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Shitstorm: Agrar-Verbände wollen keine "Biotop-Killer" sein (aber trotzdem Biotope killen)

Monokulturen können hübsch aussehen und trotzdem Biotope killen. Hier ein blühendes Rapsfeld. Bild: pixabay.com

In der TV-Sendung "Wissen vor Acht" vom 28.2.2023 bezeichnete der Moderator Thomas D. die Intensivierung der Landwirtschaft als "echten Biotop-Killer". Agrar-Verbände toben und rufen ihre Mitglieder zu Shitstorms auf. Und doch hat Thomas D. recht. Ein Kommentar.

Intensivierte Landwirtschaft ist ein Biotop-Killer. Das sagen nicht nur Umweltverbände seit vielen Jahren - das ist auch für Laien leicht nachvollziehbar.

Denn wenn Landwirte Pestizide ausbringen, dann aus einem Grund: Um ungewünschte Lebewesen ohne viel Aufwand loszuwerden. Genauer: Um aus früheren Biotopen Monokulturen zu machen.

Monokultur heißt ja auch soviel wie "Alleinanbau".

Als Biotop versteht man einen Lebensraum, in dem eine Vielzahl unterschiedlicher Lebewesen wächst, gedeiht und sich gegenseitig fördert. Eine natürliche Blumenwiese ist zum Beispiel ein Biotop, oder auch ein Tümpel.

Biotope sind also das, was industrielle Landwirte in der Regel also gerade nicht wollen. Nicht, weil es böse Menschen wären - mitnichten. Aber weil es die Erträge mindern würde und mehr Aufwand mit sich brächte.

Intensive Landwirtschaft killt Biotope - und schafft Monokulturen.

Wenn sie Raps anpflanzen, soll dort nur Raps wachsen, und keine Brennnesseln oder Klatschmohn. Sie wollen keine Kartoffelkäfer in ihren Äckern und keine Motten im Getreide.

Dafür setzen Industrie-Landwirte ja gerade Herbizide, Insektizide, Fungizide und Co ein. Fossile Landwirtschaft basiert auf Monokulturen und ist angewiesen auf chemisch-synthetische Pestizide.

Es liegt auf der Hand: Entweder Monokultur, oder Biotop.
Folglich sind Monokulturen der Tod von Biotopen. Ganz ohne Übertreibung.

Wenn Thomas D in "Wissen vor Acht" also Monokulturen als "Biotop-Killer" bezeichnet, dann hat er schlicht und ergreifend recht.

Er spitzt also nicht einmal zu und übertreibt auch nicht. Es sind in der Tat Biotop-Killer. Rein sachlich.

Wusstet ihr, dass Intensiv-Landwirte Getreide durch den Einsatz von Chemikalien dazu bringen, schneller zu reifen? Das Verfahren wird als Sikkation bezeichnet. Auch Sikkation killt übrigens Biotope. Mehr dazu auf Wikipedia.

Trotz offensichtlicher Fakten: Agrar-Verbände starten Shitstorm

Und doch toben die Verbände der Agrar-Industrie wieder, rufen ihre Mitglieder zum Shitstorm gegen die ARD-Redaktion auf.

Es sind die üblichen Vorwürfe, das übliche Framing: Man pauschalisiere, man greife "die Bauern" an, die sich ohnehin schon für die Gesellschaft aufopferten. Und: Man solle endlich auch mit "richtigen Fachleuten" sprechen.

Wer ein paar Agrar-Shitstorms der vergangenen Jahrzehnte mitverfolgt hat, weiß, worum es geht. Um Faktenleugnung. Darum, eine vermeintliche "Gegenstimme" zu erheben und Zweifel zu säen.

Mit fachlichem Wissensaustausch hat dieser Protest nichts zu tun. Es ist schlicht Propaganda, die an Zeiten der CMA erinnert.

Der aktuelle Shitstorm um die Bezeichnung von Monokulturen als "Biotop-Killer" zeigt wieder einmal, wie unehrlich manche Agrar-Verbände dabei sind.

Landwirtschaft muss nicht so umweltschädlich sein!

Moderne Landwirtschaft ist immer mit Eingriffen in die Natur verbunden. Intensive Landwirtschaft ganz besonders.

Aber: Es gibt umweltfreundlichere Alternativen, die Biotope nicht dermaßen killen. Bio-Landwirtschaft, zum Beispiel, die ganz auf chemisch-synthetische Dünge- und Spritzmittel verzichtet.

Doch die nachhaltiger wirtschaftenden Landwirte bleiben mal wieder ungehört. Die Bio-Bauern, die auf chemisch-synthetische Mittelchen verzichten und auf Nützlinge und kluge Fruchtfolgen setzen.

Sie sind es, die staatliche und gesellschaftliche Unterstützung und Rückendeckung verdient haben. Nicht die fossile Agrar-Industrie mit ihren übermächtigen Verbänden - und den Chemiekonzernen im Rücken.

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Shitstorm: Landwirte wollen keine "Biotop-Killer" sein (sind es aber)
Letzter Beitrag: 08.03.2023, von Heinzi.

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AUTOR: KILIAN DREIßIG
Vegane Lebensweise vereint Klimaschutz, Tierschutz und Lebensqualität. Gründe genug, mich als Journalist damit zu beschäftigen.

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