheit!“
Denn nur wenn auch jedes Kind gezwungen wird, Fleisch zu essen, hat es auch eine Wahl. Her mit der Fleischpflicht! Vielleicht kopieren wir einfach das staatlich finanzierte Schulmilch-Programm, da klappt das seit Jahrzehnten.
#10 „Bengalos sind Schwerverbrechen.“
Für die Nutzung von Party-Effekten auf Agrar-Protesten gibt’s 50 Jahre Knast. Oder 3 Tage Anbindehaltung. Weil: Die Tiere sind’s ja nicht anders gewöhnt. Und man muss an die dörfliche Kultur denken! Jeder Tierhalter mag seine Tiere genauso wie seine Frau!
#11 „Unangemeldete Tierschutz-Kontrollen vom Amt verbieten!“
Das Volk hat das Tierschutzgesetz gewollt, aber im Gegenzug darf es keinen nennenswerten Vollzug geben. Nur so ist's gerecht...
#12: „Lobbyisten-Pflicht im Ministeramt.“
Nur wenn wir jemanden im Amt haben, der so richtig einseitige Partikularinteressen vertritt – und am besten noch wegen Umweltverbrechen verurteilt wurde -, lernt das Volk, wer hier das Sagen hat. Das ist unser Beitrag zur Demokratie.
Welche weiteren Demo-Ideen fallen euch ein, damit sich die Agrar-Verbände und ihre Industrie-Partner aus Düngemittel-, Saatgut-, Gentechnik-, Pharma- und Transport-Branche ebenfalls so richtig zum Clown der Nation machen der Ungerechtigkeit der Welt (und den Städter, pfui!) so richtig den Stinkefinger zeigen können?
Veröffentlichung:
Autor: Kilian Dreißig