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Reißzähne des Menschen: Beweisen sie, dass wir Fleischesser sind?

Haben Menschen wirklich Reißzähne?
Beweisen die "Reißzähne" des Menschen, dass er ein Fleischesser ist? Nein! Bild: Nadine Haase / Wayhome Studio / Adobe Stock

Immer wieder treffen wir in Debatten auf diese Behauptung: "Die Reißzähne des Menschen beweisen, dass er ein Fleischfresser ist".

Doch stimmt das überhaupt? Sind Menschen wirklich Fleischfresser – und sind die menschlichen Reißzähne ein Beweis dafür?

Die knappe Antwort vorab: Nein, Menschen sind keine Fleischfresser. Und nein, die Reißzähne beweisen das auch nicht. Genauer: Menschen haben nicht einmal Reißzähne!

Wenn wir von "Reißzähnen" sprechen, denken wir an die messerscharfen Zähne von Raubtieren wie Löwen oder Wölfen, die dafür optimiert sind, einem Tier das Fleisch vom Körper zu reißen.

Die Eckzähne des Menschen sind im Vergleich dazu geradezu mickrig klein und zudem fast stumpf. Sie sind nicht darauf ausgelegt, Fleisch zu zerreißen oder zu zerschneiden, wie es bei Raubtierzähnen der Fall ist.

Im Vergleich zu Fleischfressern haben Pflanzenfresser und auch der Mensch flachere und breitere Molaren, also Zähne mit mehreren Wurzeln in den Seitenkiefern. Die Molaren dienen dazu, Pflanzen zu zermahlen.

Die Anordnung der Zähne im menschlichen Kiefer ist ein Hinweis darauf, dass die menschliche Anatomie auf eine überwiegend pflanzliche Ernährung optimiert ist.

Aber was ist nun mit den menschlichen Reißzähnen Eckzähnen?

Bei pflanzenfressenden Primaten dienen die Eckzähne als Verteidigungswerkzeug oder zum Aufbrechen von Früchten und Nüssen. Auch Gorillas und Schimpansen haben eher flache Molaren und weniger ausgeprägte Eckzähne. Und keine Reißzähne.

Schon die entfernten Urvorfahren des Menschen aßen überwiegend Pflanzenkost!

Der Mythos von den "Reißzähnen" des Menschen als Beweis für eine fleischbasierte Ernährung hält sich hartnäckig, ist aber schlicht falsch. Die menschliche Anatomie deutet darauf hin, dass Menschen von Natur aus eher Pflanzenfresser sind.

Auch wenn Menschen in der Lage sind, Fleisch zu verdauen, kämen sie mit einer rein fleischlastigen Ernährung nicht lange aus. Mit einer Pflanzlichen aber durchaus.

Zudem ist der menschliche Darm deutlich länger als bei Fleischfressern. Deshalb können Menschen auch kein Aas verdauen (wie die meisten Fleischfresser) – es würde zu lange im Darm bleiben und zu Vergiftungen führen. Aber das ist ein anderes Thema.

Wenn ihr also hört, dass Menschen Fleischfresser seien, und man das ja an den "Reißzähnen" sehen würde, dann wisst ihr jetzt besser Bescheid. Menschen haben ja nicht einmal Reißzähne.

Ein Beweis für eine vegane Ernährung ist das indes auch nicht.

Der entscheidende Körperteil, der Menschen vernünftige Entscheidungen überhaupt erst ermöglicht, ist der präfrontale Kortex (ein Areal des Gehirns, das dem Menschen die Selbstreflexion ermöglicht).

Nur dadurch haben Menschen überhaupt die Möglichkeit, ihr Verhalten zu reflektieren und bewusste Entscheidungen zu treffen. Eine Fähigkeit, zu der keine andere Spezies in der Lage ist.

Deshalb ist vegane Ernährung auch keine Frage der Reißzähne, sondern der Kultur und des Verstands.

Menschen sind der Klimakrise nicht hilflos ausgeliefert, sondern können ihre Überlebenschancen verbessern, indem sie den Ressourcenverbrauch der Landwirtschaft verringern und pflanzlich essen. Durch ihren Verstand sind sie endlich in der Lage, ohne Tierhaltung auszukommen.

Wenn ihr euren präfrontalen Kortex gleich einmal mit diesem neuen Wissen arbeiten lassen wollt, findet ihr hier gute Gründe, vegan zu leben.

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Reißzähne - sind wir also doch Fleischesser?
Letzter Beitrag: 22. Mär., von Okonomiyaki.

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AUTOR: KILIAN DREIßIG
Vegane Lebensweise vereint Klimaschutz, Tierschutz und Lebensqualität. Gründe genug, mich als Journalist damit zu beschäftigen.

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