Hafermilch in Werbespot: Tirol knickt nach Agrar-Shitstorm ein!
Mit einer herzerwärmenden Botschaft von Gastfreundlichkeit und Toleranz sollte ein Videospot für Urlaub in Tirol werben. Doch das ging RICHTIG nach hinten los! Ein Kommentar.
Tierhalter in Tirol haben einen Mega-Shitstorm inszeniert - weil im Spot Hafermilch vorkam.
Der Werbespot-Skandal offenbart gerade, dass Tirol in Wahrheit ein ernstes Problem mit Toleranz in den Reihen der Agrar-Industrie hat!
Es geht um diesen Tiroler Werbespot:
Man sieht im Werbespot eine unheimliche Schreckgestalt durch den verschneiten Wald stapfen. Dickes Fell, lange Hörner, ziemlich gruselig!
Bei der Figur handelt es sich um Krampus, der nach regionalen Traditionen den Nikolaus begleitet.
Dieser auf den ersten Blick düstere Geselle findet im dicken Schnee einen Kinderhandschuh, hebt ihn auf und bringt ihn zu einem gemütlich erleuchteten Wirtshaus. Krampus ist also offenbar in Wahrheit ein richtig netter Kerl!
Im Wirtshaus wird Krampus von der Wirtin herzlich empfangen. Er überreicht einem Kind seinen Handschuh und gibt dann seine Bestellung auf: Latte Macchiato mit Hafermilch.
"Come as you are - in Tirol ist jeder willkommen", so das Motto der Werbung.
Ganz egal ob du ein verschrobener Typ bist, oder Hafermilch bestellst: Du bist einfach willkommen. Diese Botschaft berührt das Herz!
Und damit hätte es gut sein können. Ein gelungener Werbespot, der augenzwinkernd für Sympathie sorgt.
Wäre da nicht ein Tiroler Agrar-Filz, der offenbar bis in höchste Entscheidungsebenen reicht!
Medienberichten zufolge gab es einen so heftigen Shitstorm aus Kreisen der organisierten Agrar-Verbände, dass die Werbeabteilung von Tirol verkündet hat, den Werbespot in dieser Form nicht erneut zu verwenden.
Hafermilch ist eine tolle, wohlschmeckende und laktosefreie Alternative zu Kuhmilch. Ein Liter Hafermilch fügt dem Klima nur 1/3 so viel Schaden zu, wie die Erzeugung von einem Liter Kuhmilch. Und während für Milch Kälbchen sterben, kommt Haferdrink ganz ohne Tierhaltung aus. Viele gute Argumente sprechen also für Hafermilch..
Die Werbung unter dem Slogan "Come as you are" erniedrige die Arbeit der Tiroler Milchbauern, so war offenbar die Begründung für die Zurücknahme des Tiroler Werbespots.
Es ist für Außenstehende schwer zu begreifen. Da wollen Tierhalter, dass man das Wort Hafermilch in einem Werbespot nicht verwendet. Weil sie sich dadurch herabgesetzt fühlen.
Schlimmer noch: Sie haben damit Erfolg. Statt die - sorry, infantilen - Forderungen einfach zu ignorieren, reagiert die Werbeabteilung darauf und stoppt den Werbespot sogar noch. Mit all den hervorsehbaren Konsequenzen, die das jetzt im Netz zieht...
Denn der neue Eindruck ist ja: Toleranz? Nicht in Tirol!
Wer Haferdrink mag, bleibt wohl lieber weit weg!
Diese Werbung für Tourismus in Tirol jetzt geht komplett nach hinten los. Und wenn wir nicht wüssten, dass es auch in Tirol tolerante Menschen gibt, die unter dem intoleranten Klischee, das da gerade entsteht, auch wirtschaftlich leiden werden, würden wir sagen: "Verdient"!
Denn was der Shitstorm um den Spot nun tatsächlich ganz real entlarvt, ist die kulturelle Engstirnigkeit und Intoleranz einiger Tiroler Tierhalter. Und derjenigen, die entscheiden, dass skurrile Agrar-Befindlichkeiten mehr wiegen als Gastfreundlichkeit und Toleranz.
Und das in einem österreichische Bundesland, in dem der Tourismus ein wesentliches Standbein ist...
Tirol wollte hier mit Menschlichkeit, Gastfreundlichkeit und Toleranz werben - und durch den Stopp wird jetzt genau das Gegenteil vermittelt. Gut gemacht, Tiroler Tierhalter!
Und darauf erst recht einen Latte Macchiato - mit Hafermilch!
Update: Als Reaktion auf den Agrar-Shitstorm folgte auf Youtube ein wahrer Lovestorm!
Danke an Sunjo für den Hinweis im Forum!
Artikel überarbeitet: Hinweis auf Agrar-Skandal in Südtirol entfernt, da andere Zuständigkeit.
Veröffentlichung:
Autor: Kilian Dreißig