Molkerei Ehrmann bestätigt Anbindehaltung - und täuscht Verbraucher! [Kommentar]
Bezieht die Molkerei Ehrmann Kuhmilch aus besonders tierquälerischer Anbindehaltung? Und das, obwohl sie intensiv mit Fotos von idyllischer Alpen-Idylle für ihre Produkte wirbt?
Offensichtlich ist dies der Fall!
Ein empörter Kommentar.
Tierschützer der Organisation Aninova hatten am Montag enthüllende Aufnahmen aus zwei Rinderställen im Allgäu veröffentlicht. Zu sehen waren Kühe, die – aufgrund der Fixierung mit Ketten – nicht einmal in der Lage waren, sich umzudrehen. Meine Kollegin hatte hier darüber berichtet.
Es sind düstere, traurige, ja erschütternde Bilder von Milchkühen, die in ihren elementarsten Bedürfnissen gehindert werden.
"Radikalste Form von Tierausbeutung", schießt es mir direkt durch den Kopf. Tierhaltungs-Extremismus. Fast, als würde man die Tiere lebendig einbetonieren.
Und das, wo Kühe so soziale Wesen sind. Die Herden bilden, gegenseitig Körperpflege betreiben und mitunter über die Weide galoppieren und mit allen Vieren in die Luft springen – wenn sie denn Gelegenheit dazu haben. Die sich mütterlich um ihre Kälber kümmern, diese anleiten und versorgen.
Was für einen Kontrast zeigen diese Bilder vom Lebenshof Butenland:
Tagein, tagaus am selben Platz stehen, im eigenen Kot, mit Ketten und Riemen fixiert. In der Anbindehaltung wird ihnen buchstäblich sämtliche Freiheit genommen.
Ihr Geld erhalten die Tierhalter offenbar auch von bekannten Molkereien wie Ehrmann, die auch Milch aus Anbindehaltung bezieht. Das hat eine Sprecherin unserer Redaktion bestätigt.
Anbindehaltung gilt als eine der qualvollsten Haltungsformen von Tieren überhaupt. Experten halten sie für tierschutzwidrig und werfen den zuständigen Behörden vor, wegzusehen.
Tierschutz ist in Deutschland zwar gesetzlich verankert – doch es mangelt am Vollzug, sagen Kritiker (Hier ein Interview mit dem Strafrechtler Prof. Jens Bülte, aus dem Jahr 2020). Sie sagen auch: Wo der Staat wegsieht, gedeiht die Kriminalität.
Ein Verbot der Anbindehaltung wird in der Politik diskutiert – scheitert bislang auch am Widerstand der bayerischen Landesregierung. Und mutmaßlich auch am Druck großer Molkereien aus Bayern.
Mehrere Fragen unserer Redaktion ließ eine Sprecherin übrigens unbeantwortet, darunter auch die Frage, ob die von Aninova gezeigten Betriebe tatsächlich Milch für Ehrmann erzeugen, und ob der Bezug von Milch aus Anbindehaltung für Verbraucher erkennbar sei.
Unbeantwortet blieb auch die Frage, ob und bis wann Ehrmann aus diesem System aussteigt.
Besonders empörend finde ich den Bezug von Kuhmilch aus tierquälerischer Anbindehaltung vor dem Hintergrund, dass die Molkerei Ehrmann intensiv mit unberührte Alpen-Idylle wirbt – und mit Fotos von frei laufenden Kühen.
Ich glaube, das ist kein Versehen. Da arbeitet ein bekannter Hersteller mit Methoden der Verbrauchertäuschung. Er verbirgt, was einem den Appetit verderben könnte.
Auch hier drängt sich mir wieder der Eindruck auf: Transparenz verdirbt das Geschäft. Wer Tierprodukte verkaufen möchte, muss mit irreführenden Bildern werben. Verbraucher sollen es nicht so genau wissen.
Je mehr Verbraucher über die wahren Hintergründe der Milchproduktion erfahren, desto weniger Milch kaufen sie.
Konkret: Nichts verhindert Tierquälerei wirksamer als Pflanzendrinks.
Schön, dass Ehrmann mittlerweile auch eine Auswahl mit veganen Produkten hat. Aber meine ehrliche Meinung: Auch vegane Produkte beziehe ich lieber von Herstellern, die ich für redlich halte.
Veröffentlichung:
Autor: Kilian Dreißig