Rezension: "Das Pups-Tabu" von Jan Rein
Was tun, wenn es nach dem Essen im Magen ständig rumort, gärt und blubbert? Wenn sich Blähungen ansammeln, die in den unpassendsten Situationen als Pups nach draußen wollen? Im Büro, im Zug, im Kino?
Heftige und ständige Blähungen sind für viele Menschen ein nachvollziehbar ernstes Problem. Doch Rettung scheint nahe - denn mit seinem Buch "Das Pups-Tabu" möchte der Autor Jan Rein Betroffenen helfen, die übermäßigen Blähungen endlich loszuwerden und Wege zu finden, die wirklich gegen Blähungen helfen und dem Darm gut tun. Ein Buch gegen Blähungen also.
Klar ist natürlich: Kein gesunder Mensch bleibt von Blähungen verschont. Blähungen betreffen Fleischesser, Vegetarier und Veganer etwa gleichermaßen. Etwas häufiger pupsen Menschen, die sich gesund und ballaststoffreich ernähren - aber auch Tierprodukte wie Schweinefleisch und Milch sind blähend und dabei nicht unbedingt gesundheitsfördernd. Das Ausbleiben von Blähungen wäre hingegen sogar ein echtes Krankheits-Indiz.
Kurz gesagt: Jeder pupst - bloß drüber reden will keiner.
Keiner, außer einer: Jan Rein!
Jan Rein hat mit "Das Pups-Tabu" gleich ein ziemlich umfangreiches Buch rund um Blähungen geschrieben - und plaudert dabei munter und zwanglos aus dem eigenen Nähkästchen. Der Autor hat nach eigenen Angaben nämlich selbst lange Zeit unter heftigen Blähungen gelitten und zusammen mit Fachleuten einen Weg aus der Pups-Falle gefunden.
Blähungen sind - in einem normalen Maß - zwar alltäglich und normal, dennoch gibt es ein regelrechtes Tabu, über Flatulenzen sachlich zu sprechen. Meist wird das Thema totgeschwiegen - oder (vor allem von Jungen und Männern) mit derben Witzen und Pups-Contests thematisiert. Vom Tabu, über die Vorgänge im eigenen Darm zu sprechen sind augenscheinlich besonders Frauen betroffen. Viele Betroffene mit heftigen Blähungen schämen sich gar, mit diesem Problem zum Arzt zu gehen.
Dabei ist es möglich, die Blähungen in den Griff zu bekommen.
Nach einer Einleitung über die vielen Aspekte des gesellschaftlichen Pups-Verbots (das aber offenbar nicht für alle Kulturen gilt), geht es in "Das Pups-Tabu" dann los mit einem Exkurs in das menschliche Verdauungs-System.
Als Leser begleiten wir ein Stückchen Torte durch den menschlichen Verdauungsapparat, erfahren, was der Organismus damit anstellt - und wo die Blähungen einsetzen.
Ziemlich spannender Stoff für Laien, den der Autor, ein Student der Ernährungswissenschaften, hier zusammengestellt hat. Und selten war wohl ein Buch über Blähungen so unterhaltsam!
Lobenswert ist, dass der Autor in "Das Pups-Tabu" nicht bloß auf Probiotika und Nahrungsergänzungsmittel verweist, sondern den konsequenten Weg propagiert: Über eine bewusstere Ernährung und Lebensweise die Blähungen in den Griff zu bekommen. Und interessanter Weise scheint das vegan besonders gut zu klappen!
Zum Schluss des Buches folgt eine Auswahl an überwiegend pflanzlichen Rezepten für die "Low-Fart-Diet", die während der Verdauung nur wenige Blähungen auslösen sollen.
Der Autor, Jan Rein, lebt nach eigenen Angaben selbst vegan, sieht sich als Naturwissenschaftler aber den Fakten verpflichtet und sieht in seinem Buch daher davon ab, philosophisch zu werden.
"Das Pups-Tabu" ist ein Lesetipp für Alle, die an übermäßigen Blähungen leiden. Wer schnell starten möchte, kann den ersten Teil über kulturelle und gesellschaftliche Aspekte des Pupsens getrost überspringen. Das Buch ist im Heyne-Verlag erschienen, hat 304 Seiten und kostet in Deutschland 9,99 Euro.
Veröffentlichung:
Autor: Kilian Dreißig