Nach Protest gegen Agrar-Funktionär Felßner: Aktivisten bestreiten Vorwürfe!

Nach einer Aktion des zivilen Ungehorsams vor dem Hof des Agrar-Funktionärs Günther Felßner sehen sich die Aktivisten der Gruppe Animal Rebellion mit massiven Vorwürfen in den Medien konfrontiert.
Am Montag hatten sich mehrere Aktivisten vor einen Stall des Landwirts und Politikers gestellt und ein Plakat am Dach befestigt. Darauf zu lesen: "Kein Tierausbeuter als Agrarminister". Ein Video der Aktion wurde auf Instagram veröffentlicht.
Felßner, langjähriger Präsident des Bayerischen Bauernverbands, erklärte danach seinen Verzicht auf das Amt des Bundesagrarministers. Als Grund nannte er einen "Überfall" durch die Aktivisten. Er habe um die Sicherheit seiner Familie gefürchtet.
Schwere Vorwürfe von Felßner – Aktivisten weisen sie zurück
Die Fachzeitschrift "Top Agrar" zitierte Felßner mit den Worten:
Wenn jemand aufs Dach steigt, Feuer anzündet, Rauch einleitet, Hausfriedensbruch begeht und physisch und psychisch Gewalt gegen politische Personen anwendet, ist das ein unmögliches Vorgehen.
"Animal Rebellion" weist diese Anschuldigungen entschieden zurück.
"Animal Rebellion steht für friedlichen Protest, wir kämpfen mit kreativen Aktionen für die Rechte der Tiere", so Scarlett Treml in der Mitteilung. "Wer sich mit unserer Aktion am vergangenen Montag auseinandersetzt, erkennt, dass hinter all den Vorwürfen nichts als heiße Luft steckt."
Entgegen verschiedenen Medienberichten habe man weder brennende Gegenstände in den Stall geworfen, noch einen Fuß in das Innere des Stalls gesetzt.
Politische Reaktionen auf die Protestaktion
Ob Felßners Rücktritt tatsächlich mit der Aktion in Verbindung steht, bezweifeln die Aktivisten. Sie vermuten, dass die Entscheidung gegen Felßner im Rahmen der laufenden Koalitionsverhandlungen zwischen CDU und SPD bereits gefallen sei. Die Behauptung, es hätte am Plakat-Protest gelegen, wäre demnach nur ein Vorwand.
Das auf Instagram veröffentlichte Video zeigt, dass die Hofeinfahrt öffentlich zugänglich ist. Laut Medienberichten hat die Polizei erste Ermittlungen wegen des Verdachts auf Hausfriedensbruch eingeleitet.
Auf Instagram heißt es, die Frau von Felßner sei nach der Aktion interessiert mit dem Fahrrad an den Aktivisten vorbeigefahren. Mit einem Mitarbeiter des Hofs habe es zudem einen friedlichen Austausch gegeben.
CSU-Chef Markus Söder indes den Einsatz einer Taskforce gegen die Aktivisten.
Im Vorfeld hatte es lauten Protest gegeben, gegen die Nominierung eines Agrar-Lobbyisten als Landwirtschaftsminister. Die prodemokratische Organisation Campact hatte etwa eine Petition gestartet, die mittlerweile fast 500.000 Unterschriften sammeln konnte.

Campact-Geschäftsführer Christoph Bautz begrüßte zwar die Entscheidung Felßners, distanzierte sich aber zugleich von der Aktion von Animal Rebellion. "So gerechtfertigt Protest gegen Lobbyismus und Klientelpolitik ist – er muss Grenzen kennen".
Auch Grünen-Fraktionschefin Katharina Schulze erklärte auf X, Proteste seien in einer Demokratie legitim, Gewalt oder Einschüchterung jedoch nicht. "Egal ob auf einer Fähre oder auf einem Bauernhof". Damit spielt sie auf Bauernproteste gegen Minister Robert Habeck an.
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Autor: Kilian Dreißig