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Kind ins Krankenhaus eingeliefert – Vegane Mangelernährung?

Bild: © Oksana Kuzmina - Fotolia.com

Eltern, die ihr Kind vegan ernähren und dann mit Mangelernährungen ins Krankenhaus bringen müssen – das sind Horrorvorstellungen für alle vegane Familien. Auch jetzt machen wieder Berichte die Runde, dass in Florenz (Italien) ein vegan ernährtes Kind mit schweren Mangelerscheinungen ins Krankenhaus gebracht worden sei. Gegen die Eltern und den Kinderarzt seien Ermittlungen wegen Misshandlung aufgenommen worden, heißt es. Das Kind werde nun unter anderem mit Vitamin B12 versorgt. Siehe z. B. hier und hier.
Die Schlagzeilen lauten zum Beispiel „Ermittlungen gegen Eltern, die Kind vegan ernährten“ oder „Ermittlungen gegen Eltern eines vegan ernährten Buben“.

Ärgerlich an einigen Berichte ist, dass es hier nicht um eine klassische, vegane Ernährung geht. Vielmehr geht es um eine spezielle Ernährungsform mit dem Namen Makrobiotik. Diese kann sehr unterschiedlich interpretiert werden und hat oft einen spirituellen Hintergrund. Makrobiotik gibt es schon viel länger als das, was man heute unter „Veganismus“ versteht. Makrobiotik ist nicht einmal zwingend vegan. Beide Philosophien haben sich weitestgehend unabhängig voneinander entwickelt. Artikel auf Wikipedia.

Makrobiotik ist nicht dasselbe wie Veganismus

Es gibt Menschen, die auf Makrobiotik schwören und sich fit und gesund fühlen. Doch Makrobiotik kann, wenn man nicht aufpasst, auch zu Mangelerscheinungen führen. Zudem lässt sich Makrobiotik auch vegan praktizieren – und dann wird es für manche Medien interessant.

Man könnte anhand der Informationslage eigentlich davon ausgehen, dass der konkrete Fall aus Italien für Medien so uninteressant wäre, wie andere Fälle, wo Kleinkinder mit Burgern, Milchshakes und Süßigkeiten fehlernährt werden. Es sind tragische Fälle, denen leider schlicht der Neuigkeitswert fehlt. Es gibt einfach zu viele fehlernährte Kinder – vegan hin oder her. Die traurige Normalität ist so gewöhnlich, dass niemand mehr drüber berichtet.

Der aktuelle „Fall“ aus Italien wird nur dadurch interessant, weil er mit Veganismus in Verbindung gebracht werden kann – wenn auch mit Biegen und Brechen. Denn so können sich gleich zwei Leser-Parteien prima aufregen: Die Fleischesser, die „schon immer gewusst haben, dass man nicht 'veganisch' leben kann“ – und die Veganer, die sich über eine so unreflektierte Berichterstattung zurecht beklagen. Ein prima Lückenfüller an heißen Sommertagen mit wenig Traffic.

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AUTOR: KILIAN DREIßIG
Vegane Lebensweise vereint Klimaschutz, Tierschutz und Lebensqualität. Gründe genug, mich als Journalist damit zu beschäftigen.

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