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Warum es unglücklich macht, nicht vegan zu leben

Ein Mädchen streichelt ein Kalb.
Ein Mädchen streichelt ein Kalb. Bild: Pavel Losevsky / Adobe Stock

"Ich kann es zwar verstehen, warum Menschen vegan leben, aber ich selbst könnte das nicht...".

Wie oft hören auch wir solche Aussagen!

Viele Menschen würden längst vegan essen, ohne großes Aufsehen zu erregen, wenn da nicht dieser eine Grund wäre... Diese eine Sache... dieses Bauchgefühl.

Psychologen haben schon vor Jahrzehnten erkannt, dass moralisches Handeln zum Wesen des Menschen gehört. Sie wissen, dass es unglücklich macht, seine moralischen Grundsätze dauerhaft zu verraten. Nicht vegan zu leben, könnte also auf Dauer sogar unglücklich machen!

Es gibt mit der Moralpsychologie sogar einen eigenen Fachbereich, der sich damit beschäftigt, wie Moral entsteht, woher sie kommt und welchen Zweck sie hat.

Die Grundannahme: Es kann nicht bloß Zufall sein, dass sich moralisches Verhalten durch die gesamte Menschheitsgeschichte zieht. Dass Menschen mitunter viel Energie in moralisches Handeln investieren. Das muss einen Sinn haben!

Und tatsächlich scheint es so etwas wie eine universelle moralische Grundregel zu geben, die Psychologen in allen Teilen der Erde antreffen konnten. Diese moralische Grundregel lautet: Vermeide es, anderen zu schaden.

Die moralische Formel zieht sich durch alle Religionen, Kulturen und Bräuche.

"Was du nicht willst, das man dir tu, das füg auch keinem andern zu" Konfuzius
"Handle nur nach derjenigen Maxime, durch die du zugleich wollen kannst, dass sie ein allgemeines Gesetz werde." Immanuel Kant
"Behandelt andere immer so, wie ihr von ihnen behandelt werden möchtet" Christentum
"Keiner von euch ist ein Gläubiger, solange er nicht seinem Bruder wünscht, was er sich selber wünscht" Islam
Ein Zustand, der nicht angenehm oder erfreulich für mich ist, wie kann ich ihn einem anderen zumuten? Buddhismus

Diese Grundregel der Ethik ist im menschlichen Denken offenbar fest verankert und wird von Menschen intuitiv angewendet. Übrigens durchaus auch von nicht-religiösen Menschen.

Natürlich wäre es naiv, zu behaupten, dass wir Menschen uns nur nach dieser Grundregel verhalten würden. Das ist offensichtlich nicht der Fall. Aber: Für Verstöße müssen wir mit einem schlechten Gewissen bezahlen. Oder gute Ausreden parat haben.

Wir brauchen also eine Begründung, die uns den Moral-Verstoß erlaubt oder ihn zumindest rechtfertigt. Und ja, wir sind in der Hinsicht flexibel und manipulierbar.

Manchmal benötigt es für die Ausrottung eines Volkes nur eine starke Geschichte über einen mächtigen Feind... Ganz egal, ob sie wahr ist.

Doch je öfter wir gegen unsere Intuition verstoßen, desto normaler fühlt es sich an. Wir gewöhnen uns die Gewalt gewissermaßen an. Und wenn sie Normalität ist, hören wir auf, darüber nachzudenken.

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Und wenn wir doch mit unserem schlechten Gewissen konfrontiert werden, könnten das unsere Ausreden sein:

  • Man braucht aber Tierprodukte,
  • ich töte und quäle die Tiere ja nicht selbst,
  • ich kann eh nichts bewirken,
  • ich esse eh schon weniger Tierprodukte,
  • ich achte schon auf höhere / Bio-Qualität,
  • ...
Auch heutige Veganer haben die klassischen Ausreden vorher aktiv benutzt. Es ist normal, auf die eigene Intuition zu hören - auch, wenn sie uns trügt. Kein Grund also, auf Nicht-Veganer herabzublicken. Aber gute Gründe, einmal genauer darauf zu achten.

Die vegane Lebensweise basiert auf der universellen moralischen Grundregel, dass wir es vermeiden sollten wollen, anderen (leidensfähigen) Lebewesen unnötigerweise Leid anzutun.

Und wenn immer noch staatliche Stellen, Medien und Unternehmen der Lebensmittelindustrie uns erzählen, dass vegane Ernährung überhaupt nicht cool sei, dann haben wir eine perfekte Ausrede für unser Gewissen. Auch, wenn es gegen unsere Intuition verstößt.

Denn natürlich ist vegane Ernährung tierfreundlicher. Offensichtlich. Unsere Ausreden sind nichts weiter als das: Ausreden.

Natürlich gilt unsere moralische Grundregel nicht nur in Bezug auf Tiere, sondern auch auf unsere Mitmenschen. Einer der Gründe für das Leid auf der Welt ist die Distanz zum Geschehen. Tierquälerei geschieht im Verborgenen - genauso wie die Ausbeutung von Menschen. Nur so funktioniert es. Weil uns unser Gewissen sonst keine Ruhe geben würde.

Auf Dauer macht es uns unglücklich, in so elementaren Fragen wie den Umgang mit leidensfähigen Lebewesen stets nur nach Bauchgefühl zu handeln.

Unser eigenes Gefühl von Integrität leidet, wenn wir uns immer mehr in Ausflüchte verstricken. Weil es einfach nicht fair ist, anderen leidensfähigen Lebewesen unnötig Leid zuzufügen. Und weil wir es wissen.

Auf Vegpool.de machen wir die Vorteile einer veganen Lebensweise bekannter. Wir empfehlen eine entspannte vegane Lebensweise nach dem Pareto-Prinzip.

Die meisten Veganer haben zweifelnd begonnen, waren sich nicht sicher, ob sie wirklich dabei bleiben. Und das ist okay. Das gehört dazu!

Es geht nicht darum, perfekt vegan zu leben. Es geht erst einmal darum, auf die eigene Intuition zu hören - und aufzuhören, unnötiges Leid zu verursachen.

Wir werden weniger Ausreden brauchen. Unsere Entscheidungen werden sich wieder mehr nach uns selbst anfühlen. Viele Veganer berichten rückblickend von der besten Entscheidung ihres Lebens. Was, wenn Vegan doch glücklich macht? Oder zumindest nicht unglücklich?

Lesetipp: "The righteous mind" von Jonathan Haidt vermittelt einen psychologischen Einblick in Entwicklung und Zweck der menschlichen Moral - und räumt auf mit Vorurteilen über vermeintliche "Schwächen". Englisch.


Veröffentlichung:

Autor: Kilian Dreißig

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Das war meine Idee bei der Gründung von Vegpool im November 2011.

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Diskussion im Forum:
Macht es unglücklich, NICHT vegan zu leben?
Letzter Beitrag: 13.05.2023 von Adazoca.

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