Psychologie: Fleischesser reagieren trotzig auf Ernährungs-Appelle
Dass Tierprodukte Tiere töten und die Klimakrise verstärken, ist längst bekannt. Die WHO warnt seit vielen Jahren vor den Krebsrisiken von verarbeitetem Fleisch.
Mit anderen Worten: Es gibt gute Gründe, Fleisch zu reduzieren oder ganz zu meiden. Und der gesellschaftliche Trend geht klar in diese Richtung.
Gleichwohl warnen Psychologen, dass Gesundheits-Appelle bei manchen Menschen Trotzreaktionen auslösen können. Die erhofften Wirkungen treffen dann nicht ein. Schlimmer noch: Manche Menschen könnten das ungesunde Verhalten sogar noch verstärken.
Dieses Phänomen haben Psychologinnen und Psychologen der Unis Bamberg und Erfurt genauer untersucht.
Dafür wurden Teilnehmende in drei Gruppen aufgeteilt, die unterschiedliche Aufgaben lösen sollten.
- Die erste Gruppe sollte einen aggressiven und emotionalen Text lesen, der sie aufforderte, mit dem Fleischverzehr aufzuhören (also ein Appell an das eigene Verhalten).
- Die zweite Gruppe bekam einen neutralen Text über die Vorteile eines reduzierten Fleischkonsums (jedoch ohne Appell an das Gewissen).
- Die dritte Gruppe bekam - als Kontrollgruppe - die Aufgabe, Wörter zu zählen. Kontrollgruppe dienen in der Forschung dazu, zu überprüfen, ob auftretende Effekte tatsächlich auf ein konkretes Ereignis zurückzuführen sind. Dadurch sollen Fehlschlüsse vermieden werden.
Anschließend wurden die Teilnehmenden befragt und ihre Stimmung erhoben. Die Menschen aus Gruppe 1 (aggressiv-emotionaler Text) wiesen demnach die höchste Reaktanz aus - also die größte Ablehnung gegenüber einem Fleischverzicht.
In einem weiteren Schritt sollten alle Gruppen Wörter in einem Textraster suchen. Man kennt diese Textraster aus Rätselheften. Darin versteckt waren etliche Begriffe mit einem Zusammenhang zu Fleisch.
Das Ergebnis war signifikant: Die Menschen mit der größten Reaktanz fanden die meisten Wörter mit Fleischbezug. Offenbar war ihre Aufmerksamkeit auf diese Themen deutlich erhöht, verglichen mit den anderen Gruppen.
Die Forschenden schließen daraus, dass emotional-aggressive Gesundheitsappelle bei manchen Menschen Trotz auslösen - und den Fokus auf das kritisierte Verhalten sogar noch verstärken können. Sie sprechen von einem Bumerang-Effekt.
Aggressiv-emotionale Appelle für einen reduzierten Fleisch-Konsum könnten also das Gegenteil des gewünschten Effekts bewirken.
Mit ihrer Untersuchung wollen die Forschenden dazu beitragen, Wege für eine effektive Gesundheitskommunikation zu finden. Denn klar ist auch: Gesundheitsinformtionen können wirken - wenn sie klug geplant und sorgfältig vermittelt werden.
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