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Vegan 60+: Warum es Klick gemacht hat.

Was ich alles verdrängt habe...
Was ich alles verdrängt habe... Bild: Ingrid

Hallo zusammen, hier bin ich wieder.
Im letzten Beitrag hatte ich ja von meinem veganen Gast berichtet. Ich selbst lebte damals noch nicht vegan. Wenn Du den Beitrag verpasst hast, kannst Du ihn hier nachlesen.
Mein veganer Gast Kilian lebte also schon einige Tage bei mir und jeder wurstelte (bzw. gemüselte) so in der Küche vor sich hin. Nie zusammen, immer nacheinander. Ich kam meist erst gegen 21 Uhr von der Arbeit. Der Winter ist bei uns auf Teneriffa die Hauptsaison.

Wenn ich von der Arbeit zurück gekommen bin, hatte mein Gast meist schon in seinem Zimmer gegessen. Nur noch die Töpfe standen in der Küche herum.
Wie gesagt, ich bin neugierig.
Klar hab ich in die Töpfe geschaut, hab auch immer aufgepasst nicht mit den Deckeln zu klappern :).

Die Gerichte waren sehr einfach und haben mich optisch nicht wirklich überzeugt. Oft nur Reis mit Gemüse, Nudeln mit Gemüsesoße, einmal eine Lasagne, die roch zwar lecker, aber es fehlte, meiner Überzeugung nach, der Käse. Also der Inhalt der veganen Töpfe hat mich jedenfalls nicht fasziniert. Es war nicht eklig, aber halt auch nichts Besonderes.

Sonnenuntergang auf Teneriffa
Das Leben kann so schön sein - warum nicht für alle? Bild: K/Vegpool

Vegan aus Bequemlichkeit

Einmal, nachdem wir wieder eine Weile geplaudert hatten, meinte er: „Du kommst doch immer so spät heim, und eigentlich koche ich gerne. Hast du nicht Lust mit mir mitzuessen? Ich koch sowieso immer viel zu viel und es macht mehr Spaß wenn jemand mit isst.“
Da siegte meine Faulheit. Nach Hause zu kommen und nicht mehr kochen zu müssen, das klang super verlockend. Auch wenn das Essen einfach ist. Und sooo schlimm ist es ja nicht einige Zeit ohne Hühnchen und Fisch zu leben. Und im Notfall konnte ich mir ja um Mitternacht noch ein Brot mit Räucherlachs machen.

Ich weiss nicht ob er merkte dass nur meine Bequemlichkeit ein „ja“ herauslockte. Aber wir hatten einen Deal: Er kocht, ich spüle. Und so begann mein neues Leben als Veganerin. Ich wusste es nur noch nicht.

Kilian übertraf sich selbst.
Das Essen war jetzt viel besser und mit viel Liebe gekocht, das hat man gesehen. Es war eine Minestrone dabei, Nudeln mit Tomaten-Gemüsesoße, Lasagne, Kartoffelbrei mit Pilzen und Salat vorweg. Ich war richtig erstaunt, wie lecker ein Essen ohne Tierprodukte schmecken kann.

Auch veganes Essen schmeckte mir!

Ich denke der Trick dabei war das Würzen. Ich muss gestehen dass ich zwar viele Gewürze im Schrank habe, und auch auf der Terrasse wächst einiges an Kräutern - aber irgendwie waren meine Hauptzutaten Salz und Pfeffer. Zu besonderen Anlässen auch mal Petersilie, Curry und Oregano.

Doch jetzt gab es auf einmal Dill im (selbst gemachten) Kartoffelbrei, Rosmarin und Thymian in der Tomatensosse, die auch nicht aus dem Tetrapack stammte. Gemüse die ich zwar kannte, aber nie probiert hatte, zum Beispiel Auberginen, Kürbis, Zucchini, frische Maiskolben, dies alles war ein ganz neuer Gaumenkitzel. Und es hat wirklich geschmeckt!

