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Mythos "Grünlandveredelung": So verdrehen Molkereien die Tatsachen!

Studie: Schweiz bevorzugt Tierhaltung offenbar deutlich! (Diese Kuh kann dafür allerdings nichts).
Rinder "veredeln" Gras zu Nahrungsmitteln? Die Realität in der Milchindustrie sieht anders aus! Bild: pixabay.com (bearb.)

Habt ihr schon mal das Argument gehört, dass Rinderhaltung notwendig wäre, weil Rinder Gras zu Fleisch und Milch "veredeln" und damit nutzbar machen würden?

Die Milchindustrie verwendet dieses Argument oft und gerne, um die intensive Haltung von Rindern als nützlich oder sogar notwendig darzustellen.

So hieß es zum Beispiel von der Werbe-Kampagne "Initiative Milch" unter dem Titel "Lecker Gras ins Glas":

Saftiges Wiesengras ist nicht nur die Hauptspeise von Milchkühen.[...] Kühe fressen überwiegend Gras, das im Umkreis der Höfe geerntet wird und produzieren daraus Milch. Somit können wir uns dank der Kuh indirekt von Gras ernähren. Initiative Milch 2.0 GmbH in einer Pressemitteilung vom April 2022 unter dem Titel "Lecker Gras ins Glas".

Bei diesen Argumenten "vergisst" die Milchindustrie offensichtlich, dass Milchkühe auf klassischen Milchbetrieben keineswegs bloß Gras fressen. Dafür jede Menge Futter aus Ackerbau!

Lecker Soja-Kraftfutter ins Glas?

Verbraucher können dieses "Milchmärchen" kaum durchschauen. Viele vertrauen auf die idyllischen Werbebilder von glücklichen Kühen auf grenzenlosen Weiden.

Das Weglassen relevanter Informationen ist vielleicht keine Lüge. Und doch kann man Milchbauern schwer unterstellen, dass sie nicht wüssten, was sie Tag für Tag in die Futterkrippen schaufeln...

Heu und Gras? Nein, Sojaschrot, oft aus tropischen Anbaugebieten, wo zuvor Urwälder standen! Bild: agrarmotive / Adobe Stock

Theoretisch sind Rinder Gras-Veredeler. In der Realität bekommen sie Futter aus Ackerbau.

Richtig ist, dass sich Rinder gut von Gras ernähren können. Ihre vier Mägen machen es möglich.

In der Theorie könnte man als Mensch also diese Kühe auf der Wiese grasen lassen, sie dann töten und ihr Fleisch essen. Oder ihr Kälbchen töten und die Milch selbst verzehren. Oder beides. So wurde das vor Einführung der industriellen Rinderhaltung gemacht.

Ist zwar nicht unbedingt nett, aber immerhin hätte man auf die Weise Grünland für Nahrungsmittel genutzt.

In der intensiven "Milchviehhaltung" liegt der Energieanteil aus Grünlandfutter jedoch nur bei etwa 30%. Kraftfutter aus Ackerbau spielt die Hauptrolle!

Zum Beispiel Maissilage, Sojaschrot, Weizen, Ackerbohnen, Hafer usw usf... Futter, das aus Ackerbau stammt. Milchindustrie steht in Nahrungskonkurrenz zum Menschen.

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Siebzig Prozent Energieanteil aus Kraftfutter! Wie kann man das eigentlich "vergessen"!?

Wie kommt es, dass die Milchindustrie diese relevanten Fakten einfach unterschlägt?

Selbst in der Theorie wäre es nicht möglich, moderne Hochleistungs-Milchkühe innerhalb der Laktation nur mit Gras zu füttern!

Das Kalzium in der Kuhmilch kommt aus den Futtermitteln.
Intensive Milchproduktion basiert auf Futtermitteln aus Ackerbau. Bild: pixabay.com / K / Vegpool (bearb.)

Intensive Milchproduktion nur mit Gras? Unmöglich!

Milchkühe werden auf so hohe Leistung getrimmt ("überkonditioniert"), dass sie während den Laktationsphasen auf proteinreiche Futtermittel angewiesen sind.

Ohne Kraftfutter würden sie mehr Energie verbrauchen als sie aufnehmen könnten. Sie fielen in einen ketotischen Stoffwechselzustand. Auch "Bio-Kühe" bekommen Futtermittel aus Ackerbau.

Es wäre also schlicht nicht möglich, die Milchindustrie mal eben auf Gras umzustellen. Es sind zu viele Rinder. Es sind die falschen Rassen. Es gibt nicht genug Grünflächen.

Die Milchindustrie unterschlägt hier also einen Aspekt, der die ganze Industrie in Frage stellt.

Und ganz ähnlich argumentieren die Marketing-Büros der Milchindustrie auch über das Kraftfutter.

Kraftfutter spielt bei der Energiezufuhr die Hauptrolle. Bild: Artem Zakharov / Adobe Stock

"Abfall" in der Futterkrippe?

Verbreitet sind nämlich auch Aussagen, dass es sich beim Futter um "Abfall" als der Lebensmittelindustrie handeln würde, das sonst einfach weggeworfen werden müsste. Auch das ist falsch.

Futtermittel sind wirtschaftliche Nebenprodukte und kein Abfall. Nebenprodukte, die sich - unter entsprechenden politischen Rahmenbedingungen - auch anderweitig verwerten ließen, sogar zu Lebensmitteln.

Ein Beispiel: Wenn Tierhaltung nicht mehr aus Steuergeldern gefördert würde, würde sich die Nachfrage nach pflanzlichen Proteinen erhöhen.

Mit steigender Nachfrage nach pflanzlichen Proteinen ließen sich die Rückstände der Sojaöl-Produktion womöglich sogar wirtschaftlicher für die menschliche Ernährung nutzen, als durch die Verfütterung an Tiere.

Mitunter könnte man daraus sogar hochwertige Sojamilch erzeugen!

Ein Grundproblem der Tierhaltung sind zudem die großen "Veredelungsverluste". Tiere wandeln Futter zum größten Teil in Gülle um. In der Rinderhaltung sind die Veredelungsverluste sogar besonders hoch. Auch wegen der Veredelungsverluste bangt die Intensiv-Tierhaltung um ihre Zukunft.

Selbst wenn nicht alle Menschen auf vegane Ernährung umstellen, werden Tierprodukte in Zukunft allenfalls noch eine Nebenrolle in der Ernährung spielen - und dabei deutlich mehr kosten als heute.

Übrigens: Im Marketing sind viele Milchbauern fit. Doch es gibt auch Themen, die sie weniger gern besprechen. 4 unangenehme Fragen, die Milchbauern lieber nicht beantworten.

Veröffentlichung:

Autor: Kilian Dreißig

Wenn ein einziger Veganer 1.200 Tiere rettet - lasst uns umso mehr Menschen für diese Lebensweise begeistern!
Das war meine Idee bei der Gründung von Vegpool im November 2011.

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Diskussion im Forum:
Rinder machen Gras zu Milch? Darum ist das Agrar-Argument zu 70% falsch!
Letzter Beitrag: 23.07.2023 von Sunjo.

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