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Whataboutism - was ist das und wie reagierst du am besten?

Whataboutism ist eine Strategie, um von guten Argumenten abzulenken.
Whataboutism können dazu eingesetzt werden, sachliche Debatten mit emotionalen Einwänden zu schreddern. Bild: pixabay.com (bearb.)

Den Begriff "Whataboutism" hört man in in letzter Zeit immer wieder. Dieser englische Kunstbegriff lässt sich nur schlecht ins Deutsche übersetzen (etwa "Was-sagst-Du-zu-jenem-Nischenproblem-ismus"). Er bezeichnet einen rhetorischen Trick, um von einem guten Argument der Gegenseite abzulenken.

Bei einem Whataboutism werden Einwände eingeführt, die nur scheinbar ein Gegenargument sind, im Rahmen der konkreten Diskussion jedoch inhaltlich wertlos sind. Whataboutismen sind argumentative Nebelleuchten.

Whataboutism ist auch ein Mittel des Rabulismus, also der (zweifelhaften) Kunst, in Diskussionen auch ohne gute Argumente stets die Oberhand zu behalten - durch Verhöhnung, Übertreibungen, Verweis auf Ausnahmefälle, gespielte Empörung und so weiter.

Auch der Whataboutism gehört zur Trickkiste der Rabulisten.

Rabulismus, die "schwarze Rhetorik", wird auch in Kursen für Politiker, PR-Fachleute und Manager vermittelt. Rabulismus hat das Ziel, eine Diskussion zu manipulieren und lässt sich in vielen politischen Talkshops gut beobachten.

Hier ein paar Whataboutism Beispiele:

  • Du lebst aus Tierschützgründen vegan aber dein Gegenüber sagt, dass weltweit so viele Kinder hungern. Er deutet an, dass du scheinheilig wärst. Dabei ist vegane Ernährung tatsächlich ein guter Weg gegen Tierquälerei - und schließt ein Engagement für Kinder auch nicht aus.
  • In einer Talkshow sagt ein Klimaschützer, dass Kühe Methan ausstoßen, welche das Klima schädigt. Ein beteiligter Landwirt sagt, dass der Klimaschützer ja auch eine Jacke aus Plastik trägt, obwohl das nicht ökologisch ist. Auch hier besteht kein sachlicher Zusammenhang. Es geht darum, den Klimaschützer als heuchlerisch darzustellen. Obwohl Kühe tatsächliche klimaschädliches Methan ausstoßen.
  • Ein Arzt sagt, dass Kuhmilch für Erwachsene nicht gesund sei. Ein Molkerei-Sprecher erwidert darauf, dass Menschen aber schon immer Kuhmilch getrunken hätten. Tatsächlich ist das aber kein Gegenargument gegen die Aussage des Arztes.

Wie man sieht, zielt Whataboutism darauf ab, von einem Thema abzulenken. Es ist dabei keine sachliche Auseinandersetzung, sondern ein Angriff auf der emotionalen Ebene.

Whataboutismen wirken auf den ersten Blick wie Sachargumente, doch in Wahrheit sind es emotionale Reaktionen.

Die "Gegenargumente" müssen dabei nicht grundsätzlich falsch sein. Es ist ja korrekt, dass auch Kinder auf der Welt hungern. Doch der Whataboutism verfolgt im oben genannten Beispiel das Ziel, eine vegane Ernährung als inkonsequent darzustellen. Die hungernden Kinder spielen dabei gar keine Rolle. Statt der Kinder könnte das Gegenüber auch ein x-beliebiges anderes Thema nutzen. ("Aber die Ozeane sind doch voll mit Plastikmüll").

Whataboutismen täuschen also eine sachliche Argumentation vor, während sie diese in Wahrheit auf eine emotionale Ebene abgleiten lassen. Wer das nicht erkennt, läuft Gefahr, sich in Sinnlos-Diskussionen zu verlieren, deren Niveau immer weiter abnimmt. Währenddessen gerät das ursprüngliche Kernthema aus dem Fokus und das Gegenüber "gewinnt" die Debatte.

Dabei setzt Whataboutism nicht unbedingt mutwillige Boshaftigkeit voraus. Es kann auch dazu dienen, unbequeme Wahrheiten zu verdrängen - und bestimmt hat jeder Mensch schon einmal unbewusst ein Whataboutism genutzt.

Da Whataboutism gute Argumente nur scheinbar entkräftet, ist es wichtig, ihn zu erkennen und angemessen darauf zu reagieren. Mit kurzen Sätzen, um dann wieder aufs Kernthema überzuleiten. "Dass Kinder leiden ist schlimm, hat aber nichts mit der veganen Ernährung zu tun, um die es hier geht".

Whataboutism sind aber auch Warnsignale dafür, dass sich das Gegenüber von einer Argumentation angegriffen fühlt - und dementsprechend "reagiert".

Der Artikel wurde am 1.6.2023 überarbeitet.

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AUTOR: KILIAN DREIßIG
Vegane Lebensweise vereint Klimaschutz, Tierschutz und Lebensqualität. Gründe genug, mich als Journalist damit zu beschäftigen.

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