"Landwirtschaft braucht Gülle"!? Warum Özdemir (völlig) falsch liegt!
Deutsche Landwirtschaft braucht Tierhaltung, sagte kürzlich Agrar-Minister Cem Özdemir - wegen der Gülle. Als ich diese Bemerkung von Agrar-Minister Cem Özdemir las, blieb mir schier der Mund offen stehen.
Die Aussage ist nicht nur vage oder unpräzise - sie ist komplett falsch!
Warum das so ist, erkläre ich hier.
Gülle enthält viele Nährstoffe, soviel ist klar. Diese Nährstoffe entstehen jedoch nicht "einfach so" aus dem Nichts und Gülle ist auch nicht "plötzlich da". Die Nährstoffe in Gülle kommen aus dem Futter, das die Tiere zuvor erhalten haben.
Tierfutter wird unter Einsatz chemisch-synthetischer Düngemitteln angebaut, die ihrerseits auf fossilen Rohstoffen basieren, darunter Erdöl und Phosphor. Diese Nährstoffe landen über das Futter der Tiere letztendlich auch in der Gülle. Gülle ist also ein Nährstoff-Speicher, aber kein Nährstoff-Produzent.
Und schon gar kein Kreislaufsystem, sondern eher ein Symbol der Ressourcenverschwendung!
Tierhaltung beansprucht Anbauflächen für Futtermittel. Sie steht daher direkt in Konkurrenz zum Menschen, der dort auch direkt Nahrungsmittel zum direkten Verzehr anbauen könnte.
Wer aber Soja oder Mais an Rinder verfüttert, erhält ca. 90% davon als Gülle zurück. Kreislaufsystem? Im Gegenteil: Es ist pure Verschwendung endlicher Rohstoffe!
Und: Ein Großteil der Nährstoffe wird über die Futtermittel aus dem Ausland importiert. Die Gülle landet jedoch auf hiesigen Wiesen und Feldern - und sorgt für massive Überflutung mit Nährstoffen.
Eine bekannte Folge der importierten Nährstoff-Flut: Die Nitrat-Werte im Grundwasser.
Nitrat kann krank machen und muss von Kläranlagen aufwendig aus dem Grundwasser entfernt werden. [1] Die Kosten dafür trägt - die Allgemeinheit.
Die Gülle-Problematik war auch schon Özdemirs Vorgängerin Julia Klöckner (CDU) bekannt - und wurde von ihr auch nach Androhung immens hoher EU-Strafzahlungen (850.000 Euro am Tag) lange Zeit völlig ignoriert. Bis dann irgendwann eine neue Gülleverordnung in Kraft getreten ist, die ihren Namen kaum verdient. [2]
Weiß Cem Özdemir wirklich nichts davon?
Massentierhaltung ist offensichtlich ein Einbahnstraßen-System ohne Zukunft.
Doch es gibt Alternativen zu diesem System der Verschwendung: Eine Landwirtschaft ohne Tierhaltung.
Cem Özdemirs Aussage, dass die Landwirtschaft Tierhaltung bräuchte, ist also nicht einfach nur unpräzise - sondern das Gegenteil der Tatsachen. Dass sich Özdemir bei seiner Aussage auch auf "Kritiker von veganer Seite" bezieht (und diesen gewissermaßen die (falschen) Zusammenhänge erklären will), macht es noch absurder.
Deutschland ertrinkt regelrecht in Gülle. Und zwar seit Jahren! Die Tierhaltung muss dringend massiv reduziert werden. Und zwar so schnell wie möglich!
Wenn Cem Özdemir also davon spricht, dass die deutsche Landwirtschaft auf Tierhaltung angewiesen sei, dann offenbart er damit entweder völlig Ahnungslosigkeit - oder er führt eine Gesellschaft hinters Licht, die bis heute an das Agrar-Märchen vom "guten Dünger Gülle" glaubt.
Landwirtschaft braucht Nährstoffe. Wenn wir den Äckern Nährstoffe entnehmen (z. B. bei der Ernte von Gemüse, Getreide usw.) dann müssen diese auch wieder ausgeglichen werden, damit auch zukünftig Lebensmittel angebaut werden können. Das wäre ein echtes Kreislaufsystem.
Bio-vegane Landwirte, die völlig auf Tierhaltung verzichten, verwenden dazu unter anderem Komposte, Gründüngung und Leguminosen, die ihrerseits Stickstoff aus der Luft im Boden binden. Und sie sind dabei langfristig erfolgreich. Vielmehr: Sie stützen sich auf ein System vom Landwirtschaft, das u.a. von den Azteken bereits über Jahrhunderte erfolgreich erprobt worden ist.
Bio-Vegane Landwirtschaft kommt ohne chemisch-synthetische Düngemittel aus (= Abhängigkeit von fossilen Rohstoffen wie Phosphor und Erdöl) und strebt einen echten Kreislauf an.
Wollt ihr mehr über bio-vegane Landwirtschaft (ohne Tierhaltung) erfahren?
- So funktioniert Landwirtschaft ohne Gülle und Tierhaltung.
- Agrar-Professor Schmidtke: Bio-vegane Landwirtschaft ist nachhaltig tragfähig
- Tierhaltung macht Ressourcen zu Gülle - die Lösung ist vegan.
- Prof. Volker Quaschning: Vegane Ernährung ist am besten fürs Klima.
Schon klar: Cem Özdemir ist in seinem Job für eine echt unangenehme Branche zuständig. Die Agrar-Industrie gehört seit Jahrzehnten zu den mächtigsten Branchen in Deutschland - neben der Automobilindustrie. Sie ist in höchstem Maße abhängig von Rohstoffen, die irgendwann zur Neige gehen, darunter Erdöl und Phosphor.
Neu auf Vegpool:
Sämtliche Versuche, die deutsche Tierhaltung als "notwendig" darzustellen, können daher nicht der Wahrheit entsprechen. Die globale Tierhaltung ist einer der größten Klimakiller und Umweltzerstörer überhaupt.
Wenn die Menschheit Hungersnöte und Versorgungskriege vermeiden will, muss sie rechtzeitig aus diesem System aussteigen. Statt Tierhaltung auch noch faktenwidrig als "notwendig" darzustellen.
Quellen
Veröffentlichung:
Autor: Kilian Dreißig