Nahrungsmittel aus Insekten: Das sind die Vor- und Nachteile!
Insekten werden oft als als besonders nachhaltige Proteinquelle in der Ernährung genannt. In vielen Supermärkten findet man heute schon Pasta, Burger und sogar Müsli mit Insekten.
Häufig werden dabei die Larven von Käfern wie dem Schwarzglänzenden Getreideschimmelkäfer oder dem Mehlkäfer verwendet. Es gibt aber insgesamt über 2.000 Insektenarten, die als "verzehrfähig" eingestuft werden.
Dazu kommen Spinnentiere inkl. Skorpionen und Zecken, die zwar nicht zu den Insekten zählen, deren Zucht aber ähnliche ökologische Vor- und Nachteile hat.
Doch welche Vorteile sprechen für eine Ernährung mit Insekten? Und welche Nachteile gibt es?
In diesem Artikel wollen wir uns ausschließlich auf die ökologischen und gesundheitlichen Aspekte der Ernährung mit Insekten (Entomophagie) konzentrieren. Moralische Fragen schließen wir hier bewusst aus.
Und eines ist klar: Insekten sind weder vegan, noch vegetarisch. Gute Gründe sprechen dafür, sich den Zwischenschritt über die Insekten zu sparen - und gleich vegan zu werden.
Insektenzucht ist effizienter als herkömmliche Tierhaltung
Aus ökologischer Sicht spricht vieles dafür, Rind-, Schweine-, oder Geflügelfleisch durch Insekten zu ersetzen. Denn die Zucht von Insekten ist wesentlich leistungsfähiger.
Hier die vier wichtigsten Aspekte:
- Grund #1: Insekten verwerten Futter effizienter. Für ein Kilo Insekten müssen ca. 4 Kilo Futter "investiert" werden. Bei Rindern liegt der Faktor mitunter bei 12 oder noch schlechter!
- Grund #2: Insektenzuchten benötigen zudem viel weniger Wasser als die Rinderproduktion. Von einem Liter pro Kilo spricht die FAO [1]. Rindfleisch liegt bei etwa 15.000 Litern pro Kilo!
- Grund #3: Der essbare Anteil liegt bei Insekten bei etwa 80%, während bei Rindern mehr als die Hälfte weggeworfen (bzw. anderweitig verwertet) wird. Bei Insekten isst man schließlich (fast) alles mit.
- Grund #4: Auch der Ausstoß an Klimagasen ist in der Insektenzucht deutlich geringer als in der Massentierhaltung von Rindern, Schweinen und Hühnern. Und zwar ungefähr um den Faktor 100 im Vergleich zur Rindfleischproduktion!
Mit anderen Worten: Insektenzucht hat sehr viele eindeutige ökologische Vorteile gegenüber der herkömmlichen Fleischproduktion.
Vor allem zeigen diese Vergleiche noch einmal, wie umweltschädlich herkömmlich erzeugtes Fleisch wirklich ist!
Und nicht vergessen: Konzentrierte Milchprodukte wie z. B. Käse gehören ebenfalls zu den Klimakillern.
Trotz der genannten ökologischen Vorteile gibt es doch auch Gründe die dagegen sprechen, Insekten zu essen.
Gründe, warum Insekten keine echte Alternative sind
Im Vergleich mit Rindfleisch sind nahezu alle Lebensmittel klar im Vorteil. Denn die Produktion von Rindfleisch ist einfach eine ökologische Katastrophe. Der Verzehr erfordert heute eine ordentliche Portion Ignoranz gegenüber Fakten.
Lässt man den Vergleich mit Rindfleisch aber einmal außen vor, dann wird klar: Auch für Insekten werden Futtermittel "verschwendet".
Auch Insekten haben einen Stoffwechsel, der einen Teil des Futters zu Kot umwandelt. Es ist dieselbe Grundproblematik wie in der herkömmlichen Tierhaltung, wenn auch weniger krass.
Die Futtermittel müssen produziert und transportiert werden. Mitunter kann auch das Futter selbst wiederum tierische Bestandteile (z. B. Fischmehl) enthalten, die ihrerseits Umweltauswirkungen haben.
Wie ökologisch Insektenzucht wirklich ist, hängt also maßgeblich davon ab, was für Futter gegeben wird und woher dieses stammt.
Und all das deutet darauf hin, dass wir die Ressourcen noch effizienter nutzen könnten. Nämlich direkt.
Insekten vs. vegan: Ressourcen besser direkt verwenden
Wenn wir Getreide, Soja und Co direkt veredeln und direkt als Lebensmittel verwenden, brauchen wir noch weniger davon. Denn es entstehen weniger Reste, weniger Abfälle, weniger Zwischenschritte bei der Veredelung.
Und genau das machen vegane Hersteller von Burgern, Würstchen und Co seit Jahren vor. Viele ihrer veganen Fleischprodukte sind in Blindverkostungen nicht von Tierprodukten zu unterscheiden.
Fleischalternativen sind keineswegs nur "Ersatz". Sie bieten tollen Geschmack, aber ohne die Nachteile von Fleisch für Umwelt und Gesundheit. Pflanzliche Fleischalternativen sind also eher das "Fleisch der Zukunft".
Klar, so lange Fleischprodukte noch staatlich subventioniert werden, haben pflanzliche Alternativen es schwer, auch beim Preis zu konkurrieren. Doch das ist nur eine Frage der richtigen Politik, nicht der Sache an sich.
Neu auf Vegpool:
Fleischalternativen aus Insekten sind aus ökologischer Sicht immer noch deutlich vorteilhafter als herkömmliche Fleischprodukte - aber nur, wenn sie diese tatsächlich ersetzen. Vegane Ernährung würde jedoch noch mehr bewirken.
Das sieht übrigens auch das Umweltbundesamt ähnlich. Im Vergleich schnitten pflanzenbasierte Fleischalternativen am besten ab. Hier erfahrt ihr mehr dazu!
Und schon klar: Manche Menschen tragen diese klassischen Vorurteile mit sich herum. Es muss einfach etwas "Tierisches" sein. Da klingen "Insektenburger" einfach viel echter, selbst wenn sie ebenfalls oft auf Soja und Co basieren.
Klüger als dieser psychologische Ausweich-Trick wäre es indes, diese Vorurteile direkt zu thematisieren.
Auf dem Weg zu einer wirklich effizienten Ernährung der Weltbevölkerung sind Insektenzuchten unserer Meinung nach eher ein unnötiger Zwischenschritt, wo eine vegane Ernährung ja noch mehr Vorteile vereint.
Wie seht ihr das? Tauscht euch mit anderen Veganerinnen und Veganern in unserem proveganen Forum aus!
Veröffentlichung:
Autor: Kilian Dreißig