So provozieren Sie den perfekten veganen Shitstorm!
Wer in sozialen Netzwerken wie Facebook registriert ist, kennt wahrscheinlich das Phänomen Shitstorm. Als Shitstorm bezeichnet man es, wenn Kunden – oder „Fans“ – auf Facebook gebündelt ihren Unmut über ein Unternehmen oder einen Artikel auslassen. Manch ein Unternehmen fürchtet dabei um seine Reputation.
Doch ein Shitstorm kann auch Vorteile haben. Er bringt einem Unternehmen unzählige Seitenzugriffe, ohne dass hierfür Werbekosten entstehen. Wer sein Geld durch Reichweite verdient, liebt den Shitstorm (ganz besonders Journalisten). Und da Shitstorms besonders bei sensiblen Themen funktionieren, sind emotional reagierende Online-Veganer die perfekte Zielgruppe für garstige, reich mit Klischees und Pseudo-Fakten gefüllte Artikel über die vegane Lebensweise.
Mit diesen 5 Regeln provozieren Sie den perfekten Shitstorm!
In diesem Artikel möchten wir allen auf Reichweite fokussierten Journalisten 5 Regeln in die Hand geben, um einen perfekten, veganen Shitstorm zu provozieren. Gleichzeitig bietet unsere Auflistung eine gute Vergleichsmöglichkeit, um zu analysieren, ob ein veröffentlichter Artikel bereits den Kriterien genügt. Sie ahnen Ironie? Sei's drum! Hier die Regeln:
- 1: Bieten Sie Angriffsfläche
- 2: Veröffentlichen Sie online
- 3: Nutzen Sie Clickbaiting
- 4: Empören Sie sich über die Reaktionen
- 5: Wiederholen Sie das Thema.
Wie funktioniert der vegane Shitstorm?
Der vegane Shitstorm basiert auf der Annahme, dass sich niemand gerne blöd und naiv darstellen lässt. Dazu kommt, dass viele Veganer stets bemüht sind, die Welt ein bisschen besser zu machen. Sie geben gerne Feedback und schreiben Leserbriefe in der Hoffnung, hierdurch zu einer differenzierteren Behandlung des Themas beizutragen. Daraus ergibt sich schon unserere erste goldene Regel:
Regel 1: Bieten Sie Angriffsfläche
Der Shitstorm entsteht zum Beispiel dadurch, dass sich Veganer gegen Provokation, Vorverurteilung oder Tatsachenverdrehung wehren. Geben Sie Veganern also genug Angriffspunkte, damit sich das Thema schön aufheizen kann. Ganz wichtig: Lassen Sie sich von Ihrem Vorgesetzten nicht zu journalistischer Sorgfalt nötigen und beharren Sie auf Ihrer künstlerischen Freiheit.
Regel 2: Veröffentlichen Sie online
Der perfekte, vegane Shitstorm lässt sich nur online provozieren. Sie sollten unbedingt eine Internetseite besitzen, die eine gewisse Online-Relevanz suggeriert. Außerdem sollten Sie eine Facebook-Seite betreiben, damit Veganer im emotionalen Moment der Erkenntnis sofort auf „teilen“ klicken können. Doch damit das wahre Shitstorm-Potential Ihres Werkes auch sofort ersichtlich ist, sollten Sie unbedingt die gängigen Methoden des „Clickbaitings“ berücksichtigen.
Regel 3: Nutzen Sie Clickbaiting
Clickbaiting bedeutet, dass man über besondere Übertreibung und „Cliffhanger“ Leser dazu animiert, auf einen Link zu klicken. Sie kennen das bestimmt: „Dieses Foto zeigt einen ollen Einkaufswagen, was dann geschah, hat mich zu Tränen gerührt“. Oder „5 Regeln für den perfekten veganen Shitstorm – bei Nummer 4 musste ich laut lachen!“. Sowas in der Art, Sie wissen schon. Ändern Sie die Titelzeile regelmäßig, damit die Leser glauben, es gäbe eine Aktualisierung – und nochmal klicken.
Regel 4: Empören Sie sich über Reaktionen
Was? Da regen sich Leute über Ihren Artikel auf? Unerhört!
Sobald der vegane Shitstorm in vollem Gange ist, sollten Sie die wüstesten Kommentare auf Ihrer Facebookseite teilen und fragen, ob die Kommentatoren mit ihrer – natürlich völlig unsachlichen – Meinung wirklich Recht haben. Alternativ können Sie ja auch Ihre Betroffenheit über persönliche Angriffe zum Ausdruck bringen. Und was gehört immer dazu? Klar: Ihr Link zum Artikel!
Betonen Sie regelmäßig, dass Sie als journalistischer Vertreter der Wahrheit ein besonders leichtes Ziel für Angriffe sind und dass Sie trotzdem stark bleiben werden.
Regel 5: Wiederholen Sie das Thema
Der vegane Shitstorm war ein voller Erfolg, die Statistiken haben sich überschlagen und sogar Ihr Chef hat Ihnen auf die Schulter geklopft! Jetzt ist der perfekte Zeitpunkt, um Regel Nummer 5 zu befolgen. Schreiben Sie einen weiteren Artikel. Statt sich allein auf Unsachlichkeiten und Vorurteile zu verlassen, können Sie jetzt auf ein reiches Reportoire an Kommentaren zurück greifen. Nutzen Sie immer die Kommentare, die besonders dämlich sind und suggerieren Sie dabei, dass es sich um die offizielle Meinung aller Veganer handele.
Diese Punkte sollten Sie vermeiden
Mit Ihrem provozierten Shitstorm erreichen Sie jene Veganer, die emotional schnell überreagieren. Natürlich ist das nur ein kleiner Teil aller Veganer, doch das müssen Sie nicht extra erwähnen. Sie sollten auch nicht darauf hinweisen, wie einfach es wäre, Ihre Shitstorm-Strategie zu durchkreuzen, indem man auf Facebook „Alles von [Ihr Medium] verbergen“ klickt. Dadurch würde Ihr Artikel nämlich von Facebook abgewertet, eine geringere Reichweite erzielen und bei konsequenter Durchführung sogar nie die für einen Shitstorm benötigte Relevanz erreichen.
Unerwähnt bleiben sollte auch, wie unpassend es für Sie wäre, wenn Menschen mit einem Werbeblocker reagierten, statt mit einer hysterischen Reaktion. Wenn nämlich auf Ihrer Website Werbeanzeigen und Zählmarken von Mess-Diensten wie Google Analytics, VG-Wort und IVW blockiert würden, wäre es für Sie schwerer, Ihre Reichweite zu vermarkten. Damit wäre es dauerhaft kaum noch lohnenswert, einen veganen Shitstorm zu provozieren.
Übrigens: Sollte Sie dieser Artikel aufregen, spricht für uns nichts dagegen, ihn auf Facebook und anderen Plattformen zu teilen. Zeigen Sie Ihren Mitmenschen, was für ein provokativer Artikel dies ist und nutzen Sie deshalb jede Gelegenheit, um ihn zu verlinken. Sollte der Artikel Ihnen gefallen haben, sollten Sie ihn erst recht teilen.
Veröffentlichung:
Autor: Kilian Dreißig