Eines meiner ersten veganen Gerichte: Blumenkohl-Gratin
Eines meiner ersten veganen Gerichte: Blumenkohl-Gratin Bild: K/Vegpool

Eine ganz neue Welt der verschiedenen Geschmacksnuancen tat sich auf. Und täglich gab es einen bunten Salat vorweg. Ich war immer zu faul zum Schnippeln, aber das sollte sich schnell ändern. Und ich haute rein.

Klar lagerte in meinem Kühlschrank noch Salami und Käse, und für die Mittagspause nahm ich mir noch „mein Essen“ mit. Aber witzigerweise freute ich mich jeden Tag mehr auf das Abendessen.

Und mein veganer Gast veränderte nicht nur mich - auch ich veränderte ihn.

Essen mit mehr Stil

Wir haben fortan immer zusammen zu Abend gegessen, nicht irgendwie lieblos nebenher (das hat Kilian oft gemacht, als er für sich allein gekocht hat), sondern gemütlich am Tisch mit Servietten und Kerze. Mein neues veganes Leben hatte begonnen. Ich wusste es nur noch nicht.

Und was mich heute noch fasziniert: Mein neuer Koch hat nie versucht mit Argumenten zu überzeugen oder mir ein schlechtes Gewissen einzureden. Er hat es einfach geschafft, durch sein leckeres Essen meine Einstellung zu verändern. Und ganz viel dazu beigetragen haben auch unsere abendlichen Gespräche und all die Filme die ich mir angesehen habe. Einen kann ich ganz besonders empfehlen: Easy vegan, natürlich auf Youtube. Den hat Kilian vor vielen Jahren selbst gemacht. Auch die Schlachtszenen hatte er selbst gefilmt. Gut fand ich auch die Dokumentation Hope For All.

Aufnahmen, die einem Tierfreund wie mir das Herz brechen könnten. Bild: K/Vegpool

Eigentlich war ich immer schon ein Tierfreund.

Gesund war Gemüse, das wusste ich schon vorher - allerdings habe ich relativ selten mit Gemüse gekocht. Und Tiere nicht zu quälen, das lag mir sehr am Herzen. Ich hatte es aber noch nicht umgesetzt, obwohl ich mich immer als Tierfreund bezeichnete. Was sprach dagegen auf eine vegane Ernährung umzusteigen?

Das Ganze was ich hier schreibe, ist nicht von Jetzt auf Gleich passiert. Kilian war zweimal auf Teneriffa und bei mir zu Gast. Einmal für zwei Wochen und dann noch einmal für fast 6 Wochen. Das Koch-Angebot hatte er erst beim zweiten Besuch gemacht. Ich war also lange skeptisch gewesen und es hat lange gebraucht, bis ich mich auf veganes Essen einlassen konnte. Kilian hatte mir gezeigt, wie man vegane Aufstriche für die Arbeit machen kann, so dass ich auf auf der Arbeit vegan gegessen habe. Sonst gabs immer irgendwas Süßes, das bestimmt nicht besonders gesund war.

Kleine Überraschung für meinen Gast

Kurz bevor Kilian wieder zurück nach Deutschland geflogen ist, habe ich mich entscheiden, weiterhin vegan zu leben. An einem Abend hatten wir über veganes Gebäck gesprochen und da hatte ich die Idee, eine Überraschung zu machen. Zum Abschied bekam Kilian eine vegane Donauwelle von mir. Ich hatte Sojalecithin statt Eier verwendet und die Donauwelle wurde richtig gut. Der Clou: Kilian konnte natürlich keine Donauwelle ins Flugzeug mitnehmen - also hatte auch ich noch viel davon.

Überraschung für meinen Gast: Vegane Donauwelle
Überraschung für meinen Gast: Vegane Donauwelle Bild: K/Vegpool

Die vegane Ernährung hatte übrigens schon nach wenigen Wochen gesundheitliche Auswirkungen. Welche, das erfahrt Ihr nächstes Mal!

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4,8/5 Sterne (37 Bew.)
Autor/in: Ingrid Richter

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