Kommentar: Veganismus ist KEIN Grund für Selbstüberhöhung – Schluss mit der Moralisierung!
Einige Online-Aktivisten nutzen Veganismus, um sich als vermeintliche Besseresser in Szene zu setzen und andere Menschen herabzuwürdigen.
Sie nutzen dieses Thema aus – und blockieren dringend notwendige Debatten auf gesellschaftlicher Ebene. Sie untergraben ihre vorgeblichen Ziele.
Ihr angeblicher Aktivismus entpuppt sich als narzisstische Selbstdarstellung. Die Fans aus den eigenen Kreisen klatschen – alle anderen schämen sich fremd.
Das darf nicht ohne Widerspruch bleiben!
Gute Gründe vegan zu leben – Moralisierung gehört nicht dazu
Es gibt gute Gründe für eine pflanzliche(re) Ernährung. Umso wichtiger ist es, zwischen guten Gründen und identitätsstiftender Moralisierung zu unterscheiden.
- Ja, es ist legitim, aus Gründen des Tierschutzes pflanzliche Alternativen zu wählen. Jeder Veganer rettet ca. 1.500 Tiere – das entspricht mehreren Lebenshöfen! Was für ein gutes Gefühl, den inneren Schweinehund zu überwinden und neue Routinen zu entwickeln! Gleichzeitig kann jeder vegan werden. Es sind gute Gründe – kein Anstrich fürs Ego. Werdet vegan – und bleibt, wer ihr seid!
- Es ist legitim, gegen die Bevorzugung von Milchprodukten zu protestieren. Dagegen, dass die Allgemeinheit für die Folgeschäden aufkommt (und nicht die Verursacher) und umweltschädliche Praktiken aus Steuergeldern subventioniert werden. Kein Grund aber, andere Menschen moralisch abzuwerten.
- Es ist wichtig, häufiger über die Krebsrisiken von rotem und verarbeitetem Fleisch zu diskutieren – schließlich sterben Zehntausende jedes Jahr daran! Ärzte warnen längst vor einer Darmkrebs-Epidemie bei Menschen unter 50. Kein Grund aber, sich daran identitätsstiftend emporzuranken.
Umso wichtiger, diese guten Gründe für eine vegane Ernährung als das anzuerkennen, was sie sind: gute Gründe.
Was sie aber nicht sind: Eine Politur fürs eigene Ego!
Vegan ist für alle da!
Nein, gute Entscheidungen geben einem kein Recht, sich moralisch über andere Menschen zu stellen. Veganismus ist für alle da!
Wer Menschen für eine Idee gewinnen möchte, muss die Idee stärken – nicht sich selbst. Und eine Idee ist am stärksten, wenn sie die Herzen erreicht.
Doch welcher moralisierende Vegan-Radikalo erreicht bitte die Herzen der Nicht-Veganer!? Eben!
Menschen haben schon immer Tierprodukte gegessen – doch nie waren es so viele wie heute. Nie war die Distanz zwischen Tier und Tierprodukt so groß. Darüber müssen wir diskutieren. Als Gesellschaft.
Wer indes darauf beharrt, die "richtige" Seite anzugehören, nimmt die Folgekosten in Kauf. Und manch einer der besonders prominenten Vegan-Radikalos kann man Bildungsferne nun wirklich nicht vorwerfen!
Mein Tipp: YouTube-Kamera ausschalten und einfach mal ein Buch über Moralpsychologie lesen.
Es gibt viele triftige Gründe, vegan zu leben. Aber keinen Grund, überheblich zu werden.
Damit die Selbstinszenierung einiger Vegan-Radikalos nicht unwidersprochen bleibt: hier mein Widerspruch!
Veröffentlichung:
Autor: Kilian Dreißig