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FDP: Werbung für Junkfood klärt Kinder auf! [Kommentar]

Ein Kind bei einem Arzt.
Kinder brauchen Werbung für Junkfood, um gesund zu reifen - so scheint es die FDP zu sehen. Bild: Seventyfour / Adobe Stock

Kinder essen doppelt so viele Süßigkeiten wie empfohlen - aber nur halb so viel Obst und Gemüse.

Ob das auch daran liegt, dass sich die Hersteller von Süßwaren mit ihrer Werbung direkt und indirekt an Kinder richten - und viele Millionen Euro in Werbung in TV und Sozialen Medien investieren?

Jeder siebte Todesfall hängt heute mit einer falschen Ernährung zusammen, teilt die Organisation Foodwatch mit. Damit sei Junkfood statistisch so schädlich wie Rauchen.

Rauchen in der Öffentlichkeit ist aber erst ab 18 erlaubt. Und Tabak-Werbung ist trotz Widerständen aus der Tabak-Industrie mittlerweile stark eingeschränkt.

Dagegen darf sich Werbung für Süßkram, Bärchenwurst und Co direkt an kleine Kinder wenden. Manch ein zuckersüßes Produkt trägt gar das Wort "Kinder" im Namen.

Mit lustigen Fantasiefiguren, beliebten Influencern und witzigen Sammelbildchen werden Kinder (und ihre Eltern) dazu verleitet, Produkte zu kaufen, die auf Dauer krank machen.

Manch ein Profisportler wirbt gar für Produkte, die er selbst niemals essen würde! Zielgruppe: Kinder.

Früher wurde Diabetes Typ 2 als "Alterszucker" bezeichnet, weil ihn alte Menschen bekamen, die zu viel Torte aßen. Heute sind bereits Kinder von dieser Krankheit betroffen, die ihre Lebenserwartung deutlich reduziert. Und ihre Lebensqualität erst recht.

Auch aus diesen Gründen machen sich Kinderarzt-Verbände, Gesundheits-Initiativen und auch die Weltgesundheitsorganisation (WHO) für ein Verbot von manipulativer Werbung stark, die sich an Kinder richtet und Junkfood bewirbt.

Auch die Grünen haben einen Entwurf für ein Gesetz vorgelegt, das Kinder vor manipulativer Werbung schützen soll.

Allein: Milliarden Euro fließen in Werbung für Junkfood. Und entsprechend stark sind die Widerstände aus den Ernährungsverbänden. Und aus Parteien wie der FDP.

Auf einer Ernährungskonferenz hat Landwirtschafts- und Ernährungsminister Cem Özdemir (Grüne) die Kritik gegen seinen Gesetzentwurf so in Worte gefasst:

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Die FDP sieht das offenbar anders. Auf seiner Website formulierte der Bundestagsabgeordnete Dr. Gero Hocker seine Sicht gar auf diese Weise:

"Wenn etwa während der Sportschau eine Werbeeinblendung für eine Süßigkeit erfolgt, könnten Eltern auf die Diskrepanz zwischen sportlichem Erfolg und einer dauerhaft ungesunden Ernährung hinweisen. Jede Konfrontation mit diesen Lebensmitteln bietet auch eine Chance für Eltern, ihre Kinder beim Reifeprozess zu unterstützen, damit sie letzten Endes frei und selbstbestimmt durch diese Welt gehen können." Dr. Gero Hocker, MdB, FDP [1]

Das muss man wohl so für sich stehen lassen.

Ob die Kinder nun durch ein Werbeverbot tatsächlich ausreichend geschützt wären, sei dahingestellt. Schließlich stellen die bunt verpackten Produkte im Supermarkt ja immer noch eine Verlockung dar. Es geht ja nicht mal um ein Verbot der besonders ungesunden Produkte. Allein die manipulative Werbung für Junkfood soll eingeschränkt werden - wegen der bekannten Gesundheitsfolgen.

Eine Zielgruppe wird sich über die FDP-Politik aber besonders freuen: Große Unternehmen wie Coca Cola, Haribo, Ferrero und McDonald's, die Junkfood herstellen und an Kinder bewerben. Natürlich nur, um Kinder dadurch aufzuklären.

Die Verbraucherschutzorganisation Foodwatch hat einen Appell an die FDP gestartet, in der Hoffnung, ein Umdenken anzuregen.

Veröffentlichung:

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FDP: Werbung für Junkfood ist wichtig für Kinder - wegen der Aufklärung
Letzter Beitrag: 10.06.2023, von kilian.

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3,9/5 Sterne (7 Bew.)
AUTOR: KILIAN DREIßIG
Vegane Lebensweise vereint Klimaschutz, Tierschutz und Lebensqualität. Gründe genug, mich als Journalist damit zu beschäftigen.

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