Verrat? Plant-Based-Kette führt Fleisch-Burger ein! [Kommentar]
Die Fast-Food-Kette Vedang führt Fleisch-Burger ein. Zumindest in drei von vier Berliner Filialen werden auch Beef-Burger angeboten.
Offenbar plant die Kette ein Rebranding. Statt "Plant Burger" ist an vielen Stellen nun der Claim "Green Burger" zu lesen. Doch ist "die Zukunft des Fast-Foods" wirklich aus Rindfleisch!?
Vegan-Fans wittern Verrat!
Auf der Website von Vedang heißt es aktuell: "Genieße den Geschmack unserer 100 % pflanzlichen Burger". Doch wer online bestellen möchte, findet beim Lieferdienst Wolt neuerdings auch die Kategorie "Beef Burger". Zumindest in drei der sechs Filialen in Deutschland.
Bei meiner Recherche habe ich das Beef-Angebot in diesen Filialen gefunden:
- Vedang Bikini Berlin (Seite auf Wolt)
- Vedang Alexa Berlin (Seite auf Wolt), und
- Vedang Pankow, Berlin (Seite auf Wolt).
Dass Vedang jetzt auch Fleisch-Burger anbietet, schockiert echte Vegan-Fans. Rindfleisch gilt zudem als besonders klimaschädliche Fleischsorte und passt so gar nicht zum grünen Image der einstigen Vegan-Kette.
In der Vedang-Filiale an der Eberswalder Straße in Berlin-Pankow wird sogar am Eingang groß auf das Beef-Angebot hingewiesen.
Und ja: Mit "Vedang – Plant Burger", einem grünen V und dem Claim "Green Burger" zu werben, aber auch klimaschädliches Fleisch anzubieten – das ist mir zu nah an der Trickserei.
Und doch erscheint mir die Empörung selbst etwas heuchlerisch!
Wenn Riesen-Ketten wie Burger King ein pflanzliches Angebot einführen, rennen Vegan-Foodies dorthin und decken sich freudestrahlend ein. Und das, obwohl Burger King mit "Plant Based" nicht immer "vegan" meint.
Doch wenn eine Vegan-Kette zwei Fleisch-Burger einführt (und weiterhin Dutzende vegane Angebote hat), dann wird geätzt?
Vielleicht geht es um die Tendenz, um die Richtung. Um das Gefühl, dass eine Kette, die bereits so fortschrittlich wahrgenommen wurde, jetzt auf Nullachtfünfzehn macht. Wie ein Verrat an den eigenen Werten.
Auf Reddit schreibt ein User:
Wir haben früher auch die gleichgeschlechtliche Lebenspartnerschaft gefeiert. Nicht weil das toll war, denn es hat queere Paare nach wie vor von der Ehe ausgegrenzt, aber es war ein Schritt in die richtige Richtung,
Wenn jetzt umgekehrt die Ehe für alle abgeschafft und wieder die gleichgeschlechtliche Lebenspartnerschaft eingeführt würde, dann würde das natürlich niemand feiern. Ganz im Gegenteil. Nutzer auf Reddit
Gleichzeitig gilt immer noch: Vedang hat ein stolzes Vegan-Angebot. Viel beeindruckender als das, was Burger King zu bieten hat (die sich immerhin weiterentwickeln). Ganz zu schweigen von McDonald's, wo man aktuell nicht mal einen standardmäßig veganen Burger bekommt.
Am Ende stellen sich mir zwei Fragen:
- Wird das Fleisch-Angebot bei Vedang dazu führen, dass Gäste häufiger Fleisch essen, in der irrigen Annahme, Rindfleisch wäre "grün"? Und schadet es der Kette, weil sie nicht mehr als einzigartig, ja vielleicht sogar als heuchlerisch wahrgenommen wird? Könnte dieser Image-Schaden zur Pleite führen?
- Oder ist es genau andersherum? Sorgt das kleine Fleisch-Angebot dafür, dass auch gemischte Gruppen aus Veganern und Fleischessern eher dorthin gehen, weil sich Fleisch-Fanatiker nicht mehr gekränkt fühlen müssen? Hilft es sogar, Vorurteile abzubauen, wenn man sieht, wie groß die vegane Auswahl ist?
Schützt es am Ende Tiere, Tiere zu töten?
Mein Herz sagt: Vedang ist jetzt ein ganz normaler Imbiss. Nichts Besonderes mehr. Ja, etwas Verrat ist schon dabei. Es gibt triftige Gründe für eine pflanzliche(re) Ernährung. Gerade in diesen Zeiten.
Mein Kopf sagt: Vielleicht ist die Strategie im Kern nicht ganz falsch.
Fazit: gar nicht so einfach!
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Veröffentlichung:
Autor: Kilian Dreißig