Vegan 60+: Eindrücke aus Deutschland
Hallo ihr Lieben,
da stand ich jetzt kurz vor Mitternacht am Flughafen Nürnberg, es regnete und war richtig kalt. Wie ich letztes mal schon geschrieben habe, bin ich nach Deutschland geflogen, um meine Mutter zu besuchen, die im Krankenhaus liegt. Für mich ist das der erste Besuch in Deutschland als Veganerin. (Wie ich kurz vor der Rente vegan geworden bin? Hier erfahrt Ihr's!)
Bamberg ist eine wunderschöne, lebendige Kleinstadt. Ich hatte mich auch vorher ein wenig bei Vegpool eingelesen, und ich weiß inzwischen, dass Bamberg auch ein reges veganes Leben hat, mit vielen veganen Restaurants.
Doch das erste, was mir am Morgen auf meinem Weg zum ZOB auffiel, war der Geruch nach Wurst und Fleisch. Bratwurstbrötchen, Leberkäsesemmeln - der Geruch war allgegenwärtig.
Bamberg ist voller Fleischwaren
Ich habe früher gerne Fleisch gegessen und war überrascht, dass ich jetzt gar keinen Appetit bekommen habe. Manchmal habe ich mir ausgemalt, was wohl passiert, wenn ich in solche Situationen komme. Ob ich dann an mich halten kann? Oder ob es mich ekelt? Es hat sich heraus gestellt, dass das gar kein Problem war. Es war etwas, das mit mir nichts mehr zu tun hat.
Ich wohne allein in der Wohnung meiner Mutter. Der Kühlschrank war leer, also musste ich einkaufen.
Das Angebot des ersten Marktstandes den ich entdeckte hat mich schier umgehauen. All das leckere Gemüse das ich auf Teneriffa nur mit viel Glück (und manchmal gar nicht) kaufen konnte, gab es hier im Überfluss. Ich entdeckte Kohlrabi, Radieschen, Wirsing und Rettich, Steinpilze und Schwarzwurzeln. Mir lief das Wasser im Munde zusammen!
Mein erstes veganes Abendessen in Deutschland bestand also aus Pilzen mit viel Frühlingszwiebeln, Petersilie und Reissahne auf Dinkelnudeln.
Vegane Lebensmittel
Ein zweiter Stand faszinierte mich genauso. Neben Bio-Obst und -Gemüse gab es auch Brotaufstriche und Sauerteigbrot nach Großmutters Rezept. Die Aufstriche kannte ich schon aus den früheren Care-Paketen meiner Schwester.
Ich weiß, vegane Aufstriche sind ganz leicht selbst zu machen! Aber das Angebot hat mich doch schwach gemacht. Meine Favoriten sind Hokkaido- und Auberginenaufstrich von „ibi“. Außerdem, auch von diesem Stand, die Orangen-Dinkelkekse. Die habe ich auch zum ersten Kaffeeklatsch mit alten Freunden mitgebracht.
Ich habe hier nur zwei Lebensmittelmärkte, die ich gut zu Fuß erreichen kann. Aber das Angebot ist trotzdem gewaltig, im Gegensatz zu meiner Insel Teneriffa. Sogar in der „Norma“ gibt es vegane Lebensmittel in Bioqualität. Ich fühle mich wie im Schlaraffenland.
Zum Weltvegantag habe ich in Bamberg keinerlei Aktivitäten entdeckt. Ich kann nur hoffen, dass ich im falschen Teil der Stadt gesucht habe. Ich muss hier mal aktiv nach Gleichgesinnten schauen und mich ein bisschen vernetzen.
Vegan in der Bäckerei
Von einem netten Erlebnis muss ich Euch noch berichten.
Ich habe im Schaufenster einer Bäckerei richtig leckere Brötchen entdeckt. Ich also hinein und natürlich gefragt ob da eventuell Milch oder Butter mitverarbeitet wurden. Die Verkäuferin hat wirklich in einer dicken Liste nachgesehen und meine Frage verneint. Dann meinte sie: „Wissen Sie was, ich spendiere Ihnen einen Kaffee und Sie gehen die Listen durch und streichen alles an, was vegan ist“!
Klar, dass ich das mache. Wenn Ihr nächste Woche in der Innenstadt von Bamberg jemanden seht der Kaffee trinkt, eine Liste und einen gelben Marker in der Hand hält, das bin dann ich auf der Suche nach veganen Backwaren :-).
In diesem Sinne, diesmal viele Grüße aus Bamberg
Eure Ingrid
Im nächsten Beitrag hält Ingrid Rückblick auf 2 vegane Jahre.
Veröffentlichung:
Autor: Ingrid Richter