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B12-Mangel bei Veganern - alles eine Lüge?

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B12-Versorgung bei Veganern: Alles bloß eine Lüge? Bild: Fotolia.com (bearb.)

Die Einnahme von Vitamin B12 wird Veganern immer wieder empfohlen. Nicht nur von Ernährungsorganisationen wie der DGE oder der amerikanischen ADA, sondern auch von veganen NGOs wie ProVeg. Wer zu wenig Vitamin B12 aufnimmt, riskiert einen B12-Mangel, heißt es immer wieder. Zweifler, die die B12-Empfehlungen für eine Lüge halten, werden schnell als Spinner abgestempelt und nicht weiter ernst genommen.

Manch einer fragt sich, ob hinter der B12-Empfehlung gar eine Verschwörung der Pharma- oder Fleisch-Industrie steckt. Um minderwertige, überteuerte Nahrungsergänzungsmittel zu verkaufen - oder Veganismus generell als ungesund zu brandmarken.

Doch sind die Zweifel begründet?
Was ist dran am Lügen-Gerücht rund um die Vitamin B12-Versorgung?

Dass große Industriezweige ihre Kunden belügen und veräppeln ist nicht erst seit dem Dieselskandal bekannt. Auch bei der Ernährung werden wir täglich belogen und betrogen. Viele Menschen werden vegan, weil sie dies erkannt haben.

Die bunten Comic-Bildchen auf Produkten, hinter denen in Wirklichkeit Massentierhaltung drin steckt. Die vielen Skandale mit Produkten, die mit Dioxinen und Antibiotika belastet sind. Sogar, dass das Gesundheitssystem bloß auf die Behandlung von Krankheiten ausgerichtet ist, nicht aber auf die Vorsorge. Offenbar scheinen auch hier die Lobbyverbände gute Arbeit zu leisten!

Eine gesunde Skepsis und Distanz gegenüber verbreiteten Aussagen rund um unsere Gesundheit ist daher durchaus angebracht. Übrigens gilt das natürlich auch für Empfehlungen rund um vegane Ernährung und Vitamin-Supplementation.

Wird B12-Mangel als Argument gegen vegane Ernährung aufgebauscht? Bild: Fotolia.com

Lügen enttarnen - gute Argumente nutzen.

Doch auch wenn sich Lebensmittel- und Pharmaindustrie nicht unbedingt mit Ruhm bekleckert haben, ist nicht jede verbreitete Aussage rund um Ernährung und Lebensmittel falsch.

Es ist in der Tat schwer, einer Industrie Glauben zu schenken, die bekanntermaßen ihre Verbraucher täuscht und belügt. Auch, indem wissenschaftliche Methoden ignoriert und Studien "zurechtgeschustert" werden.

Und doch ist es besser, Propaganda von Argumenten zu trennen - und die Argumente zu prüfen. Egal, woher sie kommen. Denn alles andere endet schnell in Stereotypen. In Schwarz-Weiß-Malerei, die letztendlich auch einen selbst täuscht.

Und: Nicht nur die Fleisch- und Pharmaindustrie lügt und betrügt. Auch manche ihrer Kritiker tun es. Sie schreiben obskure Werke über vermeintliche Verschwörungen, bieten selbst entwickelte "Heilprodukte" zu absurd hohen "Selbstkostenpreisen" an, veröffentlichen kostspielige Literatur und führen Seminare durch, die sich nur leisten kann, wer finanziell gut im Saft steht.

Wissenschaftler arbeiten zwar nicht immer korrekt - doch empirische Untersuchungsmethoden als solche sind wohl die beste Möglichkeit, Lügen zu enttarnen. Interessanter Weise stammt die Verschwörungstheorie rund um die "B12-Lüge" vor allem aus Kreisen, die wissenschaftliche Methoden schon per se ablehnen. Doch was dann bleibt, sind willkürliche Aussagen.

Nicht jeder, der verängstigte Verbraucher um sich schart, im vermeintlichen oder tatsächlichen Kampf gegen Irreführung, verfolgt tatsächlich dieses Ziel. Und diese Problematik trifft auch beim Thema B12 in der veganen Ernährung zu. Wo Menschen Aussagen treffen, wird man immer wieder auf Lügen stoßen. Dagegen hilft nur eine gesunde Kritik - und am Ende notwendigerweise auch ein gesundes Vertrauen.

Vernünftige B12-Supplementation macht Sinn.

In der Tat wird es nie eine 100%-ige Sicherheit geben, ob Empfehlungen von Verbänden und Organisationen wirklich wahr sind. Es ist nicht unwahrscheinlich, dass einige Hersteller von Vitamin B12-Präparaten die Angst der Veganer vor einem Mangel ausnutzen und ihnen minderwertige B12-Präparate mit zweifelhaftem Nutzen unterjubeln.

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Dennoch muss ein wirtschaftliches Interesse nicht der Ehrlichkeit widersprechen. Es geht auch beides.

