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Sarah Wiener: Agrar-Shitstorm für "Drogenvergleich" mit Pestizid-Lobby

Sarah Wiener
Sarah Wieners "Drogenvergleich" ist zwar bildhaft, aber richtig. Bild: italiagermaniablog, flickr.com (bearb.) Bildtitel: Sarah Wiener - Showcooking @ italian Embassy in Berlin, CC-BY

Die ehemalige Show-Köchin und heutige EU-Politikerin Sarah Wiener sagte, man dürfe Pflanzenschutz nicht den Konzernen überlassen. Das wäre, als würde man Süchtige darüber entscheiden lassen, ihre Substanzen zu reduzieren. Jetzt erntet sie einen Agrar-Shitstorm - und hat trotzdem recht. Ein Kommentar.

Sarah Wiener gehört bislang nicht zu den größten Fans einer veganen Lebensweise. Diesen Eindruck hat sie bei mir zumindest gemacht, mit ihren sachlich schwer nachvollziehbaren Seitenhieben gegen Veganismus der letzten Jahre.

Dass die vegane Industrie genauso schädlich produzieren würde wie die Fleischindustrie. Oder dass Sojamilch so künstlich sei wie Cola, Ich weiß nicht, ob mittlerweile ein Sinneswandel stattgefunden hat. Vielleicht ja schon!

Zumal Tofuwürstchen, Sojamilch und Co zuallererst in Biomärkten verfügbar waren. Hergestellt von kleinen, nachhaltig wirtschaftenden Pionier-Unternehmen.

Wie schön, Sarah Wiener also auch mal zustimmen zu können!

Sarah Wiener, die frühere Fernsehköchin, ist heutige EU-Politikerin (Die Grünen/EFA) im Ausschuss für Landwirtschaft und ländliche Entwicklung des EU-Parlements.

Und als Politikerin forderte sie schnelleres und entschiedeneres Handeln beim Pflanzenschutz.

Konkret soll der Einsatz von Pestiziden, Unkrautvernichtungsmittel oder Ackergiften stark reduziert werden (denn dafür steht das beschönigende Wort "Pflanzenschutz").

Sarah Wiener sagte in einem Interview dem Agrar-Pressedienst Agrar-Europe, man solle die Gesetzgebung zum Pflanzenschutz nicht einer einzelnen Interessensgruppe überlassen. Und sie verwendete dafür einen bildhaften Vergleich, der in Agrar-Kreisen jetzt große Wellen schlägt!

"Das wäre ja so, als wenn man einem Süchtigen sagt, er solle die Dosis selbst bestimmen und reduzieren". Darüber berichtete auch das Agrar-Magazin Topagrar. [1]

Jetzt bekommt Sarah Wiener die gesamte Breitseite eines organisierten Agrar-Shitstorms zu spüren.

Agrar-Verbände starten ihre Maschinerie der Empörung, stacheln ihre Mitglieder auf und tun so, als würden sie die Anspielung von Wiener einfach nicht verstehen können. (Warum stellen die sich eigentlich immer so dumm?)

Dabei ist völlig klar, was Sarah Wiener mit ihrem bildlichen "Drogenvergleich" meinte.

Denn ja, es gab sie, die Einflussnahmen von Pflanzenschutzkonzernen auf Politik und Behörden. Es gab die "Argumentationshilfen" und sogar "Studien", die zu Teilen ungeprüft übernommen worden waren.

Es ist klar wie Kloßbrühe: Wenn die Öffentlichkeit weg sieht, macht die Pestizid-Industrie, was sie will. Es ist also im allgemeinen Interesse, ein Auge darauf zu haben. Und den Agrar-Shitstorms mit guten Argumenten zu begegnen.

Deshalb hat Sarah Wiener in dieser Hinsicht recht: Man darf Gesetzesentscheidungen nicht nur den Pflanzenschutzkonzernen überlassen. Die Folgen von Glyphosat und Co betreffen schließlich die Allgemeinheit.

Und was ihr früheres Vegan-Bashing betrifft: Vielleicht bewirkt ja das Statement des Umweltbundesamts etwas. Oder auch eine Teilnahme am Veganuary 2023.

Denn das Schöne ist ja: Vorurteile lassen sich überwinden. So, wie der derzeitige Umgang mit Pestiziden.

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Sarah Wieners "Drogenvergleich" - und warum sie recht hat.
Letzter Beitrag: 01.01.2023, von Sunjo.

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AUTOR: KILIAN DREIßIG
Vegane Lebensweise vereint Klimaschutz, Tierschutz und Lebensqualität. Gründe genug, mich als Journalist damit zu beschäftigen.

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