Vegan 60+: Der Veganer kommt
Hallo zusammen, einen wunderschönen guten Tag.
In meinem ersten Beitrag hatte ich mich kurz vorgestellt. In dieser Blog-Serie möchte ich Euch über meinen Weg zur veganen Lebensweise erzählen. Denn warum sollte man mit 60+ nichts mehr verändern können?
Seit 10 Jahren lebe und arbeite ich nun auf Teneriffa, und es ist meine Trauminsel. Da ich eine recht große Wohnung bewohne, hatte ich die Idee, ein Zimmer mit Bad an Gäste zu vermieten. Es gibt ja Online-Portale, wo man Zimmer für Gäste anbieten kann. Für die Gäste ist das oft billiger als ein Hotel und außerdem haben sie gleich den persönlichen Anschluss. Und für mich bedeutet das eben einen kleinen Zusatzverdienst.
So lernte ich Kilian kennen. Kilian ist IT-Dienstleister aus Berlin und lebt vegan (er betreibt auch Vegpool.de). Das habe ich aber durch Zufall erfahren. Ich wollte ihm zur Begrüßung was kochen und habe gefragt, ob er Vegetarier sei. Da meinte er, er sei Veganer... und ich hatte gleich ein ganz schlechtes Gefühl.
Ich bin zwar von Natur aus neugierig und weltoffen, aber meine Erfahrungen mit einem vorherigen, teilzeit-vegetarischen Gast waren gar nicht gut gewesen! Ich hatte also einen regelrechten Horror wenn ich nur an Vegetarier dachte. Nun also ein Veganer!!!
Aber er zahlt ja, dachte ich mir.
Was isst so ein Veganer eigentlich?
Kilian kam dann an. Er ist selbständig und wollte dem kalten Winter in Deutschland entfliehen und hier arbeiten. Wir kamen schnell ins Gespräch und irgendwie hat mich schon interessiert, was so ein Veganer denn eigentlich isst. Kilian war freundlich, wollte aber nicht viel über Veganismus reden, sondern einfach hier seinen Arbeits-Urlaub machen. Im Nachhinein kann ich das nachvollziehen. Ich habe dann viel im Netz gesurft und mich erkundigt. Da ich tagsüber arbeite, haben wir uns nur am Abend gesehen. Dort habe ich dann immer mal wieder Fragen gestellt - und heimlich in seine Töpfe geschaut.
Im Internet gab es positive und negative Stimmen zum Veganismus. Da wurde vor Vitaminmangel gewarnt, vor Eisenmangel und Proteinmangel. Dann gabs die anderen Informationen, und irgendwie klang das für mich als Krankenschwester plausibler. Eiweiße kann man gut durch pflanzliche Alternativen ersetzen, B12 durch Pillen, und an Vitamin D mangelt es mir hier bestimmt nicht auf meiner Sonneninsel.
Kilian hat sich sehr zurück gehalten. Wenn ich nachgefragt habe, hat er immer gesagt, wie er das alles sieht. Meine Vorurteile, dass Veganer jeden überzeugen wollen, hat er jedenfalls nicht bestätigt.
Das Fleisch hat nichts mehr mit dem Tier zu tun
Jedenfalls wurde mir klar: Vieles wusste ich bereits, aber das war irgendwie in eine untere Gehirnwindung verpackt worden und gut gesichert, damit es nicht mehr in mein Bewusstsein dringen konnte. Es ist auch so einfach für uns Menschen: Das Fleisch das wir im Supermarkt kaufen, hat ja rein gar nichts mehr mit einem Tier zu tun. Schön eingepackt in Folie. Wenn es nicht beschriftet wäre, würden wir gar nicht erkennen, aus welchem Teil des Tieres es herausgeschnitten wurde.
Ich habe mir zu der Zeit auch viele Filme angesehen, und ich saß oft weinend vor dem Fernseher. Filme über Massentierhaltung, Schlachthöfe, über Hühnerfarmen.
All diese Informationen haben mich aber noch nicht dazu gebracht, mich auf eine vegane Ernährung einzulassen. Ich hab mich zwar mit meinen Einkäufen ziemlich zurückgehalten und meine geliebte Salami und den Käse heimlich ins Haus geschmuggelt und in einer Tupperdose im Kühlschrank versteckt. Aber Fleischessen war für mich einfach normal... und natürlich. Meine Katzen fangen ja auch Mäuse. Und sind wir Menschen nicht sowieso Fleischesser?
Der Veganer macht mich nachdenklich
Aber ich glaube, ich hatte schon irgendwie Probleme damit, mein Fleisch zu genießen sobald ich mich damit beschäftige... So ein Veganer im Haus macht einen halt nachdenklich. Dafür kann er gar nichts. Also hatte ich doch vielleicht vorher schon ein schlechtes Gewissen, Tiere zu essen und habe es eben verdrängt.
Immer habe ich mit Stolz erzählt dass ich fast nur noch Hühnchen und Fisch esse. Heute schäme ich mich dafür. Ein Krabbenfischer von der Insel Föhr hat immer gemeint: „Wenn Fische schreien könnten, würde kein Mensch mehr Fisch essen.“
Aber obwohl ich mit den vielen Tieren so viel Mitleid hatte, hat es bei mir noch nicht „Klick“ gemacht. Vegan war nach wie vor unvorstellbar für mich.
Wie ich feststellte, dass auch vegane Speisen lecker schmecken können, das erfahrt Ihr nächstes mal! Hier geht's weiter.
#vegan60plus
Veröffentlichung:
Autor: Ingrid Richter