Whataboutism - was ist das und wie reagiert man darauf?

Den Begriff "Whataboutism" hört man in letzter Zeit immer wieder – doch was bedeutet er? Das erklären wir in diesem Artikel!
Das englische Wort "Whataboutism" ist ein Kunstbegriff, der sich nur schlecht ins Deutsche übersetzen lässt (etwa "Was-sagst-du-denn dazu-ismus").
Bei einem Whataboutism werden in einer Debatte Einwände eingeführt, die nur scheinbar ein Gegenargument sind. Tatsächlich sind sie in der konkreten Diskussion inhaltlich wertlos. Whataboutism sind so gesehen argumentative Nebelleuchten.
Whataboutism kann auch ein Instrument des Rabulismus sein. Rabulismus ist die "schwarze Kunst der Rhetorik", bei der es darum geht, eine Diskussion zu dominieren. Neben Whataboutism werden auch Verhöhnung, Übertreibungen, gespielte Empörung und so weiter eingesetzt.
Whataboutism Beispiele
Hier einige Whataboutism Beispiele:
- Ihr lebt aus Tierschutzgründen vegan, aber euer Gegenüber sagt, dass weltweit so viele Kinder hungern. Er deutet an, dass ihr scheinheilig wärt (und greift so eure Reputation an). Dabei ist vegane Ernährung tatsächlich ein guter Weg gegen Tierquälerei – und schließt ein Engagement für Kinder zudem nicht aus.
- In einer Talkshow sagt ein Klimaschützer, dass Kühe Methan ausstoßen, welche das Klima schädigt. Ein beteiligter Landwirt sagt, dass der Klimaschützer eine Jacke aus Plastik trägt, obwohl das nicht ökologisch sei. Auch hier besteht kein sachlicher Zusammenhang. Es geht darum, den Klimaschützer als heuchlerisch darzustellen und damit seine Reputation anzugreifen. Obwohl Kühe tatsächliche klimaschädliches Methan ausstoßen.
- Ein Arzt sagt, dass Kuhmilch für Erwachsene nicht gesund sei. Ein Molkerei-Sprecher erwidert darauf, dass Menschen schon immer Kuhmilch getrunken hätten. Tatsächlich ist das kein Gegenargument gegen die Aussage des Arztes.
Die Whataboutism-Beispiele demonstrieren, dass Whataboutism darauf abzielt, von einem Thema abzulenken. Es ist keine sachliche Auseinandersetzung, sondern ein Angriff auf der emotionalen Ebene.

Whataboutism: Foul in der Diskussion
Die "Gegenargumente" müssen dabei nicht grundsätzlich falsch sein. Es ist etwa korrekt, dass Kinder auf der Welt hungern. Doch der Whataboutism verfolgt im oben genannten Beispiel das Ziel, eine vegane Ernährung als inkonsequent darzustellen. Die hungernden Kinder spielen dabei gar keine Rolle.
Statt der Kinder könnte das Gegenüber ein x-beliebiges anderes Thema nutzen. ("Aber die Ozeane sind doch voll mit Plastikmüll").
Whataboutisms täuschen also eine sachliche Argumentation vor, während sie diese in Wahrheit auf eine emotionale Ebene abgleiten lassen. Wer das nicht erkennt, läuft Gefahr, sich in Sinnlos-Diskussionen zu verlieren, deren Niveau immer weiter abnimmt. Währenddessen gerät das ursprüngliche Kernthema aus dem Fokus.
Euer Gegenüber verhindert durch Whataboutisms, dass ihr eine Debatte "gewinnt", indem er sie zerstört.
Dabei setzt Whataboutism nicht unbedingt mutwillige Boshaftigkeit voraus. Es kann schlicht dazu dienen, unbequeme Wahrheiten zu verdrängen. Bestimmt hat jeder Mensch schon ohne böse Absicht ein Whataboutism genutzt.
Weil Whataboutism gute Argumente nur scheinbar entkräftet, ist es wichtig, ihn zu erkennen und angemessen darauf zu reagieren. Mit kurzen Sätzen, um dann wieder aufs Kernthema überzuleiten. "Dass Kinder leiden ist schlimm, hat aber nichts mit der veganen Ernährung zu tun, um die es hier geht".
Whataboutism können auch Warnsignale dafür sein, dass sich das Gegenüber von einer Argumentation angegriffen fühlt – und dementsprechend "reagiert".
Der Artikel wurde am 24.8.2024 überarbeitet.
Veröffentlichung:
Autor: Kilian Dreißig