Gute Beratung bieten Ernährungsmediziner
Bunte Ernährung und kritisches Denken helfen der Gesundheit. Bild: Fotolia.com

Es ist äußerst unwahrscheinlich, dass all die Untersuchungen, die bereits über Vitamin B12-Versorgung (auch bei Veganern) gemacht wurden, falsch und erfunden sind. Es gibt ja nicht nur die von "der Pharmaindustrie" bezahlten Forscher, sondern auch unzählige Ärzte und einige Institute, die sich mit dem Thema beschäftigen. Auch von vegan-freundlichen Institutionen - um mögliche Risiken bei einer veganen Ernährung auszuschließen - und belastbare Ergebnisse zu erzielen.

Es bleibt letztendlich jedem selbst überlassen, ob er Vitamin B12-Präparate nutzt. Praktisch alle größeren, pro-veganen Organisationen empfehlen derzeit, Vitamin B12 zu supplementieren. Vitamin B12 - worauf achten? Ein Mangel an Vitamin B12 kann zu irreparablen (also nicht regenerierbaren) Schäden am Nervensystem führen. Mit Symptomen wie kribbelnden Fingern, Depressionen und allem, was noch dazu gehört.

Alle Menschen benötigen Vitamin B12.

Zugleich, und darüber herrscht ebenfalls Konsens, brauchen alle Menschen Vitamin B12. Auch Fleischesser. Fleischesser haben wahrscheinlich sogar ein besonderes Risiko, einen unbemerkten Vitamin B12-Mangel zu entwickeln.

Einfach, weil für sie das Thema keine Rolle spielt und sie nicht dafür sensibilisiert werden. Weil sie dem Irrtum unterliegen, dass ihre angewohnte, erlernte Ernährung sie automatisch mit ausreichend Vitamin B12 versorgen würde.

Im Übrigen erhalten auch "Nutztiere" häufig Vitamin B12 über das Futter. Von einer "natürlichen Quelle" kann bei Tierprodukten also kaum die Rede sein.

Verzweifelter Arzt
Viel Unsinn rund um B12 - von allen Seiten. Bild: Fotolia.com (bearb.)

Dass Veganer - und überwiegend Vegan-Einsteiger - zunächst Vitamin B12 ablehnen, ist im Grunde verständlich. Die Ablehnung von B12-Präparaten hat ihren Ursprung oft in dem Gedanken, dass es ja auch viele andere Säugetiere gibt, die nur Pflanzen fressen. Dass also eine B12-Versorgung auch "natürlich" funktionieren müsste.

Viele Vegan-Einsteiger stellen ihre Ernährung ja gerade deshalb um, weil sie keine industriellen Lebensmittel voller Zusatzstoffe verzehren möchten. Und eben auch keine künstlichen Vitamine.

Oft heißt es, "verunreinigtes" Wasser oder nicht so gründlich gewaschenes Gemüse enthalte "natürliches" Vitamin B12. In der Tat ist B12 vor allem dort anzutreffen, wo es eher dreckig zugeht - oft aber auch in einer inaktiven Form, und kombiniert mit Stoffen, die wir lieber nicht essen wollten.

B12-Mangel - Schattenseite der Zivilisation?

Doch die B12-Problematik ist eigentlich weniger ein Vegan-Thema als ein Zivilisations-Thema. Und falscher Stolz über eine besonders "reine" Ernährung ohne Vitamin-Supplementation hilft niemandem weiter. Zumal hochwertige B12-Präparate das Vitamin in einer Form enthalten, die auch in der Natur vorkommt (z. B. Methylcobalamin oder Hydroxocobalamin).

Unsere Zivilisation hilft uns, Krankheiten zu vermeiden. Und zugleich macht sie es uns schwer, Vitamin B12 über natürliche Wege aufzunehmen. Weil wir B12-bildende Mikroorganismen abwaschen. Weil Obst und Gemüse ohnehin häufig auf Substraten wachsen - und fast chemisch rein sind. Deshalb erhalten ja auch Nutztiere Vitamin-Ergänzung über das Futter. Selbst eine B12-Aufnahme über Algen, Sauerkraut, Bier oder Brot (wie sie oft kolportiert wird), ist für eine B12-Versorgung offenbar nicht ausreichend.

Vitamin B12 supplementieren: ja oder nein?

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Letztendlich lässt sich zusammenfassen:
Alles deutet darauf hin, dass Veganer besser Vitamin B12 supplementieren sollten. Im Sinne der eigenen Gesundheit und des eigenen Wohlbefindens. Und Fleischesser ebenfalls.
Der konkrete Vitamin B12-Bedarf kann durch einen Bluttest auf Holo-Transcobalamin (Holo-TC) beim Arzt kontrolliert werden (ein Test auf das B12 im Blutserum reicht meist nicht aus!).

Zusätzliche Experimente mit einer alternativen Möglichkeit zur Erhaltung des B12-Spiegels kann jeder, der darauf Lust hat, am eigenen Körper durchführen. Es gibt hierzu auch immer mal wieder Untersuchungen nach wissenschaftlichen Standards. Wichtig ist nur, einen B12-Mangel und dessen Folgen zu vermeiden. Denn lügende Konzerne hin oder her: Die eigene Gesundheit ist am Ende doch das Wichtigste.

Veröffentlichung:

Autor: Kilian Dreißig

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