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Mythos: Nein, Tierhaltung ist nicht "klimaneutral" - aus diesen Gründen!

Der Mythos von der "klimafreundlichen" Tierhaltung basiert auf einem Denkfehler! Bild: JackF / Adobe Stock

Einige Landwirte behaupten, Tierhaltung wäre klimafreundlich, weil sie keinen neuen Kohlenstoff erzeugen würde. Sie sprechen von einem "Kohlenstoff-Kreislauf", bei dem nur bereits vorhandener Kohlenstoff kursiere. Deshalb wäre Tierhaltung "klimaneutral".

Der Mythos von der klimaneutralen Tierhaltung basiert auf einem Denkfehler. Die Tierhaltung weltweit trägt maßgeblich zur Klimakrise bei.

Der Kohlenstoff-Mythos lautet etwa so:
Tiere setzen nur den Kohlenstoff frei, der vorher im Futter enthalten war. Daher ist Tierhaltung "klimaneutral".

Das ist falsch.

Für Laien klingt der Mythos erst einmal nachvollziehbar. Vielleicht deshalb, weil die Nennung des chemischen Elements "Kohlenstoff" Ahnung von Chemie vermuten lässt. Es muss also keine böse Absicht sein, diesen Mythos zu verbreiten. Wichtig ist nur: Er ist falsch!

Der Kohlenstoff-Mythos ist falsch. Aus diesen Gründen!

Tierfutter enthält Kohlenstoffverbindungen in Form von Kohlenhydraten, Proteinen, Fetten, Ballaststoffen und Co. Bei der Verdauung werden diese chemischen Strukturen aufgebrochen und es entstehen neue Verbindungen, unter anderem Methan (CH₄).

Methan ist in der Atmosphäre über einen Zeitraum von 20 Jahren etwa 84-mal so klimaschädlich wie CO₂.

Kohlenstoff kann also sowohl in klimaschädlichen, als auch in klimafreundlichen Verbindungen vorkommen.

Das ursächliche Problem ist nicht die Verdauung der Kühe, sondern die Zahl der Tiere in den Tierhaltungen weltweit. Bild: Andreas / Adobe Stock

Wiederkäuer setzen besonders viel Methan frei. Der Grund liegt in der Art und Weise, wie sie ihr Futter verdauen. Sie "rülpsen" und "pupsen" das Methangas, das in ihren vier Mägen gebildet wird.

Doch nicht die Rinder tragen die "Schuld". Ein paar hunderttausend Rinder fielen im Hinblick auf Klimaschutz wohl kaum ins Gewicht.

Doch es gibt bereits ca. 1,6 Milliarden Rinder und Hausbüffel auf der Erde. [1] Dazu kommen weitere Milliarden Wiederkäuer wie Ziegen und Schafe. [2]

Vor allem der Konsum von Milchprodukten und Rindfleisch trägt daher zu einer Verschärfung der Klimakrise bei. [3][4]

Auch die Haltung von Schweinen und Geflügel setzt Methan frei. Allerdings ist die Menge bei Wiederkäuern größer. [5][6]

Auch bei der Verwertung von Festmist, Gülle und Jauche wird Methan freigesetzt. Bild: focus finder / Adobe Stock

Lachgas-Emissionen und Veredelungsverluste

Zusätzlich zu der Freisetzung klimaschädlicher Methan-Emissionen kommen Emissionen aus dem Anbau der Futtermittel.

Beim konventionellen Anbau von Futtermitteln werden stickstoffhaltige Düngemittel eingesetzt, wobei Lachgas (N₂O) freigesetzt wird. Lachgas ist über 100 Jahre hinweg etwa 298-mal so klimaschädlich wie CO₂. Auch wenn Lachgas keine Kohlenstoffverbindung ist, hat es dennoch direkt mit der Tierhaltung zu tun. Sie ist mitnichten "klimaneutral"!

Beim Anbau von konventionellen Futtermitteln wird extrem klimaschädliches Lachgas freigesetzt. Bild: Imago Photo / Adobe Stock

Zwar werden auch (konventionell erzeugte) Lebensmittel mit stickstoffhaltigen Düngern erzeugt, allerdings entfallen beim direkten Verzehr die "Veredelungsverluste". Denn Tierhaltung wandelt den größten Teil des Futters zu Gülle um, die ihrerseits in großen Mengen Umweltproblem verursachen kann. → Mehr über die Veredelungsverluste der Tierhaltung.

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Fazit: Der Mythos vom klimaneutralen Kohlenstoff-Kreislauf der Tierhaltung ist grob falsch. Er basiert auf dem Irrglauben, dass Kohlenstoff immer dieselbe Klimawirkung hätte, unabhängig von der chemischen Verbindung, in der er vorkommt. Zudem ignoriert er die Lachgas-Emissionen beim Anbau der Futtermittel und die Veredelungsverluste der Tierhaltung, die das Klima-Problem ihrerseits vervielfachen.

Veröffentlichung:

Autor: Kilian Dreißig

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