Warum Ralf Moeller ein Heuchler ist - aber trotzdem vieles richtig macht
Der deutschstämmige US-Bodybuilder Ralf Moeller wirbt schon länger für vegane Ernährung und hat auch ein veganes Kochbuch rausgebracht ("Vegan Gladiators").
Und doch lebt Ralf Moeller selbst offenbar nicht vegan. Er isst wohl gelegentlich Tierprodukte, darunter auch Fleisch.
Heuchelei!, schreien manche. Ein Veganer, der Tierprodukte isst? Das ist doch gar kein echter Veganer!
Manch einer möchte Ralf Moeller wohl am liebsten ein imaginäres Vegan-Sternchen von der Stirn kratzen. "Das hat er sich ja gar nicht verdient!"
All das Rückgrat, die Konsequenz, den Mut, sich in einer Gesellschaft zu behaupten, die bei "Vegan" stets an Verzicht und Dogmatismus denkt!
Weniges empört uns Menschen mehr, als Heuchelei. Auch Vegan-Heuchelei empört uns mitunter stärker, als ein Verhalten, das gar nicht erst auf dem Versuch basiert, etwas besser zu machen.
Und das ist irgendwie absurd!
Denn klar, ein Veganer, der ab und zu Tierprodukte verzehrt, ist ja streng genommen gar kein Veganer. Doch wen interessiert das?
Konkret bedeutet eine Reduktion von 80% der Tierprodukte einen großen Schritt in die richtige Richtung. Insbesondere, wenn ein bekannter Promi zusätzlich noch für eine pflanzliche(re) Ernährung wirbt.
Die größte Veränderung - wenn es um die Reduktion von Tierprodukten geht -, kommt aktuell von den sogenannten Flexitariern. Auch wenn Veganer durchaus einen Einfluss nehmen - als Multiplikatoren.
Und da wiederum sind es die Strategien, die niedrigschwellig, einladend und motivierend sind. Die die Angst vor dem sozialen Ausschluss nehmen - und vor dem Makel der "Radikalität".
Möglicherweise ist also gerade der Kommentar von Ralf Moeller, dass Veganismus "kein Kreuzzug" sei, in den Ohren dieser Zielgruppe absolut motivierend. Weil es einfach sogar nicht dem Klischee vom strengen Veganer entspricht.
Wenn es Veganern darum geht, die Tierproduktion zurückzufahren, dann ist die Reduktion der erste Schritt. Denn von heute auf morgen wird es ja bekanntermaßen nicht laufen (sonst wäre es bereits passiert).
Es ist also ganz egal, ob man es sympathisch findet, ob sich jemand trotz Tierkonsums als Veganer bezeichnet, oder nicht. Der Wurm muss ja auch nicht den Veganern schmecken...
Das macht heuchlerisches Verhalten nicht unbedingt weniger kontrovers - aber es macht deutlich, dass die Prioritäten woanders liegen. Dort, wo Menschen noch gar nicht begonnen haben, Tierprodukte zu reduzieren.
Wir empfehlen auf Vegpool eine entspannte vegane Ernährung nach dem Pareto-Prinzip - so gut es im Alltag funktioniert, aber ohne übertriebenen Perfektionismus. Denn nicht nur das 100%-ige zählt, sondern auch bereits die Annäherung. Und 80% sind da schon ein großer Schritt.
Veröffentlichung:
Autor: Kilian Dreißig