22 Mrd. Euro im Jahr: So viel zahlt die Allgemeinheit, damit Tierprodukte billig bleiben
Eine kürzlich veröffentlichte Studie des Wissenschaftsinstituts CE Delft im Auftrag der True Animal Protein Price Coalition (TAPP) zeigt, dass die konventionelle Tierhaltung für Fleisch- und Milchprodukte in Deutschland jährlich Umweltkosten von ca. 22 Milliarden Euro verursacht.
Die Erzeugung von einem Kilo Rindfleisch verursacht demnach statistisch 10,16 Euro Umweltkosten, die von der Allgemeinheit zu tragen sind. Bei einem Liter Kuhmilch sind es 29 Ct.
Die Ergebnisse der Studie wurden von der TAPP Coalition, dem Ecologic Institute und der Deutschen Umwelthilfe (DUH) in Berlin vorgestellt.
Die Organisationen appellieren an Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP), die externen Kosten direkt in den Fleischpreis zu integrieren oder zumindest den derzeit künstlich niedrigen Mehrwertsteuersatz von 7 Prozent auf den Regelsteuersatz von 19 Prozent anzuheben.
Gleichzeitig sollten Obst und Gemüse von der Mehrwertsteuer befreit werden.
Laut der Studie könnte eine solche Maßnahme dem Staat jährlich bis zu 16 Milliarden Euro einbringen und die Treibhausgasemissionen in der gesamten Wertschöpfungskette um etwa 17 Millionen Tonnen pro Jahr verringern.
Bei den "externen" Umweltkosten handelt es sich um die Kosten für Umweltschäden wie z. B. Ammoniak-Emissionen, für Stickstoff-Überlastung der Böden und Gewässer ("Rote Gebiete") und für das Fortschreiten des Klimawandels. Diese werden nicht im Kaufpreis inkludiert.
Diese Kosten - 22 Mrd. Euro pro Jahr - muss die Allgemeinheit über Steuergelder tragen. Also auch Menschen, die aus guten Gründen keine Tierprodukte einkaufen.
Bei einer Bevölkerungszahl von 83,2 Millionen Menschen entspricht das einem Betrag von 264,42 Euro, den jeder einzelne Bundesbürger mitbezahlt. Pro Jahr. Auch Veganer bezahlen mit. Täglich knapp 73 Ct. Zugleich werden vegane Milch-Alternativen politisch mindestens 4-fach vom Staat benachteiligt.
Die Studie hat nur Umweltkosten untersucht. Weitere Folgen - wie z. B. die Kosten eines hohen Fleischkonsums für das Gesundheitssystem (Rotes Fleisch ist krebserregend) - wurden hier nicht berücksichtigt.
Die Zahlen zeigen: Das Verursacherprinzip ist in der Tierhaltung weitgehend aufgehoben. Nicht der Verursacher kommt für die Schäden auf, sondern die Gesellschaft. Industrielle Landwirtschaft erzeugt Folgeschäden in Milliardenhöhe - und die Allgemeinheit muss dafür bezahlen.
Das begünstigt eine Landwirtschaft, die umweltschädlich produziert. Denn wer verantwortungsvoller wirtschaftet, muss die Mehrkosten schließlich selbst tragen.
Die politische Entscheidung, die Tierindustrie von den Folgeschäden freizustellen, ist daher auch eine Form staatlicher Subventionierung.
Eine Umfrage im Auftrag der TAPP hat allerdings ergeben, dass eine breite Mehrheit von 57,6 Prozent der deutschen Verbraucherinnen und Verbraucher offenbar bereit ist, mehr für Tierprodukte zu zahlen, wenn dadurch gesunde pflanzliche oder biologisch erzeugte Lebensmittel günstiger werden.
Der Mitteilung zufolge hat die Umfrage auch gezeigt, das 63 Prozent der FDP-Wähler eine entsprechende Finanzreform unterstützten.
Derzeit blockiert FDP-Finanzminister Lindner jedoch einen Vorschlag des Landwirtschaftsministeriums, der eine Mehrwertsteuer von 0 Prozent auf Gemüse und Obst sowie einen Mehrwertsteuersatz von 19 Prozent für Fleisch und Milchprodukte vorsieht.
Veröffentlichung:
Autor: Kilian Dreißig