Sterben Nutztierrassen aus, wenn alle Menschen vegan leben?
Sterben Nutztierrassen aus, wenn alle Menschen vegan essen? Wird es in Zukunft womöglich gar keine Rinder, Schweine und Hühner mehr geben, weil niemand mehr Fleisch, Milch und Eier isst?
Sind es am Ende also Veganer, die das Artensterben beschleunigen? Und sind es die Konsumenten von Tierprodukten, die Arten schützen?
Immer mal wieder lesen wir diese skurrile Behauptung auf unserer Facebook-Seite!
Grundsätzlich stimmt es, dass die Züchtung von Nutztieren normalerweise einem kommerziellen Zweck folgt. Wenn also alle Menschen keine Tierprodukte mehr essen würden, würde die Zahl der gezüchteten Nutztiere sinken.
Nachlassende Nachfrage würde zu einem sinkenden Bedarf an Futtermitteln aus Ackerbau führen. Es verringert den Flächenbedarf und schützt dadurch die Ökosysteme. Davon wiederum profitieren wild lebende Arten.
Pflanzliche Ernährung würde also auf Dauer bewirken:
- Weniger Hühner, die so viel Brustfleisch ansetzen, dass ihre Knochen brechen.
- Weniger Kühe, die so viel Milch produzieren, dass sie damit 12 Kälber versorgen könnten.
- Weniger Schweine, denen zusätzliche Rippen angezüchtet wurden.
Aber:
- Mehr Schutz für die Ökosysteme, weil weniger Futtermittel benötigt werden (= weniger Dünger, Pestizide usw.)
- mehr Artenvielfalt in der Natur, weil weniger Anbauflächen benötigt werden,
- weniger Tierleid durch Qualzüchtungen.
Kurz: Wenn Menschen weniger Tierprodukte essen, gibt es auch weniger "Qualzüchtungen". Weniger Leid, das bereits aus der Züchtung selbst entsteht.
Essen mehr Menschen pflanzlich(er), dann müssen weniger Tiere leiden.
Besonders skurril ist das "Argument" aber auch deshalb, weil es auf einem Fehlverständnis beruht.
Den meisten Veganern geht es darum, Tieren unnötiges Leid in der Zucht, Mast, bei Transporten und im Schlachthof zu ersparen. Sie möchten, dass es den Tieren als Individuum nicht schlecht geht.
Den meisten Veganern geht es also nicht um den genetischen Erhalt bestimmter, gezüchteter Haustierrassen. Rassenschutz und Tierschutz sind zwei unterschiedliche Themen. Es zeigt hauptsächlich Unwissenheit, das zu verwechseln.
Doch auch wenn es tatsächlich darum gehen würde, alte Rassen aus rein genetischen Interessen zu erhalten (für Zoos, Museen oder ähnliche Zwecke), ist es offensichtlich:
Der größte Rassenschwund begann mit der Industrialisierung der Tierindustrie.
Moderne Tierindustrie setzt auf Rassen, die es vor 100 Jahren noch nicht gegeben hat. Hochleistungsrassen, die ein Vielfaches an Fleisch, Milch oder Eiern produzieren.
Alte Nutztierrassen wurden durch Hochleistungs- und Qualzüchtungen ersetzt, weil sie für die Tierhalter nicht mehr lohnenswert genug waren.
Das Argument ist also nicht nur inhaltlich falsch, sondern beruht sogar auf fehlendem Verständnis. Das gibt höchstens ein Häkchen beim "Bullshit-Bingo".
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Veröffentlichung:
Autor: Kilian Dreißig