Schon wieder: Massive Tierquälerei in Zulieferbetrieb von Tönnies
Schon wieder haben Undercover-Journalisten Missstände aus einem deutschen Schweinemastbetrieb veröffentlicht. Es soll sich um die größte Schweinemast Niedersachsens handeln. Diese beliefert nach Angaben des Deutschen Tierschutzbüros e. V. den Schlachthof Tönnies.
Die Videoaufnahmen aus dem Betrieb in Sustrum, Landkreis Emsland, zeigen dicht gedrängte Tiere, die in ihrem eigenen Kot stehen. Viele der Tiere weisen Verletzungen auf, die den Tierschützern zufolge nicht über Nacht entstanden sein können.
Man sieht unbehandelte, blutige Wunden, riesige Tumoren und Abszesse. Auch tote Tiere sind zu sehen.
"Ganz offensichtlich kommt der Betreiber seiner Fürsorgepflicht hier nicht nach und lässt die Schweine einfach leiden" kritisiert Peifer, der Vorstandsvorsitzender vom Deutschen Tierschutzbüro.
Krass: In beiden dokumentierten Nächten war das Trinkwasser offenbar bewusst abgedreht worden. Dies sei eine gängige - aber verbotene - Methode, um die Tiere dazu zu bringen, am nächsten Morgen möglichst viel Futterbrei zu fressen, heißt es.
Der betroffene Betrieb ist den Angaben zufolge mit dem QS-Siegel zertifiziert, mit dem im Supermarkt viele Produkte markiert werden. Es wird als Qualitätsmerkmal dargestellt.
"Aus dem im Betrieb vorgefundenen QS- Vertrag geht hervor, dass QS primär auf Eigenkontrolle setzt", so Pfeifer. So sei es nicht verwunderlich, dass sich der Schweinemäster selbst Bestnoten verliehen hat.
Laut den Unterlagen, die die Journalisten auf ihrer Rercherche gefunden haben, litten viele Tiere an Durchfall und Lungenentzündungen. In manchen Buchten bis zu 50% der Tiere! Behandelt wurde offenbar mit Antibiotika.
Das Tierschutzbüro meldet, dass die Missstände bereits im Juli aufgedeckt worden waren. Am selben Tag sei das zuständige Veterinäramt in Meppen informiert worden. Anfang August 2020 sei Strafanzeige bei der Staatsanwaltschaft in Osnabrück gestellt worden.
Dass die Aufnahmen erst heute veröffentlicht werden, begründet Tierschutzbüro-Vorstand Pfeifer damit, dass die Behörden so zuerst ungehindert die Ermittlungen aufnehmen konnten.
Dass der Betreiber ein Tierhaltungsverbot bekommt, damit er keine weiteren Tiere mehr quälen kann, scheint allerdings unwahrscheinlich. Im Interview mit Vegpool kritisierte der Strafrechtler Prof. Dr. Jens Bülte (unabhängig vom konkreten Fall) ein "Vollzugs-Defizit" in der deutschen Tierhaltung.
Hier geht's zum ganzen Interview.Der wichtigste Schritt ist daher der Umstieg auf eine vegane Ernährung. Wer sich die Bilder ansieht - und die Bilder von Skandalen der vergangenen Jahrzehnte - der weiß, warum.
Über die Aufdeckung informiert RTL heute abend (RTL SternTV ab 22:15 Uhr).
Update vom 17.9.2020: Wir haben das Artikelbild ersetzt.
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