Sterben Regenwälder für Tofu und andere Sojaprodukte?

Dass die Produktion von Fleisch und Milch besonders klimaschädlich ist, hat sich mittlerweile herumgesprochen. Doch immer wieder hört man, dass vegane Sojaprodukte auch nicht besser seien - schließlich würden für den Anbau von Soja Regenwälder gerodet.
Ein schrecklicher Gedanke! Wird für Tofu und Co wirklich brasilianischer Regenwald in Brand gesetzt, um dort Soja anzubauen?
Was auf den ersten Blick ziemlich klar scheint, entpuppt sich auf den zweiten Blick als ein riesiges Missverständnis. Mehr noch: Manche Agrar-Lobbyisten nutzen dieses Schein-Argument sogar gezielt, um Verbraucher zu verwirren.
Wie gut sind denn nun vegane Sojaprodukte für Urwälder und Klima?
Soja ist eine Pflanze, deren Bohnen reich an Protein sind und sich daher sehr gut für die menschliche Ernährung eignen. Aus Soja lässt sich Tofu herstellen, aber auch Bratlinge und viel mehr. Man kann das Protein aus Soja texturieren und damit Gulasch, Gyros und Co nachahmen. Soja ist also in der Tat ein Tausendsassa!
Wie fatal wäre es da, wenn für vegane Fleischalternativen tatsächlich Urwälder gerodet würden!
Zum Glück ist das nicht der Fall!
Die Wahrheit ist nämlich: Etwa 75% aller Soja werden als Futtermittel genutzt. Die Sojabohnen werden geschrotet und Tieren in der Mast verfüttert. Farmer zünden Urwälder an, um neue Anbauflächen zu gewinnen. Der ökologische Wert der Urwälder wird dabei der Gier untergeordnet.
Für ein Stück Fleisch muss das Tier ein Vielfaches an Futter fressen. Der Großteil kommt als Gülle hinten wieder heraus. Zusammen mit Methangas, das 23x so klimaschädlich ist wie CO2.
Eine irrwitzige Verschwendung von Anbauflächen, Düngemitteln und Co! Denn eigentlich könnte man die Soja ja auch direkt nutzen. Und würde dann viel weniger Ackerflächen benötigen.
Doch trägt nicht auch Tofu und Co in geringem Maße zur Abholzung der Regenwälder bei?
Nein, praktisch nie. Und das hat einen ziemlich einfach nachvollziehbaren Grund:
Futter-Soja wird sehr oft gentechnisch verändert. Und da sich die Pflanzen nicht an Ackergrenzen halten, lässt sich Gentech- und nicht verändertes Saatgut in den großen Anbaugebieten kaum noch trennen.
Verbraucher lehnen gentechnisch veränderte Lebensmittel zwar überwiegend ab, doch wenn Tiere mit Gentech-Futter gefüttert wurden, muss das im Endprodukt nicht gekennzeichnet werden. Auch in Deutschland wird somit gentechnisch veränderte Soja verfüttert, ohne dass der Verbraucher das erfährt!
Aber: Würde man die Soja direkt zu Tofu verarbeiten, müsste das gekennzeichnet werden. Und niemand mag gentechnisch veränderte Soja im Essen!
Um Gentech-freie Soja zu erhalten, haben Hersteller begonnen, Soja innerhalb von Europa anzubauen. Ohne den Einsatz von Gentechnik. Ein großer Teil der Soja für Tofu und Co in Deutschland kommt mittlerweile aus Europa. Dafür fällt kein Urwald-Baum.

Doch es kommt noch besser: Soja-Produkte wie Tofu oder Soja-Fleischersatz sind meistens aus biologischem Anbau. Die Anbau-Standards sind also viel höher als in der Produktion konventioneller Lebensmittel - und natürlich im Welten besser als der Futtermittel-Anbau. Vegane Sojaprodukte schonen also nicht nur die Urwälder, sondern auch die Böden vor Ort.
Wenn es um das Klima, um Soja und um die Rettung der Urwälder geht, solltest du dich daher nicht hinters Licht führen lassen. Wenn du pflanzliche Rohstoffe direkt verwendest, verbrauchst du viel weniger Anbauflächen. Der gesamte Futtermittel-Anbau inklusive der Produktion von synthetischen Düngemitteln (und die Umwandlung zu Gülle) entfällt komplett. Auf die Weise schützt du die Ur- und Regenwälder und auch die Umwelt vor Ort.
Bitte lies jetzt weiter und erfahre...
- 15 ökologische Argumente für eine pflanzliche Ernährung,
- warum Butter besonders klimaschädlich ist und
- warum die globale Tierhaltung Rohstoffe zu Gülle macht.
Korrektur: Aktuell werden ca. 75% der weltweiten Soja als Futtermittel verwendet. Ursprünglich hieß es im Artikel, es seien ca. 95% (was ungefähr dem Stand vor 20 Jahren entsprach). Grund ist die zunehmende Nutzung von Soja als "Biotreibstoff".
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Autor: Redaktion
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