Vegane Ernährung von Kindern und Babys
Lisa Rubner hat an der technischen Universität Dortmund Germanistik und Biologie für das Grundschullehramt studiert und ihre Masterarbeit über vegane Ernährung bei Babys und Kindern geschrieben. Die Arbeit ist als Buch mit dem Titel „Vegane Ernährung im Säuglings- und Kindesalter“ im Diplomica-Verlag erschienen und kostet 19,99 Euro (siehe unten).
Vegpool: Hallo Frau Rubner, vegane Ernährung von Kindern und Säuglingen - das war das Thema Ihrer Master-Arbeit. Was bedeutet denn vegane Kinderernährung?
Lisa Rubner: Die vegane Ernährung unterscheidet sich in den ersten Monaten nicht von einer omnivoren oder vegetarischen. Denn wann immer es möglich ist, sollte das Kind gestillt werden.
In Laufe des ersten Lebensjahres wird feste Nahrung eingeführt. Diese besteht aus rein pflanzlichen Bestandteilen. Am Anfang eignen sich besonders weiche pflanzliche Nahrungsmittel wie gemahlene, gekochte Cerealien, püriertes Obst und gut gekochtes Gemüse.
Wenn man ihnen die Chance bietet, nehmen Kleinkinder und jüngere Kinder normalerweise eine Vielzahl an Obst- und Gemüsesorten, Getreide und Hülsenfrüchten gerne an.
Vegpool: Sie schreiben, die vegane Ernährung sei für Kinder und Säuglinge geeignet. Trotzdem würden Sie die vegane Ernährung nicht unbedingt empfehlen. Wie darf man das verstehen?
Lisa Rubner: Die eingeschränkte Empfehlung bezieht sich auf die nötige ergänzende Zufuhr einiger Nährstoffe, wie Vitamin B12 oder Vitamin D. Aus diesem Grund ist die Entscheidung, sein Kind vegan zu ernähren, eine individuelle Entscheidung. Denn bezüglich der Nahrungsergänzungsmittel gehen die Meinungen weit auseinander.
Eine vegane Ernährung bei Ablehung solcher Ergänzungsmittel, ist nicht zu empfehlen.
Gesunde Kinderernährung hat Vorteile im späteren Leben
Vegpool: Wenn vegane Kinderernährung nicht unbedingt empfehlenswert ist – warum macht man es dann überhaupt? Was sind die Vorteile?
Lisa Rubner: Werden Kinder von Anfang an dazu ermutigt, sich gesund zu ernähren, wird dies auch im späteren Leben einen positiven Einfluss auf ihre Gesundheit haben. Gemüse, Getreide, Obst, Hülsenfrüchte und Nüsse sind optimale Nahrungsmittel für Kinder. Sie enthalten Kohlenhydrate, Proteine, Ballaststoffe, Vitamine sowie Mineralstoffe und bilden das Grundgerüst für Essgewohnheiten, die ein gesundes Leben unterstützen.
Vegpool: Hätten Sie es akzeptiert, wenn Ihre Untersuchungen ergeben hätten, dass vegane Ernährung für Kinder schlicht ungeeignet ist?
Lisa Rubner: Das war für mich von vornherein sehr unwahrscheinlich, weshalb ich mir darüber keine Gedanken gemacht habe und machen werde.
„Ich bin fundierten wissenschaftlichen Untersuchungen gegenüber sehr offen.“
Vegpool: Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) sieht die vegane Ernährung allgemein recht kritisch, nicht nur bei Kindern. Sie hingegen halten die DGE-Ergebnisse für Unfug. Vertragen Sie die Wahrheit nicht?
Lisa Rubner: Ganz im Gegenteil. Ich bin fundierten wissenschaftlichen Untersuchungen gegenüber sehr offen. Wird die Öffentlichkeit hingegen absichtlich getäuscht und werden Sachverhalte verfälscht dargestellt, ist eine kritische Betrachtung dieser Inhalte notwendig.
Gravierende Mängel in DGE-Positionspapier?
Vegpool: Wo irrt die DGE denn?
Lisa Rubner: Eine genauere Überprüfung der Angaben der DGE weist gravierende Mängel beim Nachweis der behaupteten Aussagen auf. So erfolgte die Recherche über vegane Ernährungsformen offensichtlich selektiv, wobei relevante und aktuelle Studien nicht aufgeführt wurden. Studien, deren Inhalte veraltet sind, sich teilweise auf andere Ernährungsformen (z.B. Makrobiotik) stützen, wurden hingegen zitiert. Einzelne Aspekte wurden dabei zusammenhangslos aufgeführt, sodass das Positionspapier der DGE in der vorliegenden Form als verfälschend betrachtet werden muss.
Vegpool: Ist die Studie der American Dietetic Association (ADA) besser?
Lisa Rubner: Die ADA ist sich der Problematik der Aktualität der bestehenden Studien bewusst und weist darauf hin, dass sich anhand dieser Studien nur bedingt Aussagen treffen lassen. Die ADA nimmt wie die DGE auch Bezug auf alte Quellen, jedoch liegen dem Positionspapier wesentlich mehr Quellen zugrunde. Auch bemüht sich die ADA, aktuelle wissenschaftliche Daten zu untersuchen. Das wichtigste jedoch ist, dass die ADA nichts verheimlicht oder beschönigt, sondern alle Ergebnisse offen darlegt und nicht selektiv auswählt.
Vegpool: Ist nicht-vegane Ernährung von Kindern unriskant?
Lisa Rubner: Jede Form der Ernährung ist riskant, sofern man sich nicht um eine ausgewogene Zufuhr aller wichtigen Nährstoffe bemüht.
Im Zweifel zum Ernährungsberater oder Arzt
Vegpool: Was empfehlen Sie jungen Eltern, die nicht soviel Ahnung von Inhaltstoffen und Vitaminen haben?
Lisa Rubner: Jungen Eltern empfehle ich grundsätzlich, sich ein Grundwissen über einzelne Nährstoffe und ihr Vorkommen anzulesen, was nicht nur den Kindern, sondern auch ihnen selbst zugute kommt. Fühlen sich Eltern der Verantwortung nicht gewachsen, sollte die Ernährung zusätzlich von einem Ernährungsberater oder Arzt überwacht werden.
Fleisch: Sollten Kinder selbst entscheiden dürfen?
Da auch dort die Meinungen stark auseinander gehen, muss auf die Auswahl eines erfahrenden Beraters geachtet werden. Hilfreich kann auch der Kontakt zu veganen Eltern sein, die meiner Erfahrung nach sehr gern mit Rat und Tat zur Seite stehen.
Neu auf Vegpool:
Vegpool: Wie wurde Ihre Arbeit bewertet?
Lisa Rubner: Meine Arbeit wurde von Mathilde Kersting mit einer 2.0 bewertet.
Bücher für vegane Eltern
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Veröffentlichung:
Autor: Kilian Dreißig