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Ist Zucker wirklich vegan?

Buntes Zuckerzeug
Buntes Zuckerzeug Bild: pixabay.com (bearb.)

Zucker wird meist aus Zuckerrüben oder Zuckerrohr hergestellt und ist damit prinzipiell ein pflanzliches Produkt. Doch bei der Raffination von Zucker kann Tierkohle eingesetzt werden, die aus Tierprodukten wie Knochen oder Blut besteht. Tierkohle ist eine Aktivkohle, die oft auch als „carbo animalis“ oder Tierknochen-Kohle bezeichnet wird. Das Raffinations-Verfahren mit Tierkohle wird auch heute noch von manchen Zuckerherstellern angewendet. Als Produktionshilfsstoff muss Tierkohle nicht deklariert werden – an der Zuckerverpackung ist die Herstellungsmethode also nicht sofort erkenntlich.

Wir haben bei großen Zucker-Herstellern nachgefragt, ob sie ohne Tierkohle produzieren – die Antworten auf unsere Produktanfragen finden sie weiter unten.

Tierkohle in der Raffination von Zucker?

Raffinierter Zucker bezeichnet besonders reinen, weißen Zucker. Zur Zucker-Produktion in Deutschland werden die Zuckerrüben zunächst zerkleinert und gepresst. Der zuckerhaltige Sirup wird dann mittels verschiedener (hauptsächlich physischer) Verfahren eingedickt, intensiv gereinigt, dekantiert und konzentriert, so dass nahezu alle Nebenprodukte entfernt werden. Der fertige, getrocknete Raffinade-Zucker besteht dann zu annähernd 100% aus Zucker. Bei der Herstellung fallen einige Nebenprodukte wie Rüben-Trester und Melasse an, die z. B. als Tierfutter Verwendung finden.

Tierkohle kann zum Bleichen und Entfärben von Zucker verwendet werden – sie wird von den großen, deutschen Zuckerherstellern aber nicht mehr verwendet, so dass handelsüblicher Zucker in Deutschland eigentlich immer vegan ist. Wer ganz sicher gehen möchte, sollte eine Produktanfrage an den Hersteller schicken oder auf unraffinierten Vollzucker zurückgreifen.

Übrigens: Durch die Raffination gehen Mineralien wie Eisen, Magnesium und Calcium sowie bestimmte Vitamine weitgehend verloren. Das bedeutet allerdings nicht, dass unraffinierter Zucker gesund sei.

Die Zuckersorten im Überblick:

  • Raffinierter Zucker / Raffinade: Hier handelt es sich um eine geschützte Bezeichnung für hochreinen Zucker. Raffinierter Zucker ist in Deutschland praktisch immer vegan.
  • Brauner Zucker: Die Bezeichnung ist nicht geschützt und kann auch für gefärbten, raffinierten Zucker stehen, aber z. B. auch für Vollrohrzucker.
  • Rohrzucker: Zucker aus Zuckerrohr, chemisch identisch mit Rübezucker. Auch Rohrzucker kann raffiniert werden. Bei handelsüblichem Rohrzucker handelt es sich um teil-raffinierten Zucker, in dem Spuren von Melasse enthalten sind, die ihm die bräunliche Farbe verleihen.
  • Roh-Rohrzucker: Teilweise raffinierter Zucker aus Zuckerrohr.
  • Vollrohrzucker: Unraffinierter Zucker aus Zuckerrohr.

So antworten die Zucker-Hersteller auf unsere Produktanfragen

Wir haben die größten Zucker-Hersteller in Deutschland (und ein paar internationale) angefragt, ob sie Tierkohle bei der Herstellung von Zucker verwenden. Gleichzeitig haben wir gefragt, ob andere Tierprodukte verwendet werden. Die Antworten der Hersteller zeigen: Zumindest in Deutschland ist Zucker praktisch immer vegan.

  • Nordzucker AG
    Keine Verwendung von Tierkohle oder anderen Tierprodukten bei der Herstellung von Zucker.
    „Tierkohle findet und fand in einem zur Zeit nachvollziehbaren Zeitraum in der Zuckerherstellung aus Zuckerrüben in unseren Zuckerfabriken keine Anwendung. Dies gilt ebenso für die Raffination von Rohzucker zu Weißzucker.“
    (Tanja Schneider-Diehl, Corporate Communications / Manager External Communication, Nordzucker AG, Stand: 12.12.2014)
  • Pfeifer & Langen GmbH & Co. KG („Diamant Zucker“)
    Keine Verwendung von Tierkohle oder anderen Tierprodukten bei der Herstellung von Zucker.
    „Gerne teilen wir Ihnen mit, dass wir für den gesamten Prozess der Zuckerherstellung weder tierische Zutaten noch tierische Produkte wie Tierkohle o.Ä. einsetzen. Unsere Zucker und Zuckersorten wie Raffinade, Puderzucker, Würfelzucker, Hagelzucker, Kandis oder brauner Zucker können somit als vegan eingestuft werden.“
    (Natalie Reinert, Pfeifer & Langen, GmbH & Co. KG, Stand: 12.12.2014)
  • Südzucker AG
    Keine Verwendung von Tierkohle oder anderen Tierprodukten bei der Herstellung von Zucker.
    „[...]der Rohstoff für die Produktion unserer Zuckersorten ist in aller Regel die Zuckerrübe. Es gibt jedoch auch einzelne Sorten, die aus dem Zuckerrohr gewonnen werden. Der gewonnene Zucker ist also immer rein pflanzlichen Ursprungs.
    Darüber hinaus kommen beim Zuckergewinnungsprozess und bei der weiteren Verarbeitung keine Zutaten oder Hilfsstoffe tierischer Herkunft zur Anwendung. Südzucker setzt bei der Gewinnung von Zucker keine Knochenkohle ein, verwendet werden beispielsweise bei der Saftreinigung Kalk und Kohlensäure (Naturprodukte), um die Nichtzuckerstoffe zu binden und auszufällen.[...]“
    (Mareike Müller, Zentralabteilung Öffentlichkeitsarbeit, Stand: 15.12.2014)
  • ABsugar (England)
    In Zucker aus Zuckerrüben wird keine Tierkohle verwendet. Ob weitere Tierprodukte verwendet werden, ist noch nicht ganz eindeutig. Nachfrage läuft.
    „In beet sugar processing, we do not use adsorption processes for colour removal and consequently do not use activated carbon or resin to achieve a consistent white granulated sugar. The colour removal in beet processing is achieved using lime generated from calcined limestone.“
    (Sharon Fisher, Communications Manager, AB Sugar, Stand: 17.12.2014)

Anfragen gingen an: Nordzucker, Südzucker, Pfeifer & Langen, Associated British Sugar (ABSugar) (Großbritannien), Tereos (Frankreich), Raizen (Brasilien)

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4,8/5 Sterne (54 Bew.)
AUTOR: KILIAN DREIßIG
Vegane Lebensweise vereint Klimaschutz, Tierschutz und Lebensqualität. Gründe genug, mich als Journalist damit zu beschäftigen.